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Universität Heidelberg: Neustrukturierung der Pharmazie in Forschung und Lehre

Wie bereits früher berichtet, bleibt der Standort Heidelberg für die Ausbildung der Pharmazeuten auch zukünftig erhalten, obwohl er zwischenzeitlich von Schließung bedroht war. Eine Expertenkommission, die 1996 unter dem Vorsitz von Prof. Dr. E.-L. Winnacker (jetzt Präsident der DFG) über das Schicksal der Heidelberger Pharmazie entschied, hatte damals vorgeschlagen, die Pharmazie in Richtung Wirkstoff- und Arzneimittelforschung mit Schwerpunkt Biomedizin und Molekulare Biotechnologie weiter zu entwickeln.

Das neue Universitätsgesetz des Landes Baden-Württemberg, das 2000 in Kraft trat, sieht als Mindestgröße für eine Fakultät 20 Professoren-Planstellen vor. Dadurch durfte die Fakultät für Pharmazie, die über zehn Professorenplanstellen verfügte, nicht länger autonom bleiben. In langen Verhandlungen ist es gelungen, die Fakultät für Pharmazie zum 1.10.2002 mit der Fakultät für Biologie zu fusionieren, unter der neuen Bezeichnung "Fakultät für Biowissenschaften". Die Fusion mit der Fakultät für Biologie trägt auch der inhaltlichen Neuorientierung der Pharmazie in Richtung Biomedizin und Molekularer Biotechnologie Rechnung.

Institut für Pharmazie und Molekulare Biotechnologie

Die Professoren der ehemaligen Fakultät für Pharmazie haben beschlossen, die bisherige Institutsgliederung aufzugeben und sich zum 1.10.2002 zu einem gemeinsamen Institut für Pharmazie und Molekulare Biotechnologie (IPMB) zusammenzuschließen. Dieses Institut ist in vier Abteilungen gegliedert sein, die jeweils von einem Abteilungsdirektor geleitet werden:

  • Abt. Chemie: Prof. Dr. A. Jäschke (Direktor; seit 1. 9. 2002), Prof. Dr. N. Metzler-Nolte; www.uni-heidelberg.de/institute/fak17/phazc.
  • Abt. Biologie: Prof. Dr. M. Wink (Direktor), Prof. Dr. J. Reichling (Akad. Dir.); N. N. (Berufungsverhandlungen laufen mit PD Dr. S. Wölfl, Jena); www.uni-heidelberg.de/institute/fak17/phazb.
  • Abt. Pharmazeutische Technologie und Pharmakologie: Prof. Dr. G. Fricker (Direktor); AOR Dr. G. Reich; Prof. Dr. U. Hilgenfeldt; www.technologie.uni-hd.de.
  • Abt. Bioinformatik und funktionelle Genomik (zwei Professorenstellen sind ausgeschrieben; Berufungen werden 2003 erfolgen).

    Das IPMB wird eine zentrale Verwaltung und zentrale Serviceeinheiten einrichten (NMR, MS, Bioanalytik) und fachübergreifend zusammenarbeiten. Geschäftsführender Direktor (aus der Gruppe der Abteilungsdirektoren zu wählen) ist bis 30. 9. 2004 Prof. Dr. M. Wink, Tel. (0 62 21) 54 48 81, Wink@uni-hd.de.

    Bachelor- und Master-Studiengang

    Das IPMB ist für die Lehre des Studienganges Pharmazie verantwortlich. Ab WS 2001 wurde das Studienjahr und das alternative Prüfungsverfahrens mit Modularisierung der Lehrveranstaltungen und Credit Points/Noten anstelle des 1. Staatsexamens eingeführt (www.uni-heidelberg.de/institute/fak17).

    Zusätzlich wird seit WS 2001 der Bachelor/Master-Studiengang "Molekulare Biotechnologie" angeboten. Er besteht aus einem BSc-Kurs mit 6 Semestern und (darauf aufbauend) einem MSc-Kurs mit 4 Semestern (inkl. Master-Thesis) Regelstudienzeit. Thematische Schwerpunkte des Studiengangs sind: Wirkstoffforschung, Bioinformatik, Biophysik (www.biotechnologie.uni-hd.de).

    Der Studiengang "Molekulare Biotechnologie" erfreut sich großer Nachfrage: Auf 45 Studienplätze pro Studienjahr bewarben sich im Jahr 2001 fast 400, im Jahr 2002 über 450 Abiturienten. Die 120 (mutmaßlich) besten Kandidaten wurden zu Auswahlgesprächen nach Heidelberg eingeladen. Jeder Bewerber hatte ein mündliches Interview mit je zwei Hochschullehrern zu führen, in dem Persönlichkeitsbild, Motivation und Fachwissen hinterfragt wurden. Dieses Verfahren hat sich bewährt und wird auch zukünftig weitergeführt werden (hoffentlich auch bald für den Studiengang Pharmazie!). Nachdem der erste BSc-Kurs abgeschlossen ist, wird im WS 2004 der konsekutive MSc-Kurs beginnen, der als Aufbaustudiengang auch für Absolventen anderer Fachrichtungen, z. B. Pharmazeuten, vorgesehen ist.

    Pharmazie profitiert von Neustrukturierung

    Auch die Lehre im Studiengang Pharmazie wird von der Neustrukturierung profitieren. So werden die neuen Ergebnisse der Zell- und Molekularbiologie, Molekularen Biotechnologie, Genomforschung und Bioinformatik auch in die Ausbildung der Pharmazeuten eingebracht – trotz der Einschränkungen durch die Approbationsordnung. Gerade für Pharmazeuten, die ihre Zukunft in der chemischen und pharmazeutischen Industrie oder Grundlagenforschung suchen, werden fundierte Kenntnisse in diesen Bereichen immer wichtiger werden.

    Die Forschungsschwerpunkte des IPMB sind breit und umfassen: Wirkstoff- und Arzneistoffentwicklung, Phytopharmaka, Pharmakologie & Toxikologie, Molekulare Biotechnologie, instrumentelle und Bioanalytik, DNA-Diagnostik, PNA, medizinische anorganische Chemie, katalytisch aktive RNAs, bioorganische Chemie, Enzymdesign, ABC-Transporter, Proteomics, Genomforschung, Bioinformatik, Resorption und Transport von Wirkstoffen über Darmepithelien und Blut-Hirn-Schranke, Drug-Targeting, chemische Ökologie, molekulare Evolutionsforschung.

    Seit 1998 besteht das DFG Graduiertenkolleg 388 "Biotechnologie – Biochemische und molekulare Grundlagen", das von Prof. Dr. M. Wink federführend geleitet wird (www.uni-heidelberg.de/institute/fak17/phazb/gradkoll.htm).

    Aus der Pharmazie sind die Arbeitsgruppen Fricker, Metzler-Nolte und Wink beteiligt, andere Gruppen kommen aus den Instituten für Molekulare Genetik, der Theoretischen Medizin, dem Heidelberger Institut für Pflanzenforschung (HIP), dem Zentrum für Molekularbiologische Forschung (ZMBH), dem Institut für Physikalische Chemie, dem DKFZ und dem MPI für Biomedizinische Forschung.

    Leichterer Wissenstransfer Hochschule – Industrie

    Um den Wissenstransfer aus der Universität in die Industrie zu erleichtern, wurde 1999 mit Unterstützung des Ministeriums für Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg das Akquisitionszentrum Biotechnologie (TZBio) gegründet, dem Arbeitsgruppen aus den Fakultäten Biowissenschaften, Chemie und Medizin angehören (Sprecher: Prof. Dr. M. Wink; www.uni-heidelberg.de/institute/fak17/phazb/TZ-biotech/news.html).

    Eine weitere Maßnahme, um den Wissenstransfer zu fördern, war die Gründung des Steinbeis Transfer Zentrums "Biopharmazie und Analytik" durch Prof. Dr. G. Fricker und Prof. Dr. M. Wink (www.steinbeis-biopharmazie.uni-hd.de).

    Bereits heute wird die Forschung des IPMB durch Drittmittel von DFG (SFB, GK, SPP, Einzelanträge), BMBF, BMWi, VW, EU, Fond der chemischen Industrie, DAAD und KAAD gefördert. Zusammenarbeiten bestehen mit industriellen Partnern wie z. B. den Firmen Abbott, Aventis, Bayer, Bernina Biosystems, Biomass Iceland, Boehringer Ingelheim, Bogar, DGF Stoess, Generatio, Givaudan, Glaxo Smith- Kline, Novartis, Provega, Mastertaste, Roche, RooTec, Saatzucht Steinach, Saatzucht Späth, Schaper & Brümmer, Soja Austria, Steigerwald, Thymuskin, Vandsons und Wild.

    Betrachtet man die Lehre und Forschung im IPMB, so steht die interdisziplinäre Zusammensetzung und Zusammenarbeit im Vordergrund. Forschung und Lehre werden zunehmend wieder Hand in Hand gehen. Im Zuge der Profilbildung der deutschen Universitäten werden wir versuchen, in der Heidelberger Pharmazeuten-Ausbildung den Schwerpunkt auf "Forschung und Industrie" zu legen. Es gilt die Synergien der interdisziplinären Zusammenarbeit zu nutzen, um zu neuen Ufern aufzubrechen und diese auch zu erreichen.

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