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- AZ 33/2002
- Importe - ohne Ende
Kommentar
Importe - ohne Ende
Ärgern Sie sich über Arzneimittel-Importe? Es gibt sie nicht nur, Sie müssen sie auch noch verstärkt abgeben, Stichwort 5,5 Prozent Quote in diesem und satte sieben Prozent im nächsten Jahr. Noch schlimmer: Fachleute in der Apothekerschaft und bei pharmazeutischen Unternehmen gehen bereits davon aus, dass dies sogar noch übertroffen wird.
Die Ärgernisse häufen sich. Importeure nutzten zum Teil die Gunst der Stunde und erhöhten - die beruhigende Umsatzgarantie im Rücken - die Preise eingeführter Arzneimittel. Es gibt Präparate, bei denen der Preis nur noch wenig unter dem des Originals liegt. Es gilt für die Umpacker, das Maximum an Umsatz zu erzielen. Von einem ist auch schon bekannt, dass er Apotheken Rabatt bei Einzelbestellung gewähren wollte, bis ihn eine einstweilige Verfügung stoppte.
Aber selbst bei größeren Preisdifferenzen sind Arzneimittel-Importe grundsätzlich abzulehnen. Längst nicht jeder Patient will ein umgepacktes, zusammengestückeltes Medikament, das seine Compliance auf eine harte Probe stellt. Die gesetzlichen Kassen sparen kaum etwas, denn die Importeure heimsen den Großteil ein.
Auch ordnungspolitisch spricht alles gegen Importe. Das Grundproblem ist der fehlende Binnenmarkt für Arzneimittel in Europa, die einzelnen Staaten dürfen national ihr Gesundheitssystem gestalten. Das macht jeweils für ein Land Sinn, weil auch andere Faktoren im geeinten Europa wie etwa die Kaufkraft der Bürger nicht harmonisiert sind. Und da gibt es Länder, die niedrige Preise festlegen oder teils verdeckt die Arzneimittel-Produktion subventionieren, während andere es bei freier Preisbildung belassen, etwa Deutschland.
Durch Importe nun nehmen Wettbewerbsverzerrungen zu. Bekannt wurde, dass bei wachsenden Wiedereinfuhren nach Deutschland etwa der spanische Markt zeitweise leergefegt war, das kann es doch nicht sein. Wo bleibt da der Gedanke der ordnungsgemäßen Versorgung der Bevölkerung hier und anderswo? Ab 2004 steht die Erweiterung der Europäischen Union an. Neben allen Chancen, die so etwas mit sich bringt, sind Risiken nicht ausgeschlossen. Ein Ende des Import-Problems scheint auch dadurch nicht in Sicht. Leider.
Susanne Imhoff-Hasse
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