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Praxis
P. DitzelZL – eine Visitenkarte zum Glänzen b
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Herr Professor Schubert-Zsilavecz, Sie sind seit 1. Mai neuer Leiter des ZL, das bekanntlich seit Januar formal aufgeteilt ist in das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker e. V. und in die gemeinnützige Gesellschaft mbH für Forschungsaufgaben. Gleichzeitig sind Sie Hochschullehrer am Institut für Pharmazeutische Chemie an der Universität Frankfurt/Main. Wie lassen sich diese beiden Tätigkeiten vereinbaren?
Schubert-Zsilavecz:
Eine berechtigte Frage. Dazu konkrete Antworten: Der erste Vorteil ist natürlich die geographische Nähe zu Eschborn. Wenn das nicht der Fall wäre, wäre diese Aufgabe in dieser Form nicht lösbar.
Zweiter Punkt: Wir haben folgende Lösung gefunden. Ich bin hauptverantwortlich für die Leitung zuständig, werde aber intensiv unterstützt durch meine wissenschaftliche Assistentin, Frau Dr. Mona Tawab, die von Montag bis Montag - ich sage das so bewusst - hier in diesem Haus ist, um alles das umzusetzen, was wir uns hier vorgenommen haben. Das heißt, ich muss nicht immer präsent sein, damit das, was hier zu tun ist, auch tatsächlich geschieht.
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Das ZL galt ja in früheren Zeiten immer als das Dienstleistungsunternehmen für die Apotheker. Was bietet denn heute unter Ihrer Ägide das ZL den Apotheken und wann können die Apotheken das ZL in Anspruch nehmen.
Schubert-Zsilavecz:
Satzungsgemäß ist das Zentrallabor e.V. ganz klar dazu verpflichtet, Arzneimittelprüfungen durchzuführen, alle Maßnahmen zu ergreifen, die zur Sicherung der Arzneimittelqualität dienen. Wie kann der Apotheker das jetzt beanspruchen? Wenn er Qualitätsmängel bei Arzneimitteln, die er in seiner Apotheke führt, erkennt oder Qualitätsmängel vermutet, kann er sich sofort entweder direkt an das ZL wenden oder an die Arzneimittelkommission Deutscher Apotheker, die sofort Rücksprache mit uns halten.
Mein Ziel ist es, dass sich Apotheker und Apothekerinnen immer, wenn sie Verdacht auf mangelnde Arzneimittelqualität üben, sofort an das ZL wenden. Eine meiner ersten Maßnahmen war hier, ein strafferes System einzuführen, ein System im Sinne einer Hotline.
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Wenn irgendwelche Qualitätsmängel festgestellt werden, führen Sie dann die Untersuchungen im Auftrag der Arzneimittelkommission durch?
Schubert-Zsilavecz:
Ganz richtig, wir untersuchen im Auftrag der AMK. Rezepturprobleme, Qualitätsmängel bei Importarzneimitteln, viele dieser Probleme erreichen uns. Mit steigender Tendenz seit ich hier da bin.
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Hier wird also schon die Werbetrommel gerührt. Dennoch: Halten Sie den Außenauftritt des ZL noch für verbesserungswürdig?
Schubert-Zsilavecz:
Auf jeden Fall. Wir werden auch unseren Außenauftritt verbessern. Wir werden unsere Homepage ganz professionell gestalten. In einem Zeitalter, wo viele Apothekerinnen und Apotheker im Sinne einer jetzt elektronischen Modernisierung unterwegs sind, halte ich das für unverzichtbar.
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Wo setzen Sie Ihre Schwerpunkte in der neuen Ausrichtung des ZL?
Schubert-Zsilavecz:
Meine Schwerpunkte sind ganz eindeutig: Stärkung der Kernkompetenzen. Das heißt bei der Arzneimittelkontrolle und Qualitätssicherung. Besserer Außenauftritt, verstärktes Engagement des ZL bei wissenschaftlichen Veranstaltungen rund um das Arzneimittel.
Und wenn Sie mich jetzt fragen nach den Forschungsausrichtungen des ZL, also nach jenen Projekten, die drittmittelfinanziert werden müssen, sei es von der Industrie, sei es von der DFG oder einer geldgebenden Institution wie beispielsweise der Mildred-Scheel-Stiftung, da werden wir uns verstärkt mit der Frage der Optimierung der Arzneimittel zur Anwendung bei Kindern und Jugendlichen auseinander setzen.
