DAZ aktuell

Secondhandpillen (Meinung)

Wir Deutschen sind bekanntlich ein Volk von Sammlern und Sortierern: Fein säuberlich trennen wir Zeitungen und Flaschen, Biomüll und Batterien. Wir stecken Verpackungen in den gelben Sack und schmeißen auch die Dosen nicht mehr in den Restmüll, sondern stapeln sie zunächst in einem dunklen Eck, nehmen sie irgendwann noch mal in die Hand und bringen sie zurück in den Supermarkt. Abgetragene Kleider und aus der Mode gekommene Schuhe stecken wir in den Container für arme Menschen in Afrika. Und zweimal im Jahr räumen wir zudem alles, was uns Wohlstandsbürgern nicht mehr gefällt und nur die Wohnung verstellt, auf die Straße, auf dass die neuen EU-Nachbarn aus dem Osten noch eine Freude dran haben. Bisher hat der folgsam-umweltfreundliche Zeitgenosse geglaubt, dass damit dann aber wirklich an alles gedacht und aufs Schönste gelöst sei. Von wegen!

Denn der Berater von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt hat ein ganz neues Aktionsfeld entdeckt: Medikamente. Mindestens zwei Milliarden Euro, so hat der fixe Professor Karl Lauterbach berechnet oder geschätzt, auf jeden Fall aber behauptet, ließen ich im Gesundheitswesen sparen, wenn die Leute Arzneien, die sie nicht mehr brauchen, recyceln. Nur ganze Packungen natürlich und auch nur solche Mittel, deren Verfallsdatum nicht schon bald abläuft.

All das Überflüssige also, das die Mediziner in ihrem Überschwang verschreiben, sollen die Patienten – nachdem sie es bezahlt haben – ihrem Arzt oder Apotheker zurückbringen. Die könnten die Arznei sammeln, sortieren und an einen Arbeitslosen weiterreichen, der als Ich-AG einen Handel mit Secondhandpillen für Arme eröffnet. Reformpolitik vom Feinsten!

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