Kommentar

Marktforscher: Aut idem - gespart wurde durch Preisabsenkungen

Bonn (im). Einsparungen durch aut idem werden nicht durch die Substitution der Apotheker sondern vielmehr durch die Preissenkungen der Unternehmen erzielt. Das hat die jüngste Auswertung der Verordnungsdaten von Januar bis Juli 2002 des Instituts für medizinische Statistik (IMS) ergeben, die am 8. Oktober vor Journalisten in Bonn vorgestellt wurde.

Verschreibungen von Ärzten oberhalb der Preislinie oder Substanzverordnungen fänden kaum noch statt, daher hätte die Auswahl durch Apotheker keine praktische Relevanz, erklärte Elisabeth Beck, Geschäftsführerin des Marktforschungsunternehmens IMS. Bekanntlich ist die Substitution durch Pharmazeuten ausgeschlossen, wenn der Mediziner selbst bereits preiswert, also im unteren Preisdrittel, verordnete.

Wie Beck weiter ausführte, ist die Annahme, Ärzte verordneten zu teuer und daher sollten die Pharmazeuten auswählen, um Einsparungen zu erzielen, vermutlich falsch gewesen. Diese Annahme lag der neuen aut -idem-Regelung zugrunde. Denn zum ersten Juli 2002 seien von den betroffenen 9000 Präparate-Handelsformen bei der großen Mehrheit (6839 Handelsformen) die Preise unverändert geblieben, und bei der Minderheit (1777) gesenkt oder erhöht (338) worden. Die IMS-Geschäftsführerin zeigte, dass bei vielen Wirkstoffen der durchschnittliche Verordnungspreis pro Verordnung schon unter der Preisobergrenze für aut idem lag. Hinzu komme, dass die Arzneimittel, die niedergelassene Ärzte verordneten, in der Regel lang eingeführte Präparate seien und nicht die neuesten hochpreisigen Innovationen, die für den Arzneikostenanstieg verantwortlich seien, beispielsweise Diclofenac, Metoprolol oder Omeprazol.

Die niedergelassenen Mediziner hätten mehrheitlich die gleichen Arzneimittel wie vorher verschrieben, wobei die Präparate zumeist schon preisgünstig gewesen oder durch die Preisabsenkungen unter die Preislinie gerutscht seien. Fazit der Marktforscher: Ein großes Einsparpotential durch Substitution sei nicht vorhanden, da die Voraussetzungen für die Auswahl der Pharmazeuten in den meisten Fällen fehlte.

Dummys existent

Die Auswertungen von IMS belegten auch, dass es Ausweichreaktionen der pharmazeutischen Hersteller nach oben gegeben habe, erklärte Detlef Schröder-Bernhardi von IMS. Denn zum Beispiel beim Mucolytikum Acetylcystein (ACC) sei die für aut idem ausschlaggebende Preislinie von zwei auf 2,16 Euro zwischen Juli und Oktober heraufgesetzt worden. Grund seien einige teure Neueinführungen gewesen. Dies seien zum Teil "Dummys" der Firmen, also Präparate, die überteuert pro Forma auf den Markt gebracht werden, um die Grenze für das untere Preisdrittel nach oben zu ziehen. Beim Beispiel des Wirkstoffs ACC habe es einen Anstieg der Handelsformen von 57 (1. Juli 2002) auf 62 (1.10.2002) gegeben, darunter einige teuere, so dass die Preise über der Preislinie von 8,27 Euro auf 9,26 Euro anwuchsen. Nach Worten von Schröder-Bernhardi hat dies keine negativen Auswirkungen für die Krankenkassen. Denn die Mediziner hätten fast zu hundert Prozent ACC aus dem unteren Preisdrittel verschrieben, die teueren Präparate dagegen nicht.

Reaktion der Hersteller

Die pharmazeutischen Unternehmen hätten insgesamt mit Preissenkungen auf die Preislinien reagiert, um im unteren Preisdrittel zu bleiben. So lagen beispielsweise bei Metoprolol (50 Milligramm 100 Stück) zunächst nur 15 Handelsformen von insgesamt 46 unter der Preisgrenze aber zum ersten Oktober 2002 mit 31 deutlich mehr.

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