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pharmapharm: Zusammenarbeit als Zukunftssicherung
Das GMG, das eine stärkere Eigenverantwortung hatte schaffen sollen, erweise sich inzwischen als "Abkassiergesetz". Doch hat es den Systemwechsel im Apothekenmarkt eingeläutet, die Folgen sind noch nicht abzusehen. Nach Krauses Ansicht hat sich die ABDA als unfähig erwiesen, die Apotheken wirksam zu schützen. Die Öffentlichkeitsarbeit habe nicht einmal verhindern können, dass die Apotheker von den Medien als Reformgewinner dargestellt würden. Diese Entwicklung sei nicht mehr zu ändern, denn auch eine andere Regierung werde das Gesetz nicht zurücknehmen.
Durch die veränderte Preisbildung hat sich das Verhältnis zwischen den Apotheken und dem Großhandel abgekühlt, so Krause weiter. Der Großhandel erwarte nun, dass die Apotheker den vom Großhandel dominierten Apothekenkooperationen beitreten und Gebühren dafür bezahlen, dass sie Waren zu vernünftigen Preisen einkaufen könnten. Dagegen fürchteten die Großhändler freie Kooperationen wie die parmapharm. Konditionsverhandlungen mit mehreren Großhändlern seien daher ergebnislos abgebrochen worden. Als Konsequenz sollten die Apotheken nun versuchen, auch rezeptpflichtige Arzneimittel verstärkt direkt bei den Herstellern einzukaufen.
Beratung verbessern und honorieren
Im OTC-Bereich sollte endlich der wirtschaftliche Hintergrund der Einkaufsvergünstigungen für Apotheken deutlich gemacht werden. Die Hersteller würden den Apotheken hierbei keine "Rabatte" gewähren, sondern "Honorare" für ihre Beratungsleistung zahlen. Insbesondere seit nicht-verschreibungspflichtige Arzneimittel praktisch nicht mehr erstattet werden, benötigen die Patienten eine aufwändige Beratung für diese Produkte. Mit den Einkaufsvergünstigungen zahlen die Hersteller ein Honorar für die apothekergestützte Selbstmedikation im Allgemeinen und für die Empfehlung des jeweiligen Produktes im Besonderen. Dies könne nicht als "Rabatt" bezeichnet werden und werde auch von den Krankenkassen anerkannt.
Die Beratung sollte als wichtigste Kernaufgabe der Apotheken angesehen werden. Daher müsse im Beratungsalltag stärker zwischen Approbierten und PTA differenziert werden, sie sollten auch für die Kunden unterscheidbar sein, meinte Krause. Denn der PTA-Beruf sei ursprünglich für die technische Unterstützung der Apotheker geschaffen worden, es sollte gerade kein "Schmalspurapotheker" geschaffen werden. Da die PTA nun aber primär in der Beratung tätig seien, müsse ihre Fort- und Weiterbildung verbessert werden. Hierzu biete beispielsweise das parmapharm-College gute Möglichkeiten.
Zukunft mit Hausapotheken ...
Krause begrüßte die Hausapothekenmodelle der Apothekerverbände, die nun erstmals zwischen unterschiedlichen Apotheken differenzieren würden. Daneben hat auch die parmapharm einen Hausapothekenvertrag mit der Techniker Krankenkasse geschlossen. Dies sei kein Angriff auf die Verträge der Verbände, sondern "eine qualitative Ergänzung zum Wohl der Versicherten". Darüber hinaus bereitet sich die parmapharm auf die zu erwartende integrierte Versorgung vor. Sie habe einen Kooperationsvertrag mit Pro-DSA geschlossen, damit sich parmapharm-Apotheken später an einer möglichen integrierten Versorgung mit dem Hausärzteverband beteiligen könnten.
Da das Hausapothekenmodell den Apotheken eine hervorragende Chance zur medienwirksamen Darstellung ihrer Leistungen biete, sollten diese Leistungen nicht als Selbstverständlichkeit hingestellt werden. Krause kritisierte eine Darstellung im Editorial der DAZ Nr. 21/2004, wonach der bayerische Apothekerverbandsvorsitzende Gerhard Reichert das Hausapothekenmodell künftig allen Patienten anbieten will und dies begrüßt wurde. Durch eine solche "Instinktlosigkeit" werde nach seiner Auffassung die "fast schon geniale Idee" zerstört.
... und Kooperationen
Das wirtschaftliche und politische Umfeld spreche für Apothekenkooperationen zur Sicherung der Unabhängigkeit. Daher sei es unverantwortlich von der ABDA, die Apotheker vor Kooperationen zu warnen, die künftig lebensrettend für sie sein könnten, erklärte der Ehrenvorsitzende. Andere Kooperationen, insbesondere die Spezialverbünde, betrachte die parmapharm als Verbündete, solange sie nicht mit vergleichbaren Leistungspaketen werben.
Die parmapharm habe mit ihrem Anforderungsprofil ihre erste Bewährungsprobe bestanden. Doch stehe nun mit dem angestrebten gemeinsamen Einkauf eine noch größere Bewährungsprobe bevor. Dies sei ein klassischer Zielkonflikt zwischen der Individualität und den Erfordernissen einer Gemeinschaft. Die parmapharm sollte weiterhin eine Mitgliederzahl von 2000 anstreben. So dürfte eine weitgehende Flächendeckung zu erreichen sein, die Exklusivverträge ermöglichen würde. Dabei sollten die parmapharm-Apotheken stets einen hohen Qualitätsanspruch verfolgen und die Kunden in den Mittelpunkt ihres Handelns stellen.
Wolf-Peter Krause
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