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- DAZ 41/2001
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Die Seite 3
Er war von Anfang an umstritten, der erste wissenschaftliche Fortbildungskongress der Bundesapothekerkammer (BAK) in Palma auf der Urlaubsinsel Mallorca. Nicht alle, die bei der ABDA und im wissenschaftlichen Beirat der Bundesapothekerkammer darüber abstimmen mussten, ob sich die Apothekerinnen und Apotheker statt in der Nordseeluft auf Sylt nun unter der Balearensonne fortbilden sollen, waren davon begeistert. Doch man wagte das Experiment. Jetzt kann Bilanz gezogen werden. Wir sind zurück aus Palma.
BAK-Präsident Metzger thematisierte auf der Pressekonferenz in Palma die Gründe für den Umzug auf die Mittelmeerinsel: Das Preis-Leistungsverhältnis auf Sylt sei von einigen Kolleginnen und Kollegen kritisch betrachtet worden, man habe den Kongress dort nicht mehr wirtschaftlich durchführen können. Bei nur rund 350 Teilnehmern kein Wunder. Man suchte also einen attraktiven Standort, der einfach und preisgünstig zu erreichen ist. Mallorca lag da quasi auf der Hand - in der Tat, wenn dort sogar die Putzhilfe der Apotheke Urlaub machen kann. Ole, der Kongress fliegt nach Palma! Erfreulich sei, dass der Kongress jetzt auch für junge Apothekerfamilien erschwinglich geworden sei, wie die Anmeldungen gezeigt hätten, so Metzger. Den Einwand, dass es wohl - auch politisch - befremdlich aussehe, wenn die Bundesapothekerkammer nun ihre drei großen Fortbildungskongresse im Ausland abhalte - Schweiz, Italien und Spanien - versuchte der BAK-Präsident mit europäischen Gedanken zu rechtfertigen nach dem Muster "wir fühlen uns im Haus Europa wohl, wir haben ein europäisches Selbstverständnis" und außerdem seien ja 95% aller Kammerfortbildungen im Inland. Wo er Recht hat, da hat er Recht.
Und trotzdem, bei aller Liebe zu Europa, zu Spanien, zu jungen Apothekerfamilien und bei aller Abneigung gegen arrogante Sylter Hotellerie und Gastronomie, die trotz saftiger Preise nicht einmal Kreditkarten akzeptiert: Palma und der Kongress konnten mich nicht überzeugen. Warum? Da ist die Anreise - man ist voll in der Touristenmaschinerie drin, also mindestens zwei Stunden vor Abreise auf dem Flughafen, dann die verschärften Sicherheitschecks, das Warten, die verspäteten Flüge (wer fliegt heute noch gerne?). Dann die Hotels: der Fortbildungswillige ist umgeben von Mallorca-Urlaubern, zwischen Pool, Sonnenstühlen und Tapas-Bar sucht man seinen Weg zum Kongress mitten durch die malerischen Altstadtviertel Palmas - und bleibt in diesen Fallen hängen - wenn ich mich im spärlich besetzten Kongresssaal umschaute, dürfte es einigen so ergangen sein. Die Hotels liegen in Palma in der Regel nicht in der Nähe des Kongresszentrums, man musste sich mit den Buslinien vertraut machen, sofern die Haltestellen günstig lagen, ein Taxi nehmen oder einen Leihwagen.
Manche Teilnehmer waren täglich insgesamt vier Stunden nur zwischen Hotel und Vortragssaal unterwegs. Den angesetzten morgendlichen Vortragsbeginn (8.45 h!) konnten nur wenige einhalten wegen der langen Anfahrt, wegen des dichten Autoverkehrs in den Morgenstunden und weil nicht alle Hotels frühmorgens schon davon ausgehen, dass ihre Gäste um sieben Uhr frühstücken wollen. Die Veranstalter hatten am zweiten Kongresstag ein Einsehen und verlegten den Vortragsbeginn gnädigerweise um eine Viertelstunde auf 9 Uhr.
Dann der Palacio de Congresos selbst, schon fast am westlichen Standrand von Palma gelegen, gegenüber einer Touristenattraktion (Poble Espanyol) mit regem Ausflugsbusverkehr. Äußerlich sicher ein nettes Ambiente, dieser Kongresspalast, aber das Innenleben: zum Sitzen gab's uralte Folterstühle mit der Garantie für Rückenschmerzen, die Technik mit mangelhaft ausgesteuertem Ton, einem zu hellem oder zu dunklem Saallicht während der Vorträge und einem Diaprojektor mit 10-Watt-Glühbirne. Der wurde zwar dann gegen ein eigens aus Barcelona eingeflogenes Gerät ersetzt, das allerdings so stark war, dass fast die Dias eines Referenten verschmorten. Nur der Beamer funktionierte, aber nicht alle Referenten hatten eine Computerpräsentation.
Der Abflug - wieder Warteschlangen und zum Teil, je nach Heimatflughafen, ein Leckerbissen für Frühaufsteher: 3 Uhr 55 Abholung vom Hotel.
Palma als Kongressort für den BAK-Kongress? Sicher, für den einen oder anderen, der zum ersten Mal die Insel besuchte oder einem BAK-Kongress beiwohnte, der schwarze Dias auch im Dunkeln lesen kann, der immer ein Diclo gegen Rückenschmerzen dabei hat, der sich gerne durch spanische Städte quält oder schon mal ein paar Kongresstage schwänzt, für den hat so ein Kongress so seine Reize. Mir kam da jedenfalls einiges spanisch vor. Adios Palma!
Wirtschaftlich war der Kongress, wie man hörte, auch dieses Mal kein Erfolg, die Teilnehmerzahl war noch nicht im grünen Bereich. Und manchmal fühlte man sich im großen Vortragssaal schon arg einsam - Einkaufen in Palma und Umgebung oder Inselrundfahrten zu netten Orten wie Andratx, Valdemossa oder Deia waren verlockende Alternativen. Palma auch im Herbst 2002? Die BAK zeigte sich jedenfalls wild entschlossen. Und vielleicht hat es einigen Teilnehmern ja tatsächlich gefallen...
Was der Kongress wissenschaftlich bot, können Sie in dieser Ausgabe nachlesen.
Peter Ditzel
Das war Palma
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