Arzneimittel und Therapie

Virustatikum: 20 Jahre Aciclovir

Das Virustatikum Aciclovir wurde 1981 erstmals unter dem Markennamen Zovirax als Arzneimittel gegen Herpesinfektionen zugelassen. Die amerikanischen Forscher Gertrude B. Elion und George H. Hitchings, die Entdecker von Aciclovir, wurden 1988 mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet. Seit 20 Jahren ist Aciclovir das Mittel der Wahl bei Lippenherpes, wie Boehringer Ingelheim berichtete.

Die amerikanischen Forscher Elion und Hitchings untersuchten insbesondere die Synthese von Nukleinsäureketten in normalen Zellen im Vergleich zu Tumorzellen und virusbefallenen Zellen. Diese Grundlagenforschung schuf die Voraussetzung für die Entwicklung eines Wirkstoffs, mit dem der behandelnde Arzt virale Infektionen effektiv bekämpfen kann.

Elion und Hitchings entwickelten das Nucleosidanalogon Aciclovir, eine Wirksubstanz, die in der Lage ist, die Replikation von Herpes-Viren zu stoppen. Aciclovir wurde erstmals 1974 synthetisiert und dann 1981 unter dem Markennamen Zovirax als Arzneimittel zugelassen. Seit 20 Jahren hat sich Zovirax als Virustatikum im Kampf gegen Herpes-Viren bewährt.

Die beiden Wirkmechanismen von Aciclovir

Aciclovir ist ein Prodrug, die wirkungslose Vorstufe von Aciclovirphosphat, das unter dem Einfluss der Thymidinkinase gebildet wird. Aciclovirphosphat hemmt die DNA-Polymerase und behindert somit die Virusvermehrung. Da Aciclovirphosphat nahezu ausschließlich von der virusspezifischen Thymidinkinase gebildet wird, ist die Infektion der Zelle zwingende Voraussetzung für diesen Prozess. Gesunde Zellen werden dabei nicht beeinflusst.

Aciclovir wirkt zweifach: Neben der beschriebenen Hemmung der DNA-Polymerase ist es gleichzeitig bevorzugtes Substrat für dieses Enzym. Aciclovir wird in die wachsende Kette der neuen Viren eingebaut. Es bietet jedoch keine Möglichkeit zum Anfügen eines weiteren Nucleosids. Damit reißt die Kette ab, und das neue Virus kommt nicht zustande.

Hohe Anwendungssicherheit

Die Entwicklung von Aciclovir stellte einen revolutionären Schritt im Kampf gegen Viren dar. Elion und Hitchings erhielten 1988 für diesen Forschungserfolg den Nobelpreis für Medizin.

Für die lokale Therapie an den Haut-Schleimhautgrenzen, vor allem an den Lippen, sind nur geringe Wirkstoffmengen erforderlich. Zovirax Lippenherpescreme wude 1992 aufgrund der hohen Anwendungssicherheit bei sehr gutem Nutzen-Risikoverhältnis aus der Verschreibungspflicht entlassen.

Wissenschaftliche Studien belegen bei frühzeitiger Anwendung der Zovirax Lippenherpescreme eine Beschleunigung der Abheilung der Bläschen um 33%. Außerdem konnte bei 60% der Patienten die Bläschenbildung durch die rechtzeitige Behandlung verhindert werden. Eine Aufnahme des Wirkstoffs in den Blutkreislauf lässt sich nach der topischen Applikation anhand der Plasmaspiegel nicht nachweisen. Zovirax Lippenherpescreme kann deshalb auch bei Schwangeren und kleinen Kindern angewendet werden.

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