Prisma

Online-Infos zu Arzneimitteln sind schlecht

Wie gut informiert das Internet über Arzneimittel? Das wollten Wissenschaftler von der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg am Beispiel von Johanniskraut herausfinden. Ihr Ergebnis: Nur knapp 25 Prozent der Internet-Sites bieten tatsächlich ausreichende und zuverlässige Informationen über die Arzneipflanze an.

208 englischsprachige Websites, die sie über Stichworteingabe "St. John’s Wort" in einer Metasuchmaschine gefunden hatten, untersuchten die Heidelberger Wissenschaftler auf ihre inhaltliche Qualität. Sie prüften dabei zum einen, ob formale Aspekte wie Nennung des Autors und Datum der Publikation eingehalten wurden, zum anderen, ob Indikation und Wechselwirkungspotenzial von Johanniskraut auf der Seite korrekt wiedergegeben waren.

Das Ergebnis, das vor kurzem in der Fachzeitschrift "American Journal of Medicine" veröffentlicht wurde, zeigt deutlich die Mängel auf, die bei der Informationsverbreitung zu Arzneimitteln im Netz derzeit (noch) herrschen: "Nur 22 Prozent der Websites gaben an, dass die einzige wissenschaftlich belegte Indikation für Johanniskraut die Depression ist," kritisiert Studienleiterin Meret Martin-Facklam. "Ebenfalls nur 22 Prozent erwähnten wenigstens eine Wechselwirkung, nur zwei Seiten hatten eine vollständige Liste der möglichen Wechselwirkungen bereitgestellt."

Einen Unterschied machte es in der Studie, ob eine Seite werblicher Art war oder nicht: Homepages, deren Betreiber kein kommerzielles Interesse an der Verwendung von Johanniskraut hatten, schnitten deutlich besser ab und sollten den Autoren zufolge daher bevorzugt werden.

"Ob die negative Beurteilung auch für andere Arzneimittel zutrifft, wissen wir noch nicht", schränkt Walter Haefeli, ärztlicher Direktor der Abteilung, das Ergebnis der Studie ein. In einer zweiten Studie wird nun die Arzneimittelinformation zu Viagra untersucht. Erste Ergebnisse legen nahe, dass auch hier die Qualität der Information zu wünschen übrig lässt. ral

Quelle: American Journal of Medicine 2002, Vol. 113, Nr. 9, S. 740 – 745

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