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- AZ 30/2005
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Generika: Lauterbach giftet gegen Apotheker
Lauterbach sagte in der "Berliner Zeitung" vom 19. Juli, es sei das "schmutzige Geschäft der Apotheker, dass sie sich Geschenke machen lassen". Pharma-Firmen beförderten den Verkauf von teuren Medikamenten durch die Gewährung von Rabatten, so Lauterbach. Der "Schaden" für die Krankenkassen belaufe sich auf zwei bis drei Millarden Euro. Lauterbach behauptete, durch diese Praxis der Pharmahersteller würden die Ausgaben für Arzneimittel künstlich hoch gehalten. In Deutschland kosten Generika etwa halb so viel wie ein Originalpräparat, in Großbritannien dagegen nur ein Viertel.
Neues Verfahren gefordert
Lauterbach forderte eine radikale Umgestaltung des Abgabeverfahrens. Er habe seiner Parteifreundin, Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD), vorgeschlagen, dass Krankenkassen künftig direkte Lieferverträge mit Pharma-Herstellern abschließen dürfen. Die Apotheker müssten den Versicherten dann das Generika-Präparat aushändigen, das dessen Kasse ausgewählt habe. So lasse sich sicherstellen, dass die kostengünstigste Arznei verkauft werde.
Generikaverband stimmt mit ein
Der Vorsitzende des Deutsche Generikaverbandes, Peter Kraus, bestätigte in dem Zeitungsartikel, dass große Generika-Hersteller wie Ratiopharm, Hexal und Stada den Apotheken Naturalrabatte gewähren. Je mehr Arzneimittel die Apotheken von den Firmen abnähmen, desto höher falle der Rabatt für sie aus. Dadurch gerieten preiswertere Generika ins Hintertreffen, so Kraus.
"Es ist nicht unüblich, dass Apotheker von diesen Firmen für jede bezahlte Packung eine weitere Packung geschenkt bekommen", behauptete Kraus. "Die kostenfrei bezogenen Arzneimittel werden später von den Apothekern zum vollen Preis bei den Krankenkassen abgerechnet". Der Verbandsvorsitzende kritisierte, dass "letztlich die Beitragszahler die Zeche bezahlen."
Der Hintergrund, warum ausgerechnet der Deutsche Generikaverband gegen die Generikahersteller wettert, könnte ein Machtkampf unter den Verbänden sein. Die großen Generikahersteller hatten Ende letzen Jahres den Verband verlassen und einen eigenen Verband ("Pro Generika") gegründet.
Auf Anfrage der Apotheker Zeitung war der Deutsche Generikaverband nicht zu einer Stellungnahme bereit. Auch eine Liste der im Verband organisierten Generikahersteller wolle man zum "derzeit" nicht veröffentlichen, so ein Sprecher. In der Tageszeitung "die Welt" vom 21. Juli betonte der Verbandsvorsitzende, er habe nicht gegen die Apotheker, sondern gegen das Gesundheitssystem allgemein sprechen wollen.
Ärzte: "Misstrauen ist eine bittere Pille"
Unterstützung erhielten die Apotheker von Seiten der Ärzte: Der Vorsitzende des Hartmannbundes, Dr. Hans-Jürgen Thomas, betonte, dass diese Praxis erst mit dem von Ulla Schmidt 2002 durchgesetzten Arzneimittelausgabenbegrenzungsgesetz (AMABG) möglich geworden sei. "Gegen den heftigen Widerstand der Ärzte wurden die Apotheker damals verpflichtet, das günstigste Medikament abzugeben, wenn der Arzt ein Arzneimittel nur unter seiner Wirkstoffbezeichnung verordnet", so Thomas.
Dem Vorschlag, es den Kassen freizustellen, mit allen Herstellern günstige Konditionen zu verhandeln und die Apotheker damit auch zu verpflichten, diese abzugeben, erteilt Dr. Thomas eine klare Absage: "Zum einen würde damit ein weiterer Bürokratiemoloch geschaffen, zum anderen könne kein Arzt mehr die Verantwortung für eine Therapie übernehmen, wenn die Therapiefreiheit im Bereich der Arzneimittel nun an die Kassen gehe.", konstatierte Thomas.
ABDA: Alles Wahlkampf
Auch die ABDA wies den Lauterbach-Bericht scharf zurück. "Apotheker schädigen mit Einkaufsrabatten überhaupt nicht das Gesundheitssystem", sagte ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf. "Lauterbach kriminalisiert ohne Not einen ganzen Berufsstand. Er muss in Köln anscheinend schwer um seinen Einzug in den Bundestag kämpfen, wenn er zu solchen unfairen Mitteln greift", so Wolf.
Laut ABDA erhalten die Apotheken zwar Skonto und Rabatte in Höhe von insgesamt 450 Millionen Euro aus der Industrie, sie gewähren den gesetzlichen Krankenkassen aber gleichzeitig Verkaufsrabatte in Höhe von 1,2 Milliarden Euro. Woher Lauterbach seine Zahlen hat, bleibt offen: Der Gesundheitsökonom habe seine Berechnungsgrundlage bislang nicht öffentlich gemacht, kritisierte die ABDA.
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