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Berichte
Pharmaziehistoriker trafen sich in Zeitz
Museum Schloss Moritzburg
Die Veranstaltung begann mit einer Besichtigung des Museums Schloss Moritzburg. Die barocke Schlossanlage war von 1657 bis 1678 von Herzog Moritz von Sachsen-Zeitz als Residenz erbaut worden. Sein kleines Herzogtum war 1656 durch Erbteilung des Kurfürstentums Sachsen entstanden und fiel 1718 wieder an Kursachsen zurück.
Das Schloss erlebte eine wechselhafte Geschichte, es diente u. a. als Armenanstalt und Städtisches Polizeigefängnis, wurde durch den Reichsarbeitsdienst genutzt und war Herberge für Umsiedler. Seit 1932 beherbergt es vielfältige Sammlungen zur Ur- und Frühgeschichte, Regional- und Stadtgeschichte sowie von Möbeln aus der Zeit der Renaissance, des Barock, des Klassizismus und des Biedermeier, ergänzt durch zeitgenössische Gemälde und kunsthandwerkliche Kleinode.
Ein Glanzstück ist die Ausstellung von Kinder- und Puppenwagen der vergangenen 150 Jahre, die überwiegend aus Zeitz stammen. Immerhin waren Mitte der 1920er-Jahre zwölf von 24 Kinderwagenfabriken Deutschlands in Zeitz ansässig.
Autobiographien von Apothekern
Im herrlichen Ambiente des Festsaales des Schlossmuseums referierte Prof. Dr. Christoph Friedrich, Marburg, zum Thema "Die Apotheke von innen gesehen – Autobiographien von Apothekern", über das er auch ein gelungenes Buch geschrieben hat. Zuvor gaben Schüler der Musikschule Zeitz ein kleines Konzert und stellten ihr Können unter Beweis.
Friedrich gab zunächst einen Überblick zur Geschichte der Autobiographie, zur Autobiographie als literarischer Gattung, zur Entstehung von Apothekerbiographien und zur Apothekerbiographie als Reflexion der Pharmazie. Er betonte, dass besonders in Zeiten des Umbruchs die Beschäftigung mit authentischen Berichten über die Apotheke in vergangenen Zeiten sehr lohnenswert ist und keinesfalls lediglich als amüsante Unterhaltung angesehen werden darf.
Anschließend stellte Friedrich die Autobiographien verschiedener Apotheker vor, von denen einige in der Pharmazie sehr erfolgreich waren, während andere auf nicht-pharmazeutischen Berufsfeldern bekannt geworden sind, wie zum Beispiel Theodor Fontane oder Berend Goos.
Friedrich zitierte ausgewählte Passagen aus den Arbeiten der Apotheker Ernst Wilhelm Martius (1756 – 1849), David Heinrich Hoppe (1760 – 1846), Friedrich Traugott Kützing (1807 – 1893), Berend Goos (1815 – 1885), Theodor Fontane (1819 – 1898) und Alexander Tschirch (1856 bis 1939). Biographische Details und illustrative Dias machten den sehr interessanten Vortrag für die mehr als 40 Zuhörer zu einem bleibenden Erlebnis.
Dom St. Peter und Paul
Den Abschluss des Jahrestreffens bildete eine Führung durch den Dom St. Peter und Paul, eine spätgotische Hallenkirche, die unter Herzog Moritz umgebaut und als Schlosskirche in die Moritzburg integriert wurde. In der aus dem 10. Jahrhundert stammenden Hallenkrypta fanden 13 Mitglieder der herzoglichen Familie ihre letzte Ruhestätte. 1982 war das Gotteshaus durch Einsturz des Südwest-Vierungspfeilers unbenutzbar geworden. Nach umfangreichen Instandsetzungsarbeiten wird es nun wieder für Gottesdienste und Konzerte benutzt.
Wissenschaftshistorisch besonders hervorzuheben ist die wenig bekannte Tatsache, dass sich in der Kirche das Grab des Chemnitzer Arztes Georg Agricola (1494 – 1555) befindet. Agricola gilt als Begründer der neueren Mineralogie und Metallurgie. Sein berühmtes Buch "De re metallica" erschien erstmals 1556, ein Jahr nach seinem Tode.
Die Organisatoren danken Frau Apothekerin Elke Starke-Kreil und ihrem Mann, Herrn Thomas Kreil, Zeitz, für ihre großartige Unterstützung vor Ort.
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