Prisma

Fehlbildungsrisiko nach künstlicher Befruchtung erhöht

Kinder, die mit Hilfe reproduktionsmedizinischer Techniken zur Welt kommen, haben im Vergleich zu anderen Kindern ein leicht erhöhtes Fehlbildungsrisiko. "Vermutlich ist die Unfruchtbarkeit selbst ein Risikofaktor", mutmaßte Dr. Michael Ludwig vom Endokrinologikum Hamburg auf dem 55. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe in Hamburg.

Bei jeder 15. Schwangerschaft müssen die Eltern mit einer Fehlbildung rechnen. Die Wahrscheinlichkeit steigt mit dem Alter. Bei Kindern, die mit Hilfe der Reproduktionsmedizin geboren werden, ist dieses Risiko darüber hinaus leicht erhöht. "Nach einer Kinderwunschbehandlung finden wir bei etwa jeder 12. Schwangerschaft eine Fehlbildung", erklärte Ludwig. Darüber hinaus kommen die Babys etwas früher zur Welt und wiegen etwa 200 Gramm weniger.

Besonders erforscht wird derzeit die sogenannte Intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI). Eine große deutsche Multicenterstudie ergab vor vier Jahren eine um zwei Prozent erhöhte Fehlbildungsrate nach ICSI. Die Forscher erfassten schwere Fehlbildungen wie Herzfehler, Fehlentwicklungen des Gehirns, des Verdauungstrakts, der Nieren und Harnwege und Auffälligkeiten bei den Chromosomen. Doch genaue Erklärungen für die erhöhte Rate gibt es nicht.

"Wir können zwar nicht ausschließen, dass die ICSI-Technik selbst ein geringfügig erhöhtes Fehlbildungsrisiko mit sich bringt", räumt Ludwig ein, "doch wir vermuten, dass die schlechteren Ergebnisse vor allem mit den Ursachen der elterlichen Unfruchtbarkeit zusammenhängen". Dafür sprechen Untersuchungen, die ein erhöhtes Schwangerschaftsrisiko nicht nur nach einer Kinderwunschbehandlung beschreiben, sondern auch bei Paaren, die ohne Behandlung erst nach mehr als zwei Jahren ein Kind erwarteten. Es laufen bereits weitere Studien, um diese Frage zu klären. Ludwig warnt indes vor übertriebenem Pessimismus: "Man muss diese Studien sehr kritisch betrachten". ral

Quelle: Pressemitteilung der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften.

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