Berichte

Biopharmazie: Prof. Junginger und die Bioadhäsion

Am 10. Januar 2003, am Tage seines 60. Geburtstages, fand im Institut für Pharmazeutische Technologie der Universität Marburg ein Geburtstagssymposium zu Ehren von Prof. Dr. Hans E. Junginger statt, zu dem zahlreiche Gratulanten, darunter auch viele ehemalige Doktoranden aus seiner 25-jährigen Zeit als Hochschullehrer, gekommen waren.

In seiner Begrüßung des Jubilars und seiner Gäste erklärte Prof. Dr. Thomas Kissel, warum dieses Geburtstagssymposium in Marburg und nicht in Leiden stattfand: Eine (weibliche) stark bioadhäsive Kontaktfläche habe den Ausschlag gegeben. Hiermit war seine Lebenspartnerin Bärbel Kaufmann, Inhaberin der Philipps-Apotheke in der Marburger Oberstadt, gemeint.

In einer kurzen einführenden Laudatio hob der Dekan der Pharmazeutischen Fakultät, Prof. Dr. Gerhard Klebe, die verschiedenen Stationen des akademischen Werdegangs von Prof. Junginger hervor: Geburt, Schulzeit und Praktikum in Heidenheim an der Brenz, Studium der Pharmazie (1964 – 1967) in München, Promotion an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken unter Leitung von Prof. Dr. J. Knabe 1971, Habilitation 1977 an der Technischen Hochschule Braunschweig bei Prof. C. Fuehrer und schließlich 1980 Ruf auf den Lehrstuhl für Pharmazeutische Technologie an der Universität Leiden, den er heute noch innehat (s. Laudatio in DAZ 3, S. 147).

Prof. Nicholas Peppas, Universität von Texas, würdigte in seinem sehr persönlich gehaltenen Vortrag mit dem Titel "Molecular and Pharmaceutical Design of Novel Mucoadhesive Formulations and the Seminal Research Contributions of Hans" die wissenschaftlichen Verdienste von Prof. Junginger bei der Entwicklung mukoadhäsiver Arzneiformen.

Prof. Sandy Florence, Dean der School of Pharmacy in London, sprach über den Einsatz von Vesikeln als Drug Delivery Systems und zeigte, wie ein "Reshaping" dieser interessanten Trägersysteme vielfältige Einsatzmöglichkeiten erlaubt.

Prof. Paolo Colombo vom Pharmazeutischen Institut der Universität Parma erläuterte, wie bestimmte chimäre Agglomerate von Polymeren zu einer verbesserten nasalen Absorption von Arzneistoffen führen können.

Prof. Dr. Thomas Kissel führte aus, wie modifizierte Polymere auf der Basis von Polyethyleniminen wirksame Gene Delivery Systems darstellen können und welche Modelle es in seinem Institut gibt, um diese Systeme auf ihre Wirksamkeit zu prüfen.

Prof. Dr. Claus-Michael Lehr von der Universität des Saarlandes in Saarbrücken und Schüler von Prof. Junginger zeigte in seinem Vortrag "How I got stuck to Hans – a short Review on Bioadhesion and one of its Pioneers", wie er in seinem Institut die damals in Leiden begonnene Forschungsrichtung weiterführt und wie viele neue interessante Aspekte sich dabei auftun. Dass er und sein Doktorvater einmal in Kontakt kommen und aneinander "kleben" bleiben sollten, sei auch schon dadurch vorbestimmt, dass die Orte Jungingen und Lehr in der Nähe von Ulm ganz dicht beieinander liegen.

Prof. Dr. Gerrit Borchard vom Institut für Pharmazeutische Technologie der Universität Leiden und Mitarbeiter von Prof. Junginger gab seinem Vortrag den Titel "A Tale of Cab Drivers and Kitchen Maids" oder in freier Übersetzung "Von Taxifahrern und Küchenschlampen". Taxifahrer müssen sich in der Gegend gut auskennen, in der sie ihre Fracht sicher am Bestimmungsort abliefern sollen. Bei den Kitchen Maids bezog er sich auf den Ausspruch von Paracelsus, der Wissenschaftler ermahnte, dem Vorbild in der Natur zu folgen, sonst "sind wir nichts als Küchenschlampen".

Prof. Dr. Kamal Midha von der Universität of Saskatchewan in Saskatoon, Kanada, erläuterte in seinem Vortrag neue statistische Methoden, die zu einer verbesserten Bestimmung der Bioäquivalenz, vor allem bei Arzneistoffen mit hoher Variabilität, führen können.

Zum Abschluss des sehr gelungenen Symposiums überreichten die Professoren Peppas, Lehr, Borchard und Dr. Henrik Luessen Herrn Prof. Junginger seinen "Akademischen Stammbaum", aus dem hervorgeht, dass er bis heute über 30 Doktoranden erfolgreich zur Promotion geführt hat und dass bereits seine akademischen "Vorväter" in Marburg, Leiden und Uppsala gewirkt haben. Prof. Junginger bedankte sich bei allen Vortragenden und Gästen für das schöne Symposium und schloss es auf die Minute genau zu dem Zeitpunkt ab, an dem er vor 60 Jahren geboren wurde.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.