Das ist ein absolutes Muss. Ich denke, das kann die deutsche Apothekerschaft wirklich positiv für sich verbuchen, wenn das Projekt läuft und auch realisiert wird: einen Beitrag geleistet zu haben zur Optimierung der Arzneimittelanwendung bei Kindern. Konkret kann ein solches Projekt natürlich nur in Kooperation mit externen klinischen Partnern durchgeführt werden. Gespräche hierzu laufen bereits.
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Was forcieren Sie im Rahmen der gGmbH?
Schubert-Zsilavecz:
Hier betreiben wir in Zusammenarbeit mit der Industrie Methodenentwicklung, wenn es beispielsweise um schwierige analytische Probleme geht. Auf diesen Gebieten können wir unsere Kompetenz gut spielen lassen, das ist dann nicht mehr Anwendung bekannten Wissens, sondern tatsächlich Forschungsarbeit, die hier zu leisten ist.
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Setzen Sie weitere Schwerpunkte in der Arbeit des ZL?
Schubert-Zsilavecz:
Wir wollen ein wachsames Auge darauf haben, dass die Arzneimittelqualität in diesem Land funktioniert im Sinne einer gesicherten Arzneimittelversorgung der deutschen Bevölkerung. Das klingt jetzt sehr pathetisch, aber lassen Sie mich das an einigen Beispielen festmachen. Wir sind gerade dabei, pflanzliche Arzneimittel der Traditionellen Chinesischen Medizin zu untersuchen. Dabei haben wir - und die DAZ hat es dankenswerterweise publiziert (s. DAZ Nr. 30, S. 46) - in bestimmten Zubereitungen Aristolochiasäure festgestellt. Welches Unternehmen, wenn nicht das ZL, nimmt sich dieser Dinge an?
Gerade in einem zukünftig globalisierten Arzneistoff- und Arzneimittelmarkt müssen wir sehr sorgfältig darauf achten, dass wir unser hohes Niveau an Arzneimittelsicherheit halten können. Es geht also nicht nur darum, dass wir Arzneimittelfälschungen aufdecken, sondern auch qualitativ schlechte Arzneimittel.
Ein Stichwort: Stellen Sie sich vor, wie das sein wird, wenn z. B. Insuline kreuz und quer durch die Lande geschickt werden - nur aus irgendwelchen Kostengründen. Letztendlich landen sie dann in einer Apotheke und wurden in der Zwischenzeit auf dem Transportweg dreimal auf 40 °C erhitzt. Wer stellt hier die Qualität sicher? Hier muss sich das ZL ganz stark einbringen.
Das ZL wird sich aber auch einbringen müssen, wenn es darum geht, den Arzneimittelmarkt von dem Grauzonenbereich abzugrenzen. Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Es ist doch paradox, dass der Bürger heute einerseits die vermeintlich hohen Arzneimittelpreise und Zuzahlungen beklagt, aber auf der anderen Seite bereit ist, für Pseudoarzneimittel viel Geld auszugeben, die gar keinen Anspruch auf Wirksamkeit, geschweige denn Sicherheit erheben können.
Hier muss das ZL Aufklärungsarbeit leisten in Sachen Wundermittel. Außerdem initiieren wir im Zusammenwirken mit der Landesapothekerkammer Hessen ein Projekt, in dem wir Arzneimittel aus dem Internet untersuchen werden. Apotheker im Kammergebiet Hessen werden Arzneimittel aus dem Internet bestellen und wir werden hier kritisch überprüfen, was verschickt wird.
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Wird das ZL weiterhin aktiv sein in Sachen Rezepturen oder Ringversuche?
Schubert-Zsilavecz:
Wir haben gerade in drei Kammergebieten, nämlich Berlin, Rheinland-Pfalz und Thüringen, sehr positiv verlaufene Ringversuche abgeschlossen. Das hat mich dazu bewogen, darüber nachzudenken, diese Ringversuche bundeseinheitlich anzubieten. Ich werde dazu einen kleinen wissenschaftlichen Beirat einberufen. Ich halte solche Ringversuche für unverzichtbar. Das soll keine Anklagebank werden, sondern eine Hilfestellung. Die Kolleginnen und Kollegen sollen sehen, wo sie stehen und wo sie sich verbessern können.
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Sollten wir dies nicht noch stärker in der Öffentlichkeit herausstellen?
Schubert-Zsilavecz:
Auf alle Fälle, das muss auch die Politik sehen. Welche Berufsgruppe leistet sich aus eigener Tasche ein Labor, das aus eigenem Antrieb in Zusammenarbeit mit der Apothekerschaft Qualitätssicherung betreibt? Das ist modernes Qualitätsmanagement, das muss verstärkt präsentiert werden.
