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Clioquinol: Ein Antibiotikum gegen Alzheimer

Ein Antibiotikum scheint im Kampf gegen die Alzheimerkrankheit zu helfen: Erste klinische Tests haben ergeben, dass der Wirkstoff Clioquinol den Krankheitsverlauf bremst und das Ausgangsmaterial für die typischen Eiweißplaques deutlich reduziert. Das berichtet das Wissenschaftsmagazin "New Scientist".

Wissenschaftler der Harvard-Universität in Boston befassen sich seit einiger Zeit mit der Wirkung von Clioquinol bei Alzheimer. Das Antibiotikum, das in Deutschland zur topischen Anwendung zugelassen ist, bindet im Gehirn Metallionen. Derartige Metallionen spielen laut den Studiendurchführenden bei der Entstehung von Morbus Alzheimer eine Rolle, da sie die Bildung von Wasserstoffperoxid anregen und damit die Plaquebildung begünstigen.

Im Zellversuch konnten sie zunächst zeigen, dass Clioquinol durch Abfangen der Metallionen und somit durch Reduktion von Wasserstoffperoxid einen hemmenden Einfluss auf die Plaquebildung ausübt. Der Effekt stellte sich dann auch im Tierversuch ein. Im November 2000 stellten die Wissenschaftler auf einem Kongress in New Orleans Daten vor, nach denen Clioquinol bei Mäusen zu einem Abbau der Eiweißplaques im Hirn führte.

Bei jüngeren Nagern gelang es den Forschern mit dem Antibiotikum sogar, die Ablagerungen komplett aufzulösen. Die positiven Ergebnisse gaben den Ausschlag für den Beginn von klinischen Studien – und auch in diesen scheint sich Clioquinol zu bewähren. Für die Substanz könnte der Einsatz bei Alzheimer-Patienten eine Art Renaissance bedeuten. Als Antibiotikum war Clioquinol in den 70er-Jahren in Japan im Einsatz und in Verruf geraten, da es zu Lähmungserscheinungen und Erblinden führte. Wie man inzwischen annimmt, können diese Nebenwirkungen jedoch vermieden werden, wenn Clioquinol zusammen mit Vitamin B12 verabreicht wird. In den klinischen Studien wird dies bereits praktiziert. ral

Quelle: New Scientist vom 3. 8. 2002, S. 14

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