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Arzneimittel und Therapie
Photodynamische Therapie: Methyl-(5-amino-4-oxopentanoat) gegen aktinische Kerat
Häufigste Hautkrebsart: Basalzellkarzinom
Hautkrebs ist mit 100 000 Neuerkrankungen jährlich in Deutschland die häufigste Krebsart. Die drei wichtigsten Hautkrebsarten sind Plattenepithel- und Basalzellkarzinom (Basaliom) sowie das maligne Melanom. Am häufigsten wird das Basalzellkarzinom diagnostiziert. Es tritt vor allem in der Gesichtshaut auf.
Ein Basaliom ist meistens die Folge von kumulierenden Hautschädigungen und kommt daher vor allem in einem höheren Lebensalter vor. Ein heller Hauttyp und intensive Lichtexposition begünstigen diese Krebsform. Auch toxische Einflüsse, beispielsweise Arsen, oder eine dauerhafte Immunsuppression, wie sie zum Beispiel bei Organtransplantierten notwendig ist, erhöht das Risiko. Sehr selten gibt es auch angeborene Formen, bei denen bereits Kinder von den krankhaften Hautveränderungen betroffen sind.
Ein Basaliom gilt als semimaligner Tumor, der sich langsam entwickelt, keine Vorläuferstadien hat und nur sehr selten Metastasen bildet. Dennoch kann auch ein Basalzellkarzinom gesundes Gewebe großflächig zerstören und sollte daher in einem möglichst frühen Stadium behandelt werden.
Aktinische Keratosen
Aktinische Keratosen sind die häufigsten Präkanzerosen. Sie treten vor allem an chronisch lichtexponierten Hautstellen wie Stirn, Glatze und Handrücken auf. Durch starke Lichteinwirkung kumulieren die Schäden in der Epidermis, und die geschädigten Zellen durchsetzen nach und nach lokal die Oberhaut. Dabei entstehen charakteristische Verhornungen mit flachen, rotbraunen und schuppenden Hautstellen. Betroffen sind vor allem hellhäutige Menschen und Männer etwas häufiger als Frauen. Die multiplen Läsionen treten meistens erst nach dem 40. bis 50. Lebensjahr auf.
Zu Beginn können aktinische Keratosen eher als kosmetisches Problem betrachtet werden, allerdings gehen aktinische Keratosen unbehandelt in 20% der Fälle in ein spinozelluläres Karzinom über. Das ist dann der Fall, wenn die transformierten Zellen die Basalmembran in Richtung Dermis durchbrechen. Aktinische Keratosen sollten deshalb in einem möglichst frühen Stadium behandelt werden. Oft ist eine flächenhafte Behandlung, zum Beispiel des gesamten Kopfes oder der Hände, notwendig.
Zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten
Die krankhaften Hautveränderungen können auf verschiedene Arten behandelt werden. Dazu gehören die Exzision, die Kryotherapie, eine Kürettage mit Elektrokaustik, eine Lasertherapie oder die Behandlung mit 5-Fluoruracil und Imiquimod. Mit der photodynamischen Therapie steht jetzt eine Therapieform zur Verfügung, mit der die Tumorzellen selektiv zerstört werden können, ohne die umliegende Haut zu schädigen. In der Regel heilen die Läsionen ohne Narben ab.
Behandlung in zwei Sitzungen
Die Behandlung umfasst zwei Sitzungen im Abstand von einer Woche. Nach Entfernung der oberflächlichen Verhornungen wird eine etwa 1 mm dicke Schicht Metvix® mithilfe eines Spatels auf die Läsionsstellen und darüber hinaus im Umfang von 5 bis 10 mm auf die umgebende normale Haut aufgebracht. Dann wird der behandelte Bereich für drei Stunden mit einem luftdicht schließenden Verband bedeckt. Anschließend wird der Verband entfernt und der Bereich mit Kochsalzlösung gereinigt.
Die Läsion wird dann sofort einer Rotlichtbestrahlung mit einem kontinuierlichen Spektrum von 570 bis 670 nm (Lampe Aktilite®) und einer Gesamtlichtdosis von 75 J/cm² ausgesetzt. Den Läsionsbereich umgebende gesunde unbehandelte Haut muss während der Beleuchtung nicht geschützt werden. Während einer Behandlungssitzung können mehrere Läsionen zugleich behandelt werden. Auf diese Weise können Tumore bis zu einer Dicke von 2 bis 3 mm behandelt werden. Die Wirksamkeit der neuen Therapie ist sehr gut. Bei zweimaliger Anwendung können 99% aller Läsionen entfernt werden.
Wirkung über reaktive Sauerstoffspezies
Der Wirkstoff von Metvix®, Methyl-(5-amino-4-oxopentanoat), ist der Methylester der Aminolävulinsäure, die bisher für diese Indikation eingesetzt wurde. Er dringt wegen seiner geringen Polarität besser in die Zellen des veränderten Gewebes ein, wird in den Epithelzellen gespalten und steht dann in Form von 5-Aminolävulinsäure als Ausgangsprodukt für die Porphyrinsynthese zur Verfügung.
Dabei wird in mehreren Schritten Protoporphyrin gebildet, das in Häm umgewandelt wird und als starker Photosensibilisator wirkt. Im Vergleich zu normaler Haut akkumulieren die Porphyrine in einem höherem Grad in den Läsionen. Bei der Bestrahlung entstehen dann reaktive Sauerstoffspezies, vor allem Singulett-Sauerstoff, die zur Nekrose des betroffenen Tumors führen. Gesundes Nachbargewebe soll kaum geschädigt werden.
In klinischen Studien zeigten zwischen 60% und 80% der Patienten lokale Phototoxizitätsreaktionen im Zusammenhang mit der Behandlung. Die meisten dieser Reaktionen waren leicht oder mäßig, und die Symptome waren meistens vorübergehend. Vor der Behandlung sind sämtliche UV-Therapien einzustellen. Als generelle Vorsichtsmaßnahme sind die behandelten Läsionsstellen und die umgebende Haut einige Tage nach der Behandlung möglichst nicht dem Sonnenlicht auszusetzen. Direkter Augenkontakt mit Metvix® 160 mg/g Creme ist zu vermeiden.
Methyl-(5-amino-4-oxopentanoat) (Metvix 160 mg/g Creme) wird zur photodynamischen Therapie von aktinischen Keratosen und oberflächlichen Basalzellkarzinomen eingesetzt. Dabei wird der Wirkstoff auf die betroffenen Stellen appliziert und anschließend durch gezielte Bestrahlung aktiviert.
Patienten mit aktinischen Keratosen haben ein erhöhtes Risiko, in den folgenden Jahren einen invasiven epithelialen Tumor zu entwickeln. Aktinische Keratosen gelten deshalb als Präkanzerosen. Bei jedem Fünften wandeln sie sich in ein spinozelluläres Karzinom, ein Stachelzellkarzinom, um. Deshalb empfiehlt sich auf jeden Fall eine Behandlung.
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