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Modellprojekt Integrierte Versorgung: Aus für IntegraCare?
Das Konzept IntegraCare, erst im Januar 2004 von der Stuttgarter Offizinapothekerin und früheren Kammerpräsidentin Karin Wahl und der Chefapothekerin am Stuttgarter Marienhospital, Sr. Karin Johanna Haase, gegründet, zielte auf eine interdisziplinäre Patientenbetreuung. Absicht war es, vor allem die Kommunikation der vier Leistungsanbieter (Krankenhausarzt- und -apotheker sowie niedergelassener Arzt und Offizinapotheker), die bei Krankenhauspatienten eng zusammenarbeiten sollten, zu verbessern.
Im Mittelpunkt von IntegraCare stand die Überwachung und Planung einer sinnvollen und kostengünstigen Medikation von Patienten, die ins Krankenhaus eingewiesen oder entlassen werden. Die Apotheke übermittelte dem Krankenhausarzt die persönliche Medikationsliste des Patienten inklusive der Selbstmedikationsmittel. Unter Berücksichtigung dieser Unterlagen konnte der Krankenhausarzt dann die weitere Medikation veranlassen. Bei der Entlassung des Patienten wurde die Liste der Arzneimittel, die im Krankenhaus verabreicht wurden, zusammen mit der weiteren Medikation dem Hausarzt und dem Hausapotheker, die diese Liste auf ihre Stimmigkeit überprüfen, übermittelt.
Vermieden werden sollte vor allem der Drehtüreffekt: Patienten, die am Wochenende entlassen werden, bekommen oft kein Rezept, weil die dafür zuständige Hausarztpraxis geschlossen ist. Die Folge ist, dass sich der Gesundheitszustand des Patienten verschlechtert und er erneut stationär aufgenommen werden muss. Der Drehtüreffekt kommt das Gesundheitssystem teuer zu stehen. Dies wollten die bei IntegraCare teilnehmenden Leistungsanbieter vermeiden.
Der Offizinapotheker am Krankenbett
Knapp 100 Patienten und 16 Stuttgarter Apotheken machten beim Modellkonzept mit. Teil des Projekts war es, dass der IntegraCare-Apotheker jeweils donnerstags an der Arztvisite im Krankenhaus teilnahm. So erfuhr er rechtzeitig, ob ein Patient am Wochenende entlassen wurde. Die Ärzte erarbeiteten mit dem Apotheker die Medikation für die Entlassung, die dann an den weiterbehandelnden Hausarzt weitergeleitet wurde. Der wiederum konnte bei Bedarf das Nötige mit der Apotheke regeln, so dass die Therapie nahtlos weitergeführt werden konnte.
Vor allem für Patienten, die viele Arzneimittel einnehmen müssen und eine optimale pharmazeutische Betreuung benötigen, bringe ein Konzept wie IntegraCare Vorteile, wird die Krankenhausapothekerin Sr. Johanna in einem Zeitungsbericht zitiert. IntegraCare-Apotheken leisteten eine Arbeit, so die Krankenhausapothekerin, "die wir mit fünf Krankenhausapothekern nicht erbringen könnten". Erst Ende Oktober berichtete die Lokalpresse über den laufenden Modellversuch "Im Marienhospital kommt auch der Apotheker ans Bett".
Medi-Ärzte in Rage
Vom IntegraCare-Konzept und dem beginnenden Erfolg fühlten sich die 680 dem Medi-Verbund angehörenden Ärzte diskreditiert. Sie starteten massive Proteste und zwangen Mitte November das Marienhospital dazu, das Modellprojekt IntegraCare aufzugeben. Hausärzte seien weder befragt worden noch erwünscht, heißt es in einem Rundschreiben von Dr. Norbert Metke im Namen der Medi-Geschäftsführung, den Patienten sei vorgegaukelt worden, dass ausschließlich eine enge Kooperation zwischen niedergelassenen Ärzten und Apothekern, Klinikärzten und Patienten eine risikoarme nachstationäre Arzneitherapie gewährleiste.
Die Medi-Ärzte warfen den Beteiligten vor, sich des Verdachts auszusetzen, den eigenen Gewinn und Profit zu optimieren zu Lasten von Patienten und niedergelassenen Ärzten. Der Stuttgarter Medi-Arzt Dr. Michael Oertel betonte, dass für die poststationäre Versorgung der Patienten der Hausarzt zuständig sei.
Die Klinikleitung des Marienhospitals stoppte daraufhin in der vergangenen Woche den Modellversuch. Inzwischen seien die Konflikte beigelegt, man arbeite an einem neuen interdisziplinären Konzept zur Verbesserung der stationär-ambulanten Schnittstelle in der Patientenversorgung. Apotheker können "bei Bedarf" eingeschlossen werden.
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