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Bilanz zum Ende des Jahres 2024
118 Apotheken weniger in NRW
Nordrhein-Westfalen hat im vergangenen Jahr unterm Strich 118 Apotheken verloren: 57 in Westfalen-Lippe und 61 in Nordrhein. Die beiden Apothekerkammern des Landes schlagen Alarm: Die künftige Bundesregierung müsse schnellstmöglich gegensteuern.
Seit 20 Jahren in Folge vermeldet die Apothekerkammer Westfalen-Lippe einen Rückgang der Betriebsstätten. „Im Jahr 2024 schlossen 65 Apotheken ihre Pforten, nur acht wurden eröffnet. Damit haben wir im Jahr 2024 unterm Strich 57 Apotheken verloren“, konstatiert der Hauptgeschäftsführer der Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL), Andreas Walter, in einer Pressemitteilung von diesem Freitag. „Der traurige Trend geht weiter.“ Insgesamt gibt es im Landesteil noch 1.654 Apotheken.
Die acht Neueröffnungen gab es in Münster (3), Coesfeld, Arnsberg, Nordwalde, Gladbeck und Witten (je eine Apotheke). Münster hat allerdings auch bei den Schließungen die Nase vorn: Vier machten dort dauerhaft zu. Jeweils drei Schließungen gab es in Bielefeld, Detmold, Hagen, Bochum und Gelsenkirchen. Je zwei Apothekenschließungen waren in Bad Oeynhausen, Dorsten, Gütersloh, Lübbecke, Menden und Schwerte zu verzeichnen, in 34 weiteren Städten und Gemeinden je eine weitere.
Die Notdienstbelastung für die verbliebenen Apotheken sei in vielen Fällen ohnehin hoch, betont Walter – nun spitzt sich die Lage zu: „Die Zahl der Dienste kann nicht unendlich erhöht werden.“ Der AKWL-Geschäftsführer stellt klar: „Weniger Apotheken führen unweigerlich dazu, dass unterm Strich die Wege zum Notdienst weiter werden.“
Nordrhein: Weniger als 2000 Apotheken
In Nordrhein sieht es nicht besser aus: Ende 2024 gab es hier erstmals weniger als 2.000 öffentliche Apotheken, vermeldet die Apothekerkammer Nordrhein (AKNR). In den beiden Regierungsbezirken Köln und Düsseldorf haben 66 Apotheken für immer geschlossen. Dem stehen lediglich fünf Neueröffnungen gegenüber, sodass es insgesamt 61 Apotheken weniger in Nordrhein gibt. Die meisten Schließungen gab es in Düsseldorf (7), Wesel und im Rhein-Sieg-Kreis (je 6) sowie in Köln und in der Städteregion Aachen (je 5). Noch gibt es laut AKNR in jeder Kommune mindestens eine Apotheke, doch auch hier werden die Wege für Patienten weiter, vor allem im Notdienst.
Die Gründe für die Schließungen sind vielschichtig – doch Walter ist überzeugt: „Am Ende sind es aber immer wirtschaftliche Gründe, die dazu führen, dass Apotheken nicht weitergeführt werden.“ Eine Steigerung des apothekerlichen Fixhonorars gab es zuletzt vor über zehn Jahren. Der AKWL-Geschäftsführer hat eine klare Forderung: „Welche Partei wen auch immer zum Bundesgesundheitsminister macht, muss mit einem Soforthilfepaket die Apotheken vor Ort und damit die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung stabilisieren.“ Schließlich sei eine Apotheke kein Geschäft wie jedes andere. „Schließt eine Apotheke, bedeutet dies einen Sozialabbau vor Ort.“
AKNR-Präsident Armin Hoffmann bringt es folgendermaßen auf den Punkt: „Zu wenig Honorar, zu viel Bürokratie, schlimme Lieferengpässe bei Medikamenten und der auch bei uns herrschende Fachkräftemangel – die Bedingungen, eine Apotheke zu führen oder gar neu zu eröffnen, werden immer schlechter.“ Von der neuen Bundesregierung erwartet er „endlich ein Gegensteuern“. Mit der Aussage, dass kein Geld da wäre, will sich Hoffmann, der jetzt auch Präsident der Bundesapothekerkammer ist, nicht mehr abspeisen lassen. Auch wenn Apotheker*innen formal Freiberufler sind – de facto seien sie „fast so etwas wie Beamte, die im Auftrag des Staates eine hoheitliche Aufgabe wahrnehmen“. Und so müsse der Staat auch seiner Verantwortung gerecht werden. „Es kann nicht sein, dass Inhaber, die das volle wirtschaftliche Risiko mit ihrem Privatvermögen tragen, weniger Geld haben als ihre Angestellten“, betont Hoffmann.
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