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"Alzheimer-Hilfe": Initiative für pflegende Angehörige
Die Alzheimer-Erkrankung ist eine typische Alterskrankheit. Über 95 Prozent der Erkrankungen beginnen nach dem 65. Lebensjahr, und mit zunehmendem Alter nimmt die Häufigkeit stark zu. Im Jahr 2030 werden in Deutschland über 26 Millionen Menschen im Alter über 60 Jahren leben. Die Zahl der über 80-Jährigen wird von 3,2 Millionen im Jahr 1993 auf 4,5 Millionen im Jahr 2030 ansteigen. Um die frühzeitige Diagnose und Behandlung Demenzkranker zu gewährleisten, fordern Experten Strukturverträge. Hierbei sollen Gelder für Demenzkranke, ähnlich wie bei Diabetes- und AIDS-Patienten bereits praktiziert, außerhalb des Honorar- und Arzneimittelbudgets zur Verfügung gestellt werden.
Die Deutsche Alzheimer-Gesellschaft e. V. verfolgt unter anderem das Ziel, die Frühdiagnostik bei Demenzerkrankungen sowie die Behandlung mit Antidementiva sicherzustellen. Ein weiteres Ziel ist, Demenzkranke auch im Pflegeversicherungsgesetz entsprechend ihrer Hilfsbedürftigkeit angemessen zu berücksichtigen.
Demenz-Therapie: ein klassisches Aufgabengebiet des Hausarztes
Da der Hausarzt den Kranken und seine Angehörigen in der Regel am längsten kennt, hat er die Möglichkeit, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, erklärte der niedergelassene Arzt Dr. med. Heinz Pilartz (Bonn). Daher könne er die Persönlichkeitsveränderungen bei dem Patienten frühzeitig erkennen und entsprechende diagnostische und therapeutische Maßnahmen einleiten. Wesentliche Aufgaben des Hausarztes seien danach die fachkompetente Beratung und die psychologische Stützung des Patienten und seiner Angehörigen.
Das "Hamburger Modell"
Um die pflegenden Angehörigen von Demenzkranken zu entlasten, hat die Bundesregierung in ihrem Entwurf zum "Pflege-Leistungsergänzungs-Gesetz" einige Leistungsverbesserungen in der häuslichen Pflege und in der Tagespflege in Aussicht gestellt, berichtete der Diplom-Psychologe Marco Kellerhof, Leiter des Referats Pflege in der Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales in Hamburg. Er bezeichnete die derzeitige Situation in den Pflegeheimen als besorgniserregend. Viele Heime seien weder fachlich noch strukturell auf die Pflege und Betreuung von hochgradig verwirrten Menschen eingestellt.
Im Jahr 1997 hatte der Senat der Hansestadt Hamburg auf Antrag der Behörde einen Ausbau der Plätze für Demenzkranke beschlossen. Nach langjährigen Verhandlungen gibt es nun heute 30 Einrichtungen, die insgesamt 744 Plätze für eine stationäre Betreuung von stark verhaltensauffälligen Demenzkranken anbieten.
Alzheimer ist eine "Erkrankung der ganzen Familie"
Die Alzheimer-Erkrankung ist nicht nur für die betroffenen Patienten, sondern auch für ihre Angehörigen eine schwere Belastung. Immerhin werden 80 Prozent der Patienten zu Hause, meist von Töchtern oder Schwiegertöchtern betreut. Die Pflege und Betreuung eines Alzheimer-Patienten bedeutet oft eine wöchentliche Belastung von 50 und mehr Arbeitsstunden, nicht selten zusätzlich zu familiären Verpflichtungen und Berufstätigkeit. Angehörige brauchen Unterstützung und vor allem Informationen über diese Krankheit, um sich auf die Veränderungen, die unweigerlich eintreten, einstellen zu können.
Deshalb ist es wichtig, dass auch sie beraten, psychologisch betreut und vor allem entlastet werden. Die Bürde sei für den Angehörigen am größten, wenn der Demenzkranke noch viele alltägliche Aktivitäten selbst ausführen kann, betonte Rosemarie Drenhaus-Wagner von der Alzheimer-Angehörigen-Initiative Berlin. Denn gerade in dieser Zeit zeige der an der Alzheimer-Krankheit Leidende auffällige Verhaltensweisen wie Selbst- und Fremdgefährdung, Ruhelosigkeit und Herumwandern, die eine ständige Beaufsichtigung des Kranken erforderlich machen. Außerdem empfinden viele Alzheimer-Patienten im Anfangsstadium ihrer Erkrankung die Hilfestellungen ihrer Angehörigen als Bevormundung oder gar als Bedrohung.
