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Arzneimittel und Therapie
Alzheimer-Demenz: Langfristige NSAR-Einnahme verringert möglicherweise Alzheime
An der Entstehung der Alzheimer-Krankheit sind möglicherweise Entzündungsmechanismen beteiligt. Darauf deuten die Aktivierung der Komplement-Kaskade, die Anhäufung reaktiver Mikroglia und das Vorkommen zahlreicher mit der Immunabwehr assoziierter Proteine im Gehirn von Alzheimer-Patienten.
Schützen Entzündungshemmer vor Demenz?
Ob antientzündliche Arzneimittel, insbesondere nichtsteroidale Antirheumatika, die Entstehung einer Alzheimer-Erkrankung hinauszögern oder sogar verhindern können, ist aufgrund der bisherigen Studienlage unklar. Einige Beobachtungsstudien wiesen auf eine schützende Wirkung der NSAR hin, andere zeigten keinen Zusammenhang.
In einer prospektiven Kohortenstudie in den Niederlanden wurde erneut untersucht, ob der Gebrauch von NSAR mit einem verringerten Risiko für eine Alzheimer-Demenz oder eine vaskuläre Demenz einhergeht.
In Rotterdamer Vorort Ommoord wurden zwischen 1990 und 1993 alle Menschen ab 55 Jahre aufgerufen, sich an der Studie zu beteiligen. Die Teilnahmewilligen wurden am Anfang auf eine mögliche Demenzerkrankung untersucht. Zu Beginn Demenzfreie wurden bei zwei Folgeuntersuchungen – 1993 bis 1994 und 1997 bis 1999 – erneut auf Demenzerkrankungen getestet. Die Teilnehmer wurden bis zur Diagnose Demenz, bis zum Tod oder maximal bis zur zweiten Folgeuntersuchung nachbeobachtet.
Verordnungen in den Apotheken registriert
Die Einnahme von NSAR zwischen 1991 und 1998 wurde anhand der automatisch registrierten Verschreibungen in den sieben ortsansässigen Apotheken dokumentiert. Die Verschreibungen oraler Salicylate wurden getrennt dokumentiert. Nach der Gesamtdauer der NSAR-Einnahme wurde unterschieden zwischen
- Nichtgebrauch,
- kurzfristigem (höchstens 1 Monat),
- mittelfristigem (zwischen 1 und 24 Monaten) und
- langfristigem Gebrauch (mehr als 24 Monate).
Als mögliche Störfaktoren wurden berücksichtigt: Geschlecht, Alter, Ausbildungsgrad, Rauchen, Verwendungsdauer von Antidiabetika (als Maß für die Diabetesdauer), Einnahme von H2-Blockern und Antihypertensiva.
6989 zunächst demenzfreie Menschen nahmen an der Studie teil, 60% davon Frauen. Während der durchschnittlich 6,8 Jahre dauernden Nachbeobachtung entwickelten 394 Teilnehmer (5,6%) eine Demenz: 293 (4,2%) eine Alzheimer-Demenz, 56 (0,8%) eine vaskuläre Demenz und 45 (0,6%) andere Demenzerkrankungen. Insgesamt wurden 23 685 NASR-Verordnungen registriert. Diclofenac, Ibuprofen und Naproxen machten 83% davon aus.
Alzheimer-Risiko sinkt mit der Einnahmedauer
Der Gebrauch von NSAR ging mit einem verringerten Risiko einer Alzheimer-Erkrankung einher (relatives Risiko 0,86). Das relative Risiko sank mit zunehmender Dauer der NASR-Anwendung: es betrug 0,95 bei kurzfristigem, 0,83 bei mittelfristigem und 0,20 bei langfristigem NSAR-Gebrauch.
Noch klarer wurde der Zusammenhang, als die NSAR-Anwendung ein oder zwei Jahre vor der Diagnose nicht berücksichtigt wurde. So wurden Veränderungen im NSAR-Gebrauch im Vorläuferstadium der Erkrankung nicht gewertet.
Bei Menschen, die mindestens zwei Jahre lang NSAR eingenommen hatten, hing die Verringerung des Alzheimer-Risikos nicht von der Tagesdosis ab: Zwischen Personen, die höchstens eine definierte Tagesdosis NSAR eingenommen hatten, und solchen, die mehr eingenommen hatten, bestand kein signifikanter Unterschied. Auch das Alter beeinflusste die Risikoreduktion nicht: NSAR-Anwender unter 80 Jahre und solche ab 80 Jahre wiesen eine vergleichbare Risikoreduktion auf. Kein Zusammenhang bestand zwischen dem Gebrauch von NSAR und dem Risiko einer vaskulären Demenz.
Möglichst frühzeitig NSAR einnehmen
Der langfristige Gebrauch nichtsteroidaler Antirheumatika (über mehr als zwei Jahre) ging in dieser Studie also mit einem verringerten Erkrankungsrisiko für die Alzheimer-Demenz einher. Dabei scheint die eingenommene Dosis ohne Bedeutung für das Ausmaß der Risikoreduktion zu sein. Wichtig könnte dagegen der Einnahmezeitraum zu sein: Die größte Wirkung scheinen NSAR zu haben, wenn sie frühzeitig (mindestens zwei Jahre vor Beginn einer Demenz) eingenommen werden. Dies könnte auch erklären, warum Studien mit kurzer Nachbeobachtungszeit keinen Zusammenhang zeigten.
In einer Primärpräventionsstudie (Alzheimer's Disease Antiinflammatory Prevention Trial) wird jetzt die Wirksamkeit von NSAR (Naproxen oder Celecoxib) bei Personen mit hohem Alzheimer-Risiko untersucht.
Literatur In't Veld, B. A., et al.: Nonsteroidal antiinflammatory drugs and the risk of Alzheimer's disease. N. Engl. J. Med. 345, 1515 – 1521 (2001). Breitner, J. C. S., P. P. Zandi: Do nonsteroidal antiinflammatory drugs reduce the risk of Alzheimer's disease? N. Engl. J. Med. 345, 1567 – 1568 (2001).
Ob antientzündliche Arzneimittel, insbesondere nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), die Entstehung einer Alzheimer-Erkrankung hinauszögern oder sogar verhindern können, ist aufgrund der bisherigen Studienlage unklar. In einer nun vorliegenden Studie hatten ältere Menschen, die mindestens zwei Jahre lang nichtsteroidale Antirheumatika einnahmen, ein signifikant verringertes Risiko, an der Alzheimer-Demenz zu erkranken. Dabei scheint die eingenommene Dosis ohne Bedeutung für das Ausmaß der Risikoreduktion zu sein. Wichtig könnte dagegen der Einnahmezeitraum sein: die größte Wirkung scheinen NSAR zu haben, wenn sie frühzeitig eingenommen werden.
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