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- DAZ 14/2002
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Aut idem: Fährt es gegen die Wand?
Aut idem solle, so die Industrie in Schreiben an Ärzte, grundsätzlich ausgeschlossen werden. Über diese bis dato "noch nicht erlebte Kaltschnäuzigkeit der Industrie", empört sich zwar die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), doch muss deren 1. Vorsitzender, Manfred Richter-Reichhelm, gleichzeitig einräumen, dass die Ärzte aut idem selbst nur sehr verhalten nutzen und vielfach eine Substitution durch Aufbringen des Stempels "keine Substitution" verhinderten.
Die FAZ berichtet in ihrem Beitrag über eine Reihe von "Umgehungsstrategien", mit der Einsparungen durch eine Aut-idem-Regelung verhindert würden. So werden beispielsweise neue Packungsgrößen auf den Markt gebracht, die eine Substitution nicht zuließen. Von Seiten der Juristen wird auch auf die Möglichkeit hingewiesen, besonders preisaufwändige Dubletten und Generika einzuführen. Bekannt ist beispielsweise die Einführung des Generikums Famotidin der Firma Lindopharm, einer Hexal-Tochter, das mit einem Apothekenverkaufspreis von 500,02 Euro in der Liste steht, während es andere Firmen, beispielsweise Ratiopharm, für 29,48 Euro anbieten.
Das Lindopharm-Präparat werde zwar nicht verordnet, gehe aber in die Berechnung des "unteren Preisdrittels" mit ein und habe zur Folge, dass die Preislinie nach oben steige. Nach Auffassung von Hexal, so der FAZ-Bericht, sei dies ein "pädagogischer Akt", mit dem man die Politik auf die Manipulationsfähigkeit und Manipulationsgefahr der Preisregulation in der jetzigen Form des aut idem aufmerksam machen wolle.
Man habe in der Branche auch von einem weiteren Fall gehört, bei dem einem kleinen Hersteller finanzielle Kompensation für den Umsatzrückgang seines Präparats angeboten worden sei, wenn er nur die Preise für seine Generika oben halte. Vor diesem Hintergrund sind Branchenvertreter der Ansicht, dass "aut idem gegen die Wand fährt".
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