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Cannabinoide: Für ein gnädiges Vergessen

Vergesslichkeit an und für sich ist zwar nichts Positives, Personen, die schlechte Erlebnisse vergessen können und sich eher an die guten Dinge im Leben erinnern, sind jedoch mit Sicherheit die glücklicheren Menschen. Einen Beitrag zu diesem "gnädigen Vergessen" scheinen körpereigene Cannabinoide zu leisten. Dies schreiben zumindest Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München in der Fachzeitschrift "Nature".

Eine wichtige Funktion des Zentralnervensystems ist die Verarbeitung von Erfahrungen. Negative Erlebnisse werden dabei ebenso wie positive gesammelt, gespeichert und mit bestimmten Verhaltensmustern verknüpft. Allerdings hat das Gehirn bei negativen Erlebnissen eine Art Schutzmechanismus eingebaut: Ist es nicht sehr gravierend bzw. findet es nur ein einziges Mal statt, gerät es nach einer Weile in Vergessenheit und kann somit den Organismus auch nicht mehr belasten. Der Mechanismus, der diesem Vergessen zugrunde liegt, ist noch weitgehend unerforscht. Die nun vorliegenden Ergebnisse der Münchner Wissenschaftler bringen jedoch ein wenig Licht in das Geschehen.

An Mäusen untersuchte das Forscherteam um Beat Lutz den Einfluss von Cannabinoiden auf das Erinnerungsvermögen. Sie verwendeten dazu "normale" Tiere sowie einen Mäusestamm, dem die für Cannabinoide empfindlichen Rezeptoren fehlen. Alle Tiere wurden darauf trainiert, ein bestimmtes Tonsignal mit einem leichten Elektroschock in Verbindung zu bringen. Hörten die Mäuse in den folgenden Tagen das Signal, erstarrten sie – auch wenn sie keinen elektrischen Schlag bekamen.

Nach etwa elf Tagen nahm dieses Verhalten bei den gesunden Tieren jedoch wieder ab. Sie vergaßen nach und nach, was das Signal ursprünglich bedeutet hatte und verhielten sich dementsprechend unauffällig. Ganz anders die Mäuse, denen die Rezeptoren für Cannabinoide fehlten – sie waren auch lange Zeit nach dem Versuch noch nicht in der Lage, das für sie unangenehme Erlebnis zu vergessen und gerieten bei jedem Signal in Panik. Cannabinoide scheinen demnach für die Verarbeitung von schlechten Erfahrungen eine wichtige Rolle zu spielen. ral

Quelle: Nature 2002, Vol. 418, S. 530 – 534

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