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Gesetzliche Krankenversicherung: BKK wehrt sich gegen Schmidts Angriffe auf die
Wer sich in Deutschland gesetzlich krankenversichern will, hat die Auswahl unter gut 260 Kassen. 206 davon sind Betriebskrankenkassen. Als es den Versicherten noch nicht so leicht möglich war, ihre Kasse zu wechseln - und das ist erst knapp zehn Jahre her - gab es noch über 1000 Krankenkassen. Vor allem bei den AOKen und den BKKen fand in den 90er-Jahren eine Vielzahl von Fusionen statt. Doch für Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt ist der Schlusspunkt noch nicht erreicht. Ihr sind auch 260 Kassen noch suspekt. Vergangene Woche erklärte sie einmal wieder, dass nach ihrer Schätzung 30 bis 50 Krankenkassen ausreichen würden. Zugleich machte sie deutlich, dass sie keine gesetzlichen Vorgaben für weitere Fusionen plant: "Das wird der Wettbewerb entscheiden, nicht der Staat".
BKK-Verwaltungskosten vergleichsweise gering
Der BKK-Bundesverband stimmte Schmidt insoweit zu, dass die Ver–sicherten mit ihrer individuellen Krankenkassenwahl über die Anzahl der Kassen entscheiden sollten. Dafür bedürfe es aber keiner Zielvorgaben der Ministerin, hieß es in einer Mitteilung des Verbandes vom 14. September. Bei den BKKen ist man sich sicher: Eine Reduktion der Kassen würde nicht zwangsläufig zu niedrigeren Verwaltungskosten führen. So habe etwa die größte deutsche Krankenkasse - die Barmer Ersatzkasse - im vergangenen Jahr pro Mitglied 188 Euro für Verwaltungskosten ausgegeben. 179 Euro waren es bei den Angestellten-Ersatzkassen, bei den AOKen waren es durchschnittlich 170 Euro. Bei den kleineren BKKen beliefen sich die Verwaltungskosten pro Mitglied hingegen nur auf 118 Euro. Diese Zahlen des Bundesgesundheitsministeriums gefallen dem BKK-Bundesverband: "Wer sagt, dass wenige Großkassen Verwaltungskosten sparen würden, der irrt sich. Die Zahlen zeigen, dass kleine Krankenkassen deutlich wirtschaftlicher arbeiten."
Kassenmonopole schwächen Wettbewerb
Die BKKen wiesen zudem darauf hin, dass einige Großkassen in bestimmten Regionen eine mono–polartige Stellung einnehmen. So habe etwa die AOK Sachsen einen Marktanteil von nahezu 50 Prozent. Solche Zahlen ließen bei jedem Wettbewerbshüter in der freien Wirtschaft "alle Alarmglocken schrillen". Wenn derart starke Kassen Forderungen stellen, sei es Ärzten und Krankenhäusern kaum mehr möglich, fair über Preise und Versorgungsverträge zu verhandeln, hieß es beim BKK-Bundesverband. Um tatsächlich Kosten zu sparen, brauche man mehr Wettbewerb im Gesundheitswesen. Nur dieser habe auch die Umsetzung der strukturellen Elemente der Gesundheitsreform (Integrierte Versorgung, Bonusprogramme, Hausarztverträge) ermöglicht.
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