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Sie haben das ZL-Expertenforum wieder ins Leben gerufen. Was ist hierunter zu verstehen?
Schubert-Zsilavecz:
Expertenforum heißt, dass das ZL in Expertengesprächen immer zu aktuellen arzneimittelbezogenen Problemen Stellung bezieht. Eingeladen dazu werden interne und externe Experten. Die Gespräche sollen Apothekerinnen und Apotheker einerseits sensibilisieren, aber zugleich auch Projekte anstoßen und Denkanstöße geben, z. B. zum Thema Qualität und Wirksamkeit Traditioneller Chinesischer Medizin. Wir werden uns im Herbst mit einer Veranstaltung zu Wort melden, wo es um das Thema Arzneimittelfälschungen geht.
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Kommen wir zu den äußeren Bedingungen des ZL. Die Bausubstanz des ZL-Gebäudes und seine technischen Einrichtungen bereiteten Kopfzerbrechen. Es stand die Frage im Raum, ob Sanierung, Renovierung oder Neubau notwendig werden. Wie steht's da heute ums ZL?
Schubert-Zsilavecz:
Sie sehen diesem Haus natürlich an, dass es mittlerweile ein klein wenig in die Jahre gekommen ist. Dieses Haus ist jetzt etwa 30 Jahre alt und sicherlich sind wir in einigen Bereichen modernisierungsbedürftig. Aber ich halte hier ohne Wenn und Aber fest, wir sind voll handlungsfähig. Ich bin sehr froh über die Entwicklung der letzten Wochen bzw. der letzten Monate.
Es ist uns gelungen, ein neues Belüftungskonzept für dieses Haus zu erstellen, das mit geringem Kostenaufwand aus den eigenen Mitteln des Hauses getragen werden kann. Dieses Konzept wird umgesetzt und dürfte dazu führen, dass wir vielleicht schon ab September eine Zusage haben, dieses Haus unbefristet weiter zu betreiben. Damit ist der drohende Neubau, der die deutschen Apotheker belastet hätte, vom Tisch.
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Das sind gute Aussichten für die Zukunft. Aus Ihren Antworten hört man viel Aufbruchstimmung heraus. Sie packen die neue Aufgabe mit großem Elan an ...
Schubert-Zsilavecz:
Wenn ich nicht wirklich felsenfest davon überzeugt wäre, dass dieses ZL eine echte Visitenkarte ist, die man richtig wieder zum Glänzen bringen muss, dann hätte ich das nicht gemacht. Und ich werde mich mit meiner ganzen Kraft dafür einsetzen, dass das so wird. Hinzu kommt, dass meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier bestens qualifiziert sind.
Daher wünsche ich mir für meine Mitarbeiter, die letztlich auch Sicherheit brauchen, dass die Apothekerschaft hinter ihnen steht. Ich kann Ihnen versichern, dass sich meine Mitarbeiter hundertprozentig - und das von früh bis abends - für die Anliegen der deutschen Apotheker einsetzen werden.
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Herr Schubert-Zsilavecz, vielen Dank für dieses Gespräch. Wir wünschen Ihnen für Ihre neue Tätigkeit viel Erfolg und hoffen, dass Sie Ihre Vorhaben zum Nutzen des ZL und der Apothekerinnen und Apotheker umsetzen können!
Das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker, das seit 1975 in Eschborn im Namen der deutschen Apothekerinnen und Apotheker Untersuchungen zur Arzneimittelqualität durchführt, steht seit 1. Mai 2003 unter der Leitung von Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz. Er hat sich vorgenommen, das renommierte Institut verstärkt in die Öffentlichkeit zu rücken und "die Visitenkarte der deutschen Apothekerinnen und Apotheker wieder zum Glänzen zu bringen". Wir unterhielten uns mit Professor Schubert-Zsilavecz, wie er diese Aufgabe angehen will, welche Aktivitäten er plant und wo er das Institut positionieren möchte.
Zunächst wurden Betriebsräume auf dem Gelände der Stada in Dortelweil unweit Frankfurt angemietet und 1971 dort die Arbeit aufgenommen. Im März 1975 zog das Laboratorium in das neue Gebäude in Eschborn.
Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker e.V., Carl-Mannich-Straße 20, 65760 Eschborn, Tel. (0 61 96) 9 37-50, Fax (0 61 96) 48 11 99, Internet: www.zentrallabor.com
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