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- AZ 44/2003
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Kommentar
Ärger vorprogrammiert
Ab dem kommenden Jahr werden die Zuzahlungen der Patienten zu Arzneimitteln umgekrempelt. Die Abhängigkeit von N1, N2 oder N3-Packungen ist weg. Von Januar an gilt ein prozentualer Selbstbehalt, entscheidend wird der Preis des Präparats. Es fällt dann eine zehnprozentige Zuzahlung, mindestens fünf Euro, aber höchstens zehn Euro, an. Die Selbstbehalte der Patienten steigen. Soweit ist noch alles klar. Aber es sind Fragen offen. Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) will allen Pharmazeuten Material zuschicken, damit diese sich für die Frageflut in der Apotheke präparieren können. Das ist auch notwendig. Wie läuft das mit der zehnprozentigen Zuzahlung zu Hilfsmitteln, die zum Verbrauch bestimmt sind? Die Krankenkassen müssen hier auflisten, was darunter fällt. Einige wichtige Produkte, die in Apotheken abgegeben werden, wie beispielsweise Inkontinenz- oder Stomaartikel, werden die Definition wohl erfüllen, aber was noch?
Ein weiterer Knackpunkt: Alle Befreiungsbescheide werden zum Stichtag 1. Januar ungültig! Auch Befreiungen bis 2005 laufen Ende 2003 ab. Das weiß nicht jeder. Wer bisher von Zuzahlungen befreit ist, muss sich an seine Kasse wenden, sagt die ABDA. Der Appell geht daher an die Kassen, ihre Versicherten anzuschreiben und die alten Bescheide zurückzufordern. Eine Notiz in der Mitgliederzeitschrift, die nicht jeder liest, reicht nicht aus. Zum jetzigen Zeitpunkt sieht es so aus, dass Sie am HV-Tisch von jedem zunächst die Zuzahlung zu Arzneimitteln einbehalten, auch von der alten Frau Schmitz mit der 500 Euro-Rente oder dem chronisch kranken Herrn Meier mit geringem Gehalt. Dann fängt das Rechnen an. Alle Zuzahlungen, auch die Praxisgebühr oder die in der Klinik, werden addiert. Ab den Obergrenzen (zwei Prozent des Jahreseinkommens regulär, ein Prozent bei Chronikern) sind Kranke wieder befreit.
Von den inhaltlichen Dingen abgesehen, werden viele ab Januar bei Ihnen Dampf ablassen. Zwar war schon viel über die Reform zu lesen, aber etliche werden dies erst merken, wenn sie im nächsten Jahr die Apotheke aufsuchen. Vielleicht hält sich der Unmut auch in Grenzen. Zehn Euro pro Arzneimittel hört sich viel an, aber die meisten trifft das nicht. Nach Schätzung der ABDA, die sich auf 2001 bezieht, werden 85 Prozent aller Selbstbehalte um fünf Euro liegen.
Susanne Imhoff-Hasse
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