Randnotitz

Kettenrasseln

Zurück vom 1. Polnisch-Deutschen Apothekerkongress in Krakau. Das Treffen von rund 600 polnischen und etwa 100 deutschen Apothekerinnen und Apothekern war ein wichtiger Baustein für die Normalität in der Beziehung zwischen der polnischen und deutschen Pharmazie. Gemeinsam in pharmazeutischen Fortbildungsvorträgen lernen, gemeinsam an einem attraktiven Rahmenprogramm teilnehmen, gemeinsam feiern - das sind auch Bausteine für freundschaftliche Beziehungen. Großes Interesse weckte die berufspolitische Diskussion, bei der Vertreter aus Polen, Deutschland, Tschechien und Litauen an einem Tisch saßen, das Apothekensystem ihres Landes vorstellten und auf Schwierigkeiten aufmerksam machten. Mein Fazit vorweg: Trotz aller Probleme, die wir in Deutschland mit unseren neuen (Gesetzes-)Regelungen haben, mit Diskussionen um Hausapothekenmodelle, Versandapotheken, aut idem, Arzneimittelpreisverordnung und OTC-Preisen: Wir können noch zufrieden sein. Denn: Wir haben keine Ketten, der Mehrbesitz ist bei uns begrenzt und der Fremdbesitz nicht erlaubt.

Zu den schlimmsten Entwicklungen, unter denen unsere osteuropäischen Kolleginnen und Kollegen leiden, gehören nämlich Kettenbildung und Fremdbesitz von Apotheken. Ketten besitzen dort vor allem die beiden Großhandlungen Phoenix und Gehe. Die Berufspolitiker von Polen, Tschechien und Litauen klagten, letztendlich bestehe die Gefahr, dass die Unabhängigkeit des Apothekers auf der Strecke bleibt und nur der Profit zählt. Kleine, noch unabhängige Apotheken werden an die Wand gedrückt - oder geschluckt. Die Apothekendichte auf dem Land sinkt, in der Stadt wächst sie. In Polen läuft bereits ein Preiskampf auf dem OTC-Markt. In Tschechien zahlen Krankenkassen verspätet, Apotheken begeben sich aus Geldnot in die Hände des Großhandels, in Litauen herrscht ein wilder Markt, Fremdbesitz und Kettenbildung werden hier ausgedehnt praktiziert, bisweilen dient der Fremdbesitz zur Geldwäsche.

Wir können hier nur daraus lernen, dass Fremdbesitz und Kettenbildung in Deutschland mit allen Mitteln verhindert werden muss, wenn wir unsere qualitativ hochwertige Arzneimittelversorgung aufrechterhalten wollen. Kooperationen in allen Ehren, aber sie sollten sich nach außen nicht wie Ketten gerieren. Politiker, die die Feinheiten nicht verstehen, könnten hier allzu schnell falsche Schlüsse ziehen.

Peter Ditzel

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