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Kommentar
Das sind rotgrüne Apotheken
Ulla Schmidt bleibt Gesundheitsministerin. Und mit ihr bleibt das rotgrüne Gedankengut, das an dem gefährlichsten Möbelstück für Apotheken, dem Runden Tisch, im Sommer ausgehandelt wurde, bestehen: diese Regierung will den Versandhandel mit Arzneimitteln. Basta. Die politischen Grußworte der SPD-Vertreter auf dem Apothekertag ließen daran keine Zweifel. Unabhängig vom Ausgang des bevorstehenden EuGH-Urteils, das über diesen Vertriebsweg für Arzneimittel in Europa entscheiden wird, will man schon vorher in Deutschland Fakten schaffen und den Versandhandel zulassen.
Doch dann dürfte sich die Apothekenlandschaft relativ schnell verändern, wie auch die "Lebensmittel Zeitung" in ihrer Analyse vermutet. Nach Meinung von Branchenkennern, heißt es dort, werde wohl schnell die Hälfte der 21600 Apotheken wegfallen, nur die Apotheken mit guten Standorten und mit besonderem Service dürften sich halten. Laut Einschätzung der Beratungsfirma Sempora Consulting wird dann bereits in den nächsten zwei bis fünf Jahren auch der Fall des Fremd- und Mehrbesitzverbots erwartet.
Und dann geht es erst richtig los. Apotheken werden Ketten bilden, und Pharmagroßhändler und der Lebensmitteleinzelhandel werden sich um die Übernahme des Apothekeneinzelhandels rangeln. Die Großhändler haben das Know-how und ziehen selbst Ketten auf, der Lebensmittelhandel dürfte in seine Dro- und Verbrauchermärkte Apotheken integrieren, so eine Sempora-Befragung. Rentabel wird die Kettenstruktur, wenn dann noch, was zu erwarten ist, die Preis- und Vertriebsbindung fällt. Aldi, Schlecker oder Wal-Mart bieten dann Arzneimittel in ihren Apotheken billigst an.
Der Markt wird sich total verändern, die Pharmaindustrie kann und wird über diese Entwicklung ebenfalls nicht glücklich sein, da sie sich einer geballten Einkaufsmacht gegenübersieht und ihre Produkte immer günstiger anbieten muss, um gelistet zu werden. Nach Meinung der Beratungsfirma Sempora dürfte ein Preisverfall von 10 Prozent kommen. Ist das die rotgrüne "Apothekenlandschaft", die die Politiker so toll, neu und aufregend finden?
Peter Ditzel
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