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Rabatte ohne Ende (Kommentar)
Was für ein Knaller Ende vergangener Woche: Die erste Rabattvereinbarung direkt zwischen einer gesetzlichen Kasse und einem Pharmaunternehmen ist da. Bekannt gegeben haben sie der AOK-Bundesverband in Bonn und die Hexal AG in Holzkirchen für einen Lipidsenker.
Um es gleich hervorzuheben: die jüngsten höheren Apothekenzwangsrabatte bleiben außen vor, da wird nichts durcheinander gewürfelt oder verrechnet, auch die Apotheken-Verkaufspreise sowie die Apothekenspanne bleiben gleich, dasselbe gilt für die Hexal-Konditionen beim Bezug der Präparate in den Offizinen. Die neue Rabattgeschichte betrifft das alles gerade nicht. Sie setzt vielmehr im Nachhinein an, wenn der Umsatz mit CSE-Hemmern und hier konkret mit Simvastatin zu Lasten der gesetzlichen Krankenkassen allgemein und speziell den Ortskrankenkassen feststeht. Dann verpflichtet sich die Hexal AG zu Abschlägen, die sie aus pragmatischen Gründen dem AOK-Bundesverband überweist, welcher die Summen an die einzelnen Ortskrankenkassen weitergibt.
Das umstrittene Beitragssatzsicherungsgesetz der Bundesgesundheitsministerin hat nicht nur die höheren Zwangsrabatte der Apotheken beschert, sondern auch direkte Rabattverhandlungen zwischen Kasse und Pharmaunternehmen verankert. Schon seit längerem geisterten bei Reformüberlegungen direkte Preisverhandlungen zwischen den beiden Gruppierungen als Option durch die Fachwelt. Jetzt bekommen wir einen Vorgeschmack davon. Was haben Sie spontan gedacht, als Sie dies zum ersten Mal gelesen haben? Schau an, da ist wohl doch noch Luft drin, bei den Herstellerabgabepreisen?
So unlogisch ist das Ganze nicht. Wenn gerade die Vertriebskosten für Arzneimittel nicht die Kostentreiber bei den Arzneiausgaben sind, sondern alles mit der – freien! – Festlegung des Herstellerabgabepreises beginnt, sollte auch hier angesetzt werden, wenn man überhaupt meint, dass an Arzneimitteln gespart werden könnte. Nicht von ungefähr gab es auf dem letzten regulären Deutschen Apothekertag im vergangenen Oktober in Berlin Diskussionsbeiträge, die auf die Bedeutung der deutschen Herstellerabgabepreise als Referenz für die Preisgestaltung in anderen Ländern hinwiesen.
Beobachten wir, wie es weitergeht. Es wird wohl nicht die einzige Rabattvereinbarung zwischen Kasse und Unternehmen bleiben. Verhandlungen führt der AOK-Bundesverband nach eigenen Angaben noch mit etlichen anderen Firmen. Nach dem Gesetz dürfen dies einzelne Krankenkassen tun oder eben ihre Verbände. Hier trafen offenkundig zwei Verhandlungspartner mit einem hohen Interesse an einer solchen Rabattregelung aufeinander. Bei den CSE-Hemmern spielt natürlich die Musik. Kurz vor Ablauf des Patentschutzes für Simvastatin wurde der AOK-Bundesverband einig mit dem Generikumhersteller, der mit entsprechenden Lizenzrechten das erste Statin-Nachahmerprodukt auf den Markt brachte. Dieses Unternehmen ist erpicht darauf, schnell Marktanteile zu gewinnen, bevor andere Generikahersteller gleichziehen.
Hier ist eine neue Tür aufgestoßen worden, und bei dem einen Fall wird es nicht bleiben.
Susanne Imhoff-Hasse
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