In fachlich geleiteten Angehörigen- und Selbsthilfegruppen entwickeln die pflegenden Partner oder Kinder der Alzheimer-Patienten ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl. Dieses hilft ihnen, über ihre Ängste und Schuldgefühle zu reden, Problemlösungen zu erarbeiten, Trost zu finden, Kraft zu schöpfen und wieder neuen Mut zu fassen. Hier lernt man auch, wie man als Angehöriger seine Forderungen gegenüber dem Pflegepersonal und den behandelnden Ärzten besser artikuliert, wenn es gilt, eine gründliche Diagnose durch einen Facharzt, eine Gedächtnissprechstunde, eine angemessene medikamentöse Therapie mit modernen Medikamenten oder eine angemessene Pflegestufe bei den Pflegekassen zu fordern.
Die Alzheimer-Hilfe: Anlaufstelle für Interessierte, Betroffene und Angehörige
Durch die Aufklärungsarbeit der Alzheimer-Hilfe soll die Früherkennung der Krankheit gefördert werden, damit das Fortschreiten der Krankheitssymptome durch eine umgehend eingeleitete Behandlung aufgehalten bzw. verzögert werden kann. Pflegende Angehörige erhalten durch ein breites Spektrum an verfügbaren Informationsmaterialien und durch die von der Alzheimer-Hilfe angebotene telefonische Beratung ("Infoline") Zuspruch und Entlastung.
Ratsuchende können bei der Alzheimer-Hilfe kostenloses Informationsmaterial über die Erkrankung anfordern: Auf Anfrage verschickt werden das Faltblatt mit 10 Warnsignalen in deutscher und türkischer Sprache, die 72 Seiten starke Angehörigen-Broschüre "Alzheimer-Krankheit: Sie sind nicht allein", ein zweimal jährlich erscheinender Newsletter "Die Alzheimer-Hilfe informiert" sowie Adressen von regionalen Selbsthilfegruppen, Gedächtnissprechstunden und Memory-Kliniken. Tipps, wie pflegerische, finanzielle und rechtliche Unterstützung erlangt werden kann, gehören ebenfalls zum Service-Angebot.
Die Broschüre "Die Alzheimer-Krankheit: Wissenswertes und Tipps für Interessierte, Betroffene und Angehörige" informiert ausführlich über Warnsignale und erste Anzeichen der Alzheimer-Krankheit und gibt Hilfestellungen für Betroffene im Umgang mit Patienten. Im Mittelpunkt steht der Weg zur richtigen und vor allem rechtzeitigen Diagnose der Erkrankung. Ebenso motiviert die Broschüre zum offenen Gespräch, um Betroffenen den Umgang mit der Krankheit zu erleichtern und ein wenig die Ängste vor der Krankheit abzubauen.
Soeben erschienen ist der neue Ratgeber "Mit der Krankheit leben - Schwierige Situationen im Alltag" mit Tipps, wie man damit umgeht. Bei der Alzheimer-Hilfe Infoline können sich interessierte Personen montags bis freitags von 8.00 bis 20.00 Uhr persönlich beraten lassen. 22 000 Anrufer haben diesen Service bereits genutzt. Am Beratungstelefon werden Fragen zur Krankheit beantwortet und Anfragen nach Infomaterial entgegengenommen. Am häufigsten werden Fragen zu den Themen Behandlungsmöglichkeiten, Vererbbarkeit der Krankheit, vorbeugende Maßnahmen und weitere Anlaufstellen gestellt. Seit dem 2. Oktober 2001 bietet die Infoline auch einen türkischen Beratungsservice an. Jeweils dienstags von 14.00 bis 18.00 Uhr können sich türkische Mitbürger über die Alzheimer-Krankheit informieren.
Bilanz der Alzheimer-Hilfe
Wie groß der Informationsbedarf bei den betroffenen Personen ist, spiegelt die Zahl der täglichen Anfragen bei der Alzheimer-Hilfe wider. Seit dem Start der Initiative sind bei der Infoline insgesamt mehr als 22 000 Anrufe eingegangen. Etwa ein Drittel der Anrufer sind Betroffene, die übrigen zwei Drittel sind Angehörige, wobei es sich hierbei in erster Linie um Kinder bzw. Lebenspartner von Betroffenen handelt.
Neben den Anrufen gingen bei der Alzheimer-Hilfe über 30 000 schriftliche Anfragen zu den Service-Materialien ein, die kostenlos verschickt werden. Viele Rat- suchende möchten über den Erstkontakt mit der Alzheimer-Hilfe hinaus weitere Informationen erhalten. Interessierte erhalten den regelmäßig erscheinenden Newsletter "Die Alzheimer-Hilfe informiert". Bei der Alzheimer-Hilfe können auch aktuelle Termine von Informationsveranstaltungen für Laien und Pflegekräfte erfragt werden.
Kastentext: So erreichen Sie die Alzheimer-Hilfe
Alzheimer-Hilfe Postfach 7 08 33 60599 Frankfurt www.alois.de Alzheimer-Hilfe Infoline (0 18 03) 36 66 33 (DM 0,18/Euro 0,09 pro Minute) montags bis freitags von 8.00 bis 20.00 Uhr Türkische Infoline (0 18 03) 36 66 34 (DM 0,18/Euro 0,09 pro Minute) dienstags von 14.00 bis 18.00 Uhr
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