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Kommentar
Bilanzpressekonferenz Phoenix: Positive Zahlen, aber Kritik an Kassen
Diese Prozentzahl entspricht exakt dem allgemein in Deutschland erzielten Marktwachstum. Den höchsten Zuwachs erzielte der Mannheimer Großhändler im Ausland, wo die Umsätze von 4,1 Mrd. im Vorjahr auf rund 7,2 Mrd. Euro kletterten, was einer Steigerung von 75, 6 Prozent entspricht.
Angesichts dieser positiven Entwicklungen der ersten fünf Monate sprach Dr. Bernd Scheifele, Vorstandsvorsitzender der Phoenix AG, davon, dass man für dieses Jahr eine Umsatzsteigerung auf 14,4 Mrd. Euro erwarte, was einem Anstieg von mehr als 20 Prozent entspricht. Auch im Hinblick auf den Ertrag prognostiziert man bei Phoenix eine zweistellige Zuwachsquote. Bei einer Einschätzung der langfristigen Entwicklung zeigte sich Dr. Scheifele vorsichtig: "Das Wachstum in der Wirtschaft erfolgt in der Regel nicht linear, sondern verläuft wellenartig. Eine Fortsetzung der positiven Entwicklung auf dem derzeitigen Niveau erscheint mir vermessen. Außerdem kommen wir an Grenzen: Der Markt ist im Hinblick auf Akquisitionen abgegrast." Obwohl man natürlich weiterhin den Markt beobachte, seien nennenswerte Übernahmen derzeit nicht geplant, erläuterte der Vorsitzende.
Den Erfolg des Unternehmens begründete Scheifele mit Akquisitionen im Ausland und mit einer geografisch weit gefächerten Diversifikationsstrategie. Daneben sei auch die Vollkonsolidierung der finnischen Tamro-Gruppe für das Gesamtergebnis mit verantwortlich. Tamro ist in den nordeuropäischen Märkten mit einem durchschnittlichen Marktanteil von über 50 Prozent der klare Marktführer. In Italien hat Phoenix durch das Joint Venture von Adivar & Comifar ebenfalls die Marktführerschaft übernommen. Die Amedis AG wurde durch den Erwerb und die erfolgreiche Integration des westschweizerischen Pharmagroßhändlers Uhlmann-Eyraud zur Nummer zwei im Schweizer Markt. Die Marktposition in Großbritannien wird von Phoenix mit dem Erwerb des Pharmagroßhändlers Graham Tatford Ltd. "planmäßig" weiter ausgebaut.
Als "konservativ geführtes Haus" verfolge man laut Scheifele langfristig angelegte Wachstumsstrategien. In diesem Zusammenhang sei auch die zum vierten Mal in Folge erfolgte Kapitalerhöhung in Höhe von 70,4 Mio. Euro zu sehen. Die Eigenkapitalquote hat sich somit von 26,3 auf 28,6 Prozent gesteigert.
Unfairer Wettbewerb
Mit Blick auf die Kassen befürchtet Scheifele künftig einen möglicherweise "unfairen Wettbewerb". Sofern die Kassen in Zukunft den Versandhandel mit Medikamenten selbst übernähmen oder von Firmen übernehmen ließen, verändere sich deren Rollenverständnis hin vom Payer zum Player, so dass auch eine Machtverschiebung entstehe: "Heute haben die Kassen lediglich ein Nachfragemonopol. Wenn sie künftig gleichzeitig als Leistungserbringer agieren, wäre das ein unfairer Wettbewerb, zumal die anderen Leistungserbringer auf der Basis privatwirtschaftlicher Strukturen organisiert sind", gab Scheifele zu bedenken.
Im Hinblick auf E-Commerce und Versandhandel muss man nach Ansicht von Scheifele Differenzierungen vornehmen. So sei E-Commerce per se kein Problem: Eine Bestellung, die online ablaufe, bei der die Abholung der Arzneimittel jedoch in der Apotheke stattfinde, sei völlig in Ordnung. Problematisch sei lediglich der Versandhandel. Außerdem zeige das Beispiel USA, dass E-Commerce bei Arzneimitteln kein lohnendes Geschäftsmodell sei - der Markt sei hierfür einfach zu marginal. Im Übrigen seien durch E-Commerce in den Vereinigten Staaten auch keine Einsparungen erzielt worden, da die Versandhändler grundsätzlich Großpackungen verschickten. Auf die Frage eines Journalisten, ob man bei Phoenix - gewissermaßen für den Fall der Fälle - Pläne in der Schublade habe, um selbst in den Versandhandel einzusteigen, meinte Scheifele, dass es "solche Schubladen nicht gibt."
Kritisch äußerte sich der Vorstand auch in Richtung Politik. So sei bei der Gesetzgebung in Sachen Reimport "das Gesetz mit heißer Nadel gestrickt" worden. "Und wie üblich bei solchen Schnellschüssen" sei dabei nichts Gescheites herausgekommen. So sei vergessen worden, den Preisabstand zwischen Reimport und Original-Präparat zu definieren. Dies führe dazu, dass bei der Preisgestaltung die Differenz zwischen Reimport und Original zum Teil nur einen Pfennig ausmache und somit der propagierte Einspareffekt nicht erzielt werden kann. Grundsätzlich sei das Kostenproblem bei der Gesundheitspolitik kein Ausgabe- sondern ein Einnahmeproblem. So war es nach der Überzeugung von Scheifele beispielsweise ein Fehler der Regierung, die Zuzahlungen bei Medikamenten um ca. eine Milliarde Euro pro Jahr zurückzunehmen, hier handle es sich um genau den Betrag, der die Finanzierungslücke schließen könnte, die derzeit von der Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) beklagt werde.
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