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Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller: Für Gleichberechtigung von Phytophar
Auf der Veranstaltung "Liberale Offensive für Naturheilmittel" in Bad Neuenahr warnte Dr. Thomae, gesundheitspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, die Regierung vor zuviel "Regelungswut" in diesem Bereich mit seinen Besonderheiten, die sich daraus ergeben, dass es sich um Vielstoffgemische aus Naturstoffen handele. Durch intensive Forschung sei bei Phytopharmaka einiges erreicht worden, meinte Thomae.
Phyto-Wissen nach Europa
Die Positivliste lehnte er als Einschränkung der Therapiefreiheit und Eingriff in das Arzt-Patienten-Verhältnis ab. Der FDP-Gesundheitsexperte plädierte für den Export des Erfahrungsschatzes zu Naturheilmitteln aus unserem Land nach Europa.
Phytopharmaka seien wie der gesamte Gesundheitsmarkt ein Exportartikel, was die Bundesregierung noch nicht erkannt habe. Es gehe nicht an, die entsprechenden Richtlinien ohne deutsche Einflussnahme der Europäischen Gemeinschaft zu überlassen, von wo aus sie nach Deutschland zurückkämen. Phytopharmaka hätten ihre Berechtigung vor allem gegen chronische Erkrankungen, weniger gegen Akuterkrankungen.
Gegen Belastung von Phytos
Auf derselben Veranstaltung warnte Professorin Karin Kraft vor zu hochgesteckten Forderungen speziell an traditionelle Arzneimittel bei der Zulassung oder Nachzulassung. Für Kraft, die in Rostock Inhaberin des bundesweit einzigen Lehrstuhls für Naturheilkunde ist, hat die Naturheilkunde keine "volksnahe Außenseiterposition", sondern ist regulärer Bestandteil der Medizin.
Die Internistin forderte allerdings bessere fundierte Kenntnisse ihrer ärztlichen Kollegen über Naturheilmittel, also den Stoffgemischen, sowie die kritische Bewertung von Studienergebnissen. Dabei dürfe das Fehlen von qualitativ guten klinischen Studien keinesfalls mit fehlender Wirksamkeit gleichgesetzt werden.
Evidenzgrad wichtig
Die Wissenschaftlerin plädierte darüber hinaus für ein Mindestniveau des Evidenzgrades für die Wirksamkeit bei jeder Krankheit, abhängig vom Angebot unterschiedlicher Therapieprinzipien. Sie warnte allerdings nachdrücklich davor, die Anforderungen so hoch zu schrauben, dass Phytopharmaka sie nicht erreichen könnten. Pflanzliche Arzneimittel als Vielstoffgemische stützten sich auf die begründete Wirksamkeit in Form von Monographien oder Erkenntnismaterial.
Grundsätzlich bilde die evidenzbasierte Medizin mit ihrer Forderung nach bewiesener Wirksamkeit die therapeutische Realität nur unvollständig ab. Evidenzbasierte Medizin mit Arzneimitteln sei bei Vorliegen von mehr als einer Erkrankung kaum zu verwirklichen, sagte Kraft.
Die ständige Erhöhung der Anforderung an die spezifische Wirksamkeit provoziere die Entwicklung neuer, zumeist teuerer Arzneimittel. Das sei zwar in einigen Fällen wichtig, so die Internistin weiter, in anderen reiche aber das Angebot bewährter Medikamente aus. Sie schlug konkret Studien zur Überprüfung von Naturheilmitteln als bewährter therapeutischer Strategien vor. Die USA beispielsweise stellten dafür staatliche Mittel zur Verfügung.
"Keine besondere Therapierichtung"
Die Phytotherapie sei keine besondere Therapierichtung, aber habe wegen ihrer stofflichen Eigenschaften Besonderheiten. Diese Aussage der Gesellschaft für Phytotherapie zitierte Dr. Bernd Eberwein, Geschäftsführer des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller, auf derselben Veranstaltung.
Er kritisierte scharf die geplante Herausnahme der rezeptfreien Arzneimittel aus der Erstattung durch gesetzliche Kassen. Darüber hinaus dürften pflanzliche Präparate keinesfalls durch die geplante Positivliste diffamiert werden. Hier soll es bekanntlich einen Hauptteil und einen Anhang für die besonderen Therapierichtungen geben, Phytopharmaka werden voraussichtlich zum Teil im Hauptteil und im Anhang auftauchen.
Zwar sei es zu begrüßen wenn Naturheilmittel etwa im Anhang enthalten seien, es drohe aber eine Diskriminierung in der Anwendung verglichen mit den Medikamenten des Hauptteils, befürchtete Eberwein.
Für 884 Millionen Euro wurden rezeptfreie Phytopharmaka im vergangenen Jahr verschrieben, berichtete Dr. Bernd Eberwein vom Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller am 9. Mai in Bad-Neuenahr-Ahrweiler, der hier Zahlen des Instituts für medizinische Statistik zitierte. Damit setze sich der Trend der Vorjahre fort. Die Selbstmedikation habe dies allenfalls zum Teil kompensieren können.
Allerdings sank auch der Selbstkauf von pflanzlichen Arzneimitteln in 2002 um einen Prozentpunkt, 1,188 Milliarden Euro erreichte demnach die Selbstmedikation mit Phytopharmaka im abgelaufenen Jahr. Zusammen mit den verordneten rezeptfreien pflanzlichen Arzneimitteln erreichten die Phytopharmaka einen 30-prozentigen Anteil, 70 Prozent machten rezeptfreie nicht pflanzliche Präparate
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