Kommentar

Ein wenig klagen

Bald gibt es acht Millionen Privatversicherte in Deutschland. Auch im abgelaufenen Jahr gab es einen kräftigen Zulauf von Wechselwilligen, die Steigerung der Beitragseinnahmen lag über der der Versicherungsleistungen. Schöne Aussichten. Die privaten Krankenversicherer legen gleichwohl die Stirn in Falten. Zum einen könnten ihnen in diesem Jahr viele junge, gesunde potenzielle Neukunden wegen der höheren Pflichtgrenze wegbleiben, befürchten sie, was nicht völlig von der Hand zu weisen ist. Zum anderen sei der Kostenanstieg in 2002 zwar gebremst worden, beklagt werden trotzdem vor allem die höheren Ausgaben für Arzneimittel. Bei diesen sei die Kostensteigerung mit 6,5 Prozent "erneut überdurchschnittlich" gewesen. Ein Jahr zuvor hatten die Aufwendungen für Medikamente noch um über neun Prozent zugelegt, unterdessen sind sie erheblich abgeflacht.

Der PKV-Verband sieht das jedoch anders. Er lamentiert, dass die schöne Kostendämpfung von aut idem bis hin zu Apothekenrabatten nur für die gesetzliche Krankenversicherung gelte. Die privaten Assekuranzen seien da völlig ausgeschlossen. Rufen die privaten Unternehmen hier nach dem Gesetzgeber? Das private System hat sich selbst immer vom alten Solidarsystem GKV (mit seinem Sachleistungssystem) abheben wollen, und auf seine Vorzüge wie Prämienkalkulation nach dem Kapitaldeckungsprinzip, Äquivalenzprinzip oder Kostenerstattung gepocht. Fein werden sämtliche Unterschiede zur GKV hervorgehoben, bis hin zum Umstand, dass Zuzahlungen der Patienten zu Arzneien fehlen. Jetzt will der PKV-Verband offenkundig einiges, was der Gesetzgeber dem Solidarsystem zur Kostendämpfung an die Hand gab. Der Ruf nach dem Gesetzgeber ist aber nicht nachvollziehbar. In einem mehr marktwirtschaftlichen System kann es solche Vorgaben durch den Staat eben nicht geben.

Der Blick in den jüngsten Rechenschaftsbericht 2002 des PKV-Verbandes bringt weiter Erhellendes zutage. Bei ihren Verwaltungs- und Abschlusskosten (für Neuabschlüsse und Umstufungen) ist die private Assekuranz nicht so zimperlich. In die beiden Posten steckten die Unternehmen 0,760 Milliarden und 2,280 Milliarden Euro, zusammen 3,040 Milliarden Euro. Eine stolze Zahl. Zum Vergleich: An reinen Versicherungsleistungen wurden 15,22 Milliarden ausgezahlt, allein für die Krankenversicherung 14,72 Milliarden. Die Gesamtaufwendungen lagen bei 27,3 Milliarden, hier werden auch Alterungsrückstellungen oder Polster für die Beitragsrückerstattung erfasst. Gemessen daran sind drei Milliarden Euro für Verwaltung und Abschlusskosten ein großer Batzen.

Susanne Imhoff-Hasse

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