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Apotheken helfen Diabetes frühzeitig zu erkennen
Monika Koch, Bundesbeauftragte für Selbsthilfe und Mitglied im geschäftsführenden Vorstand des Deutschen Apothekerverbands und Magdalene Linz, Präsidentin der Bundesapothekerkammer (BAK), stellten die Ergebnisse der Messaktion am 18. April in Berlin vor. Ausgewertet wurden Testbögen von 11.133 Teilnehmern. Bei 23 Prozent wurden erhöhte Blutzuckerwerte festgestellt. Bei 11,2 Prozent war der Diabetes bereits bekannt. Doch auch bei 3,7 Prozent der "Nicht-Diabetiker" wurde ein Blutzuckerwert gemessen, der sie nach der Leitlinie der Deutschen Diabetes Gesellschaft als Diabetiker