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Pharmagroßhandel: Sanacorp schielt auf den Markt von NRW
Rabatte in der bisherigen Form können nun nicht mehr gewährt werden. Konditionen drücken sich heute im OTC-Bereich und in den Zahlungsbedingungen aus. Renner wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass das Konditionsniveau einen Level erreicht hat, der "für die Rentabilität des Pharmagroßhandels nicht unbedenklich ist". Der Vorsitzende erläuterte, dass sich auch das Tagesgeschäft verändert hat:
"Wir arbeiten weitaus intensiver mit Herstellern zusammen. Darin müssen wir heute verstärkt unsere Chance suchen, um auf der Beschaffungsseite zusätzliche Erträge zu erwirtschaften." Ein wichtiger Faktor bei den Verhandlungen mit der Industrie sind die 1800 Partnerapotheken, die an dem Verbund "meine apotheke" beteiligt sind, zumal die Industrie an einem hohen und planbaren Absatz sehr interessiert ist.
Ziel: Sanacorp in allen Ländern
Um einen erfolgreichen Marktauftritt in Zusammenarbeit mit der Industrie zur Unterstützung der Individualapotheke garantieren zu können, sind bei Sanacorp nach Überzeugung des Vorsitzenden bis auf eine Ausnahme sämtliche Voraussetzungen gegeben, nämlich der Flächenabdeckung im gesamten deutschen Markt. So ist die Sanacorp nicht in Nordrhein-Westfalen (NRW) präsent - einem Bundesland, in dem fast ein Viertel aller Deutschen leben.
Renner: "Wir können und wollen auf diesen Markt nicht länger verzichten." Der Vorsitzende reagierte auf eine Anfrage aus dem Publikum, wie man denn mit der "Schwester" Noweda in dieser Angelegenheit umgehen werde, und meinte: "Wir werden selbstverständlich mit der Noweda Gespräche führen. Aber sollten diese nicht zielführend sein, müssen wir handeln."
Anzag-Urteil gegen Jahresende erwartet
In Sachen Anzag-Beteiligung sind die außergerichtlichen Gespräche mit dem Kartellamt ohne Erfolg verlaufen. Derzeit wird das Verfahren weiter vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf betrieben. Laut Renner ist mit einer Entscheidung gegen Ende des Jahres zu rechnen. Der Vorsitzende wies auch den Vorwurf des Bundeskartellamts zurück, wonach Absprachen zwischen den Großhändlern stattgefunden hätten, um die Marktanteilsgewinne der Anzag im Jahre 2003 koordiniert zurückzuführen: "Wenn man die Marktanteilsentwicklung der Sanacorp in diesem Zeitraum, ja sogar über die ganzen Jahre 2003 und 2004 betrachtet, so ist ein rückläufiger Marktanteil zu erkennen. Die Tatsachen widerlegen aus unserer Sicht die Vorwürfe eindeutig."
Renner erläuterte der Versammlung auch die Veräußerung der Sanalog Logistik GmbH. Nachdem diese an die Grenzen der "rein nationalen Logistik" gestoßen war, wäre eine neue Ausrichtung nur über weitere Niederlassungen in den Nachbarländern möglich gewesen. Und dies hätte für die Sanacorp "immense Investitionen bedeutet, die uns wohl überfordert hätten", räumte der Vorsitzende ein. Die Sanalog wurde an die Celesio veräußert. Dadurch fließt ein steuerfreier Nettoerlös in Höhe von knapp acht Millionen Euro in das laufende Geschäftsjahr mit ein.
Was die Bilanzen angeht, so hat sich das Sach-Anlagevermögen leicht verringert, "weil die Neuinvestitionen im Geschäftsjahr 2004 geringer waren als die planmäßigen Abschreibungen", erklärte Renner. Die Veränderung der Finanzlage resultierte aus einer Höherbewertung der Anzag-Beteiligung um 14,7 Mio. Euro. Die Vorräte erhöhten sich - bedingt durch die Vorzieheffekte im Dezember 2003 - auf 11,4 Mio. Euro.
Die Eigenkapitalquote belief sich am Stichtag auf 54,3 Prozent gegenüber 45,8 Prozent im Vorjahr. Ursache hierfür ist laut Renner die Steigerung des Eigenkapitals bei gleichzeitiger Verringerung der Bilanzsumme. Die Rückstellungen des Teilkonzerns blieben gegenüber dem Vorjahr konstant. Durch das im Vergleich zum Vorjahr bessere Ergebnis in 2004 erhöhten sich die Steuerrückstellungen.
Mangelnde Flächenabdeckung problematisch
Der Sanacorp-Chef wies auch darauf hin, dass der Bruttoumsatz des gesamten pharmazeutischen Großhandels 2004 von 21,1 Mrd. Euro (2003) auf 19,7 Mrd. sank und somit ein Minus von sieben Prozent hingenommen werden musste. Im Geschäftsbericht der Sanacorp AG sind Nettoumsätze, also Umsätze nach Abzug der Erlösschmälerungen, ausgewiesen. Diese sanken im Kerngeschäft Pharmahandel um 3,2 Prozent von 2,4 Mrd. Euro auf 2,3 Mrd. Euro. Dagegen entwickelte sich die Rohertragsmarge positiv: sie kletterte von 6,45 Prozent auf 7,5 Prozent bzw. von 155 Mio. Euro auf 175 Mio. Euro.
Das Investitionsvolumen ist im Berichtsjahr von 13,7 Mio. Euro auf 8,3 Mio. Euro zurückgegangen. Da die Planungsarbeiten für eine neue Niederlassung in Chemnitz 2004 abgeschlossen wurden, wird das Investitionsvolumen nach Ansicht von Renner in diesem Jahr wieder steigen. Die betrieblichen Aufwendungen erhöhten sich von 70 Mio. Euro auf 75 Mio. Euro.
Der Vorsitzende betonte, dass in dieser Summe erstmalig die Werbe- und Marketingkosten für das Aktionsprogramm "meine apotheke" enthalten sind. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit im Berichtsjahr 2004 betrug 33,4 Mio. Euro. Damit wurde eine Umsatzrendite vor Steuern von über einem Prozent erzielt, nach Überzeugung von Renner ein Ergebnis, "das sicher stellt, dass wir unsere Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit erhalten und auch ausbauen können".
Aktienentwicklung positiv
Der Sanacorp Teilkonzern erwirtschaftete einen Jahresüberschuss von 23,8 Mio. Euro. Das Ergebnis je Aktie belief sich auf 2,94 Euro gegenüber 1,43 im Vorjahr. Die Rückführung der Bankverbindlichkeiten betrug 55,6 Mio. Euro. Im ersten Quartal des Jahres 2005 erhöhten sich die Umsatzerlöse um rund zehn Prozent auf 589,7 Mio. Euro.
Im Hinblick auf die künftige Entwicklung im Gesundheitswesen ermahnte Renner die Politiker, den Gesundheitsmarkt endlich als Wachstumsmarkt zu begreifen, und verwies auf Wissenschaftler, die in den kommenden Jahren für diesen Bereich mit 700 000 neuen Arbeitsplätzen rechnen. Auf die Frage eines Aktionärs, wie es denn im Falle einer Anzag-Übernahme um die Finanzierung stehe, antwortete der Sanacorp-Vorstand, dass man sich darauf schon vorbereitet habe, die Finanzierung sei 100-prozentig mit der Bank abgesichert.
Vorstand und Aufsichtsrat wurden einstimmig entlastet. Ebenso einstimmig wurde der Vorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat angenommen, den Bilanzgewinn von 13 Mio. Euro in Form von Aktienausschüttungen folgendermaßen zu verteilen: Ausschüttung einer Dividende in Höhe von 0,84 Euro zuzüglich eines Bonus von 0,10 Euro je Stammaktie.
Ausschüttung einer Dividende in Höhe von 0,89 Euro zuzüglich eines Bonus von 0,10 je Vorzugsaktie. Die Einstellung in andere Gewinnrücklagen beträgt 5,5 Mio. Euro. Der Gewinnvortrag auf die neue Rechnung wurde mit rund 400.000 Euro beziffert.
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