Prisma

Methylenblau: Neue Hoffnung für Malariapatienten

Jedes Jahr erkranken weltweit 400 Millionen Menschen an Malaria. Die für Entwicklungsländer erschwinglichen Medikamente Chloroquin und Fansidar erweisen sich zunehmend als stumpfe Waffen, da der Malariaerreger resistent wird. Neuere Antimalaria-Mittel wie Lariam und Malarone sind wegen ihres Preises für Dritte-Welt-Länder inakzeptabel, außerdem wurden auch hier bereits Resistenzen beobachtet. Einen Ausweg könnte ein altbewährtes Mittel bieten: Methylenblau.

Bereits 1891 behandelte Paul Ehrlich Malaria-Patienten mit Methylenblau, wenn ihm das damals gebräuchliche Standardmedikament Chinin nicht zur Verfügung stand. Wie man heute weiß, hemmt Methylenblau die Glutathion-Reduktase des Erregers, ein Enzym, das ihn vor Angriffen unseres Immunsystems, aber auch vor Arzneimitteln wie Chloroquin schützt. Durch Methylenblau wird zudem der Abbau von Hämoglobin im Malariaparasiten behindert. Insgesamt blockiert Methylenblau das Wachstum der Plasmodien in menschlichen Erythrozyten – und damit die biologische Basis für das Krankheitsbild Malaria.

Methylenblau geriet in Vergessenheit, als in den 60er Jahren neue Medikamente für die Behandlung der Malaria zur Verfügung standen. Wissenschaftler der Universität Heidelberg wollen der Substanz nun jedoch zu einer Renaissance verhelfen. Wie die Universität mitteilt, erhielt Professor Heiner Schirmer vom Biochemie-Zentrum Anfang Oktober den "Dream Action Award" des niederländischen Chemie-Konzerns DSM für die Entwicklung von BlueCQ, einer Kombination aus Methylenblau und Chloroquin.

Das Preisgeld soll zur Finanzierung einer Patientenstudie in Burkina Faso verwendet werden. Bisherigen Tests zufolge wird die Resistenzentwicklung gegen Chloroquin durch die gleichzeitige Gabe von Methylenblau erschwert. Ein weiterer Vorteil: "Da Methylenblau schon lange angewendet wird, ist es bereits klinisch gut getestet", so die Aussage von Professor Schirmer. Deshalb können voraussichtlich die hohen Kosten von ca. 400 Millionen Dollar, die normalerweise für die klinische Prüfung eines neues Medikamentes aufgewendet werden müssen, sowie der lange Zeitraum von 4 Jahren, den diese Studien erfordern, vermieden werden.

Quelle: Pressemitteilung der Universität Heidelberg

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