- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 39/2004
- Hirsutismus bei Frauen: ...
Arzneimittel und Therapie
Hirsutismus bei Frauen: Eflornithin verzögert den Haarwuchs
Der Wirkstoff mit der INN-Bezeichnung 2-(Difluormethyl)-DL-ornithin wurde ursprünglich als Antiprotozoikum zur Behandlung der afrikanischen Schlafkrankheit (Trypanosomiasis), bei durch Pneumocystis carinii verursachten Lungenentzündungen und in der Krebstherapie eingesetzt. Allerdings ist bei diesen Indikationen eine orale oder intravenöse Applikation erforderlich.
Hemmung der Zellteilung im Haarfollikel
Die Untersuchungen bezüglich des Mechanismus stammen alle aus der systemischen Anwendung des Eflornithins. Allerdings besteht die Vermutung, dass die Wirkung nach einer topischen Applikation auf demselben Weg vermittelt wird. Eflornithin wirkt als irreversibler Hemmstoff der Ornithin-Decarboxylase, einem Enzym, das in den Zellen des Haarfollikels anzutreffen ist. Die Ornithin-Decarboxylase wiederum ist an der Bildung von Polyaminen beteiligt und für Zellproliferation sowie Synthesfunktionen notwendig. Daher führt die Hemmung des Enzyms zu einer Verlangsamung des Haarwachstums. Es scheint dabei egal zu sein, ob das vermehrte Haarwachstum erblich bedingt oder auf eine hormonelle Störung zurückzuführen ist.
Studien zeigen Wirksamkeit von Eflornithin
In zwei doppelblinden randomisierten Studien mit insgesamt 594 weiblichen Teilnehmern wurde die Wirksamkeit einer 13,9% Eflornithin HCl-Zubereitung gegenüber der wirkstofffreien Grundlage getestet. Die Patientinnen trugen die Creme über 24 Wochen zweimal täglich auf und Ärzte beurteilten das Aussehen der Haut jeweils 48 Stunden nach einer Rasur. Dabei wurde eine vierstufige Skala verwendet.
Ein statistisch signifikanter Unterschied zu Plazebo bestand für die beiden höchsten Beurteilungsstufen "deutliche Verbesserung" bzw. "frei/nahezu frei von Haaren". Insgesamt erreichten 32% der Patientinnen der Eflornithin-Gruppe eine dieser beiden Bewertungen, während es unter Plazebo nur 8% waren. Der Anteil der Frauen in der Verum-Gruppe, die überhaupt nicht auf die Behandlung ansprachen, eine Verschlimmerung zeigten oder deren Daten nicht vollständig erfasst werden konnten lag bei 42%.
Keine systemische Wirkung
Die Creme enthält 11,5% Wirkstoff. Die perkutane Absorption von Eflornithin beträgt weniger als 1%. Aus der systemischen Therapie mit Eflornithin bekannte Nebenwirkungen traten nicht auf. Am häufigsten wurden verschiedene Hauterscheinungen wie Rötung, Brennen, Ausschlag, Stechen oder Kribbeln beobachtet. Daneben traten Akne, Entzündungen der Barthaarfollikel und Juckreiz auf. Weniger häufig bis selten litten die Patientinnen unter Blutungen der Haut, Entzündungen der Lippen, Kontaktdermatiden, Herpes simplex oder Taubheitsgefühlen.
Präparat zur dauerhaften Anwendung
Eflornithin muss regelmäßig appliziert werden. Es soll nach einer Haarentfernung zweimal täglich dünn auf betroffenen Hautflächen auftragen und einmassiert werden, bei einer Unverträglichkeit soll es nur einmal täglich angewendet werden. Im Verlauf mehrere Wochen kommt es zu einer Verlangsamung des Haarwuchses. Sonstige Maßnahmen zur Entfernung von Haaren werden weiterhin benötigt, müssen aber seltener angewendet werden. Nach 24 Wochen erfolgloser Behandlung ist nicht mehr mit einer Verbesserung zu rechnen. Etwa acht Wochen nach Absetzen der Therapie stellt sich der Ausgangszustand wieder ein.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.