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Celesio-Chef im Interview: Apotheken zu kaufen ist für uns Tagesgeschäft
Auf die Frage, ob Wachstum in Zukunft aus dem Ausland kommen werde, meinte Oesterle: "Im Großhandel haben wir in den vergangenen Jahren in Österreich und Norwegen stark zugelegt. Im Einzelhandel wachsen wir in allen unseren Apothekenmärkten auch durch Akquisitionen kontinuierlich. Das soll und wird auch so bleiben.
Im Gegensatz zu Deutschland dürfen wir im Ausland Apotheken betreiben – derzeit sind es etwa 1850. Weitere werden hinzukommen. Apotheken zu kaufen ist für unseren Einzelhandel im Grunde Tagesgeschäft. Auch die Entwicklung in Osteuropa beobachten wir sehr genau. EU-Beitrittskandidaten wie Polen und Tschechien sind Märkte der Zukunft."
Der Celesio-Chef rechtfertigt den Stellenabbau (etwa 10 Prozent der 2200 Vollzeitbeschäftigten) in seinem Unternehmen mit Belastungen durch die Gesundheitspolitik. Der Pharmahandel sei ein Geschäft der kleinen Margen, man lebe von der Menge, so Oesterle. Außerdem sei die Profitabilität einer gut geführten Apotheke "erheblich höher als die eines Großhändlers".
Unverständlich sei es von der Politik, die Großhandelsspannen deutlich senken zu wollen. Oesterle: "Das funktioniert nur, wenn der Großhandel keine Rabatte mehr an Apotheker geben muss. Beim Thema Apotheken- und Großhandelsspanne zeigt sich heute leider, dass die Apothekerverbände die seit vielen Jahren zwischen Apothekern und Pharmagroßhandel bestehende Loyalität aufgekündigt haben."
Es klinge nach Streit zwischen einzelnen Apothekerverbänden und Großhandel. "Mittlerweile machen wir die Erfahrung", ergänzte Oesterle, "dass Apothekerverbände ohne Rücksicht auf Verluste zu Lasten des Großhandels nur noch ihre eigenen Interessen vertreten."
Der Vorstandschef wirft den Apothekerverbänden vor, das Margenniveau auf Apothekenebene, das im gesamteuropäischen Vergleich äußerst attraktiv sei, auf hohem Niveau von 2002 zu halten, "die Senkung der Marge soll nach ihrer Vorstellung voll zu Lasten der Großhändler gehen. Wenn die Apotheker mit der Gesundheitsministerin ihre Marge ohne Rücksicht auf die Marge der Großhändler verhandeln, dann nimmt man uns die Luft zum Atmen."
Oesterle denkt als Kompensation zu den Belastungen über verschiedene Reaktionsmöglichkeiten nach. Werde der Konflikt mit den Apothekern schärfer, so droht er, überlege man zum Beispiel Leistungen einzuschränken und die Fahrten zu den Apothekern zu verringern, zusätzliche Fahrten müssten dann extra bezahlt werden. Es eröffneten sich auch neue Geschäftschancen, z. B. das Geschäft mit Krankenhäusern, das Großhändlern bisher verboten sei und über Apotheken abgewickelt werde.
Mit kernigen Aussagen kritisiert Celesio-(vormals GEHE AG)Chef Fritz Oesterle die "konzeptlose und ineffiziente Politik. Gleichzeitig übt der Celesio-Vorstandsvorsitzende, zu dessen Unternehmen auch die GEHE Pharmahandel gehört, Kritik an den Apothekerverbänden. Wir zitieren aus dem Interview, das in der Stuttgarter Zeitung vom 3. Juli veröffentlicht ist.
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