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Kommentar: Die Angst vor mächtigen Apothekern

Apothekerinnen und Apotheker fragen sich immer wieder, warum gerade ihr Beruf in den Medien so negativ dargestellt wird. "Schubladenzieher" bringen ihre ach so schädliche böse "Chemie" mit unüberschaubaren Nebenwirkungen zu "Apothekerpreisen" unter die Leute und sollen darum in der schönen neuen Welt durch einen smarten Internetshop substituiert werden.

Auch in dieser Zeitung ist schon oft gefragt worden, woran diese Darstellung in den Medien liegen mag. Dabei steht die Sichtweise der (vermutlich meist gesunden und vitalen) Medienmacher im eklatanten Widerspruch zur Zufriedenheit der (wohl eher kranken und gebrechlichen) Apothekenkunden. Das Kundenbarometer belegt diese Zufriedenheit seit vielen Jahren. Doch gerade dieser vermeintliche Widerspruch könnte die Antwort sein: Die Apotheken und die dort erhältlichen Arzneimittel sind zu wichtig!

Das gleiche Phänomen ist mittlerweile schon seit Jahrzehnten bei den Autos zu beobachten. Es ist modern, auf Autos zu schimpfen. Die Umweltbelastung wird unverändert angeprangert – und dabei ignoriert, welch einen Quantensprung die Katalysatortechnik gebracht hat. Fast alle schimpfen über Staus, fahren aber dennoch selbst zu den Stoßzeiten.

Doch kaum jemand spricht einmal aus, dass wir ohne Autos unsere ganze Mobilität vergessen könnten, sofern wir uns außerhalb der unmittelbaren Stadtzentren der Großstädte bewegen wollen oder müssen. Kaum jemand gesteht ein, dass unsere gesamte Volkswirtschaft zum Erliegen käme und die persönliche Freiheit nur noch eine abstrakte Idee wäre, wenn wir auf Autos verzichten würden. Trotzdem gilt es als geradezu politisch korrekt, an Autos herumzumäkeln – oder gerade deshalb?

Die Medien verstehen sich traditionell und politisch durchaus sinnvoll als Korrektiv gegenüber den Mächtigen in Politik und Wirtschaft. Darum zeigen sie gerade diesen ihre Grenzen auf und übertreiben dabei natürlich gerne auch mal.

Könnte nicht die Kritik an Apotheken und Arzneimitteln die gleiche Ursache haben? Je mehr innovative Arzneimittel die Industrie hervorbringt, umso deutlicher wird ihr Wert wahrgenommen. Jeder kann jederzeit in die Lage kommen, solche Arzneimittel zu brauchen. Die Biotechnologie verspricht für die Zukunft noch gewaltige Chancen. Da erscheint es gut, wenn Arzneimittelindustrie und Apotheken nicht zu mächtig werden. Sie sollen nicht spüren, dass alle sich von ihnen abhängig fühlen. Also wird ein bisschen Stimmung gegen sie gemacht – ob im Einzelfall berechtigt oder nicht, ist dabei Nebensache.

Thomas Müller-Bohn

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