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- DAZ 17/2003
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Arzneimittel und Therapie
Angina pectoris: Kardioprotektion durch Nicorandil
Schätzungsweise leiden 2,3 bis 5,1 % aller Vierzig- bis Neunundfünfzigjährigen an einer stabilen Angina pectoris. Mit zunehmendem Alter erhöht sich die Inzidenz dieser Herzerkrankung, und bei mehr als 10 % aller Sechzigjährigen ist eine chronische Angina pectoris nachweisbar. Dies ist von Bedeutung, da rund ein Viertel aller Todesfälle auf eine koronare Herzerkrankung zurückgeht und eine stabile Angina pectoris das koronare Risiko erhöht. Daher wird nach Möglichkeiten einer Kardioprotektion gesucht.
Für Subgruppen hat sich der Einsatz von Acetylsalicylsäure, Statinen und ACE-Hemmern bewährt. Nach spezifischen antianginösen, kardioprotektiven Substanzen wird weiterhin gesucht. In diesem Zusammenhang wurde auch das Nikotinamid-Derivat Nicorandil eingesetzt und seine Wirkung in mehreren Studien überprüft.
Eine dieser Studien ist die IONA (Impact of Nicorandil in Angina)-Studie, in der festgestellt werden sollte, ob Patienten, die aufgrund einer stabilen Belastungsangina bereits medikamentös behandelt werden, durch Nicorandil vor schweren bzw. lebensbedrohlichen koronaren Ereignissen geschützt werden können.
Die IONA-Studie
An der doppelblinden, plazebokontrollierten und multizentrischen Studie nahmen 5126 Patienten mit stabiler chronischer Angina pectoris teil. Die Probanden der Verumgruppe (n=2565) erhielten zu ihrer Standardtherapie (z. B. Beta-Blockern, Calciumantagonisten, Nitraten, Statinen, Gerinnungshemmern) während vierzehn Tagen zweimal täglich 10 mg Nicorandil, die Teilnehmer der Vergleichsgruppe (n=2561) ein Plazebo und ihre Standardtherapie.
Primäre Studienendpunkte waren die durch die koronare Herzkrankheit bedingte Mortalität, die Inzidenz nicht tödlicher Myokardinfarkte sowie die Zahl ungeplanter stationärer Aufnahmen wegen Brustschmerzen. Sekundäre Endpunkte waren Tod aufgrund der koronaren Herzerkrankung oder ein nicht tödlicher Herzinfarkt. Ferner wurden die Gesamtmortalität, alle kardiovaskulären Ereignisse und akute koronare Syndrome festgehalten. Die Studie dauerte 1,6 Jahre, so dass Daten zu über 8500 Patientenjahren vorliegen.
Kardioprotektion nachgewiesen
Nach einer statistischen Auswertung mittels einer Intention-to-treat-Analyse konnten folgende Aussagen getroffen werden:
- Bei Patienten der Verumgruppe wurde gegenüber Plazebo eine 17 %ige Reduktion der kombinierten primären Endpunkte (KHK-bedingte Mortalität, nicht tödlichem Herzinfarkt und ungeplante stationäre Aufnahme wegen pektanginöser Beschwerden) verzeichnet. Diese kombinierten primären Endpunkte traten bei 15,5 % der mit Plazebo und bei 13,1 % der mit Nicorandil behandelten Patienten auf.
- Im Hinblick auf die Häufigkeit sekundärer Endpunkte war zwischen den beiden Gruppen kein statistisch signifikanter Unterschied feststellbar.
- Akute koronare Syndrome wie koronare Herzkrankheiten mit tödlichem Ausgang, nicht tödliche Myokardinfarkte und instabile Angina pectoris traten bei 7,6 % der Plazebogruppe und bei 6,1 % der Verumgruppe auf. Das bedeutet, dass durch Nicorandil die Häufigkeit akuter Koronarsyndrome um 21 % reduziert wurde.
Durch die Reduktion der kombinierten primären Endpunkte und die Senkung der akuten koronaren Syndrome konnte die kardioprotektive Wirkung von Nicorandil bestätigt werden.
Bei einer Myokardischämie soll die Öffnung dieser Kanäle eine Hyperpolarisation der Herzmuskelzelle mit elektrischer Unerregbarkeit bewirken und so die strukturelle Integrität der Zelle bewahren (sog. ischämische Präkonditionierung). Nicorandil imitiert diese Präkonditionierung, womit man sich seine kardioprotektiven Eigenschaften erklärt.
Nicorandil ist oral zu 75 % bioverfügbar und wird rasch zu unwirksamen Metaboliten abgebaut. Die Eliminationshalbwertszeit beträgt etwas ein Stunde. Nicorandil ist seit 1984 in Japan und seit 1994 in einigen europäischen Ländern wie u. a. in der Schweiz und in Österreich (hier unter dem Namen Dancor®) bereits im Handel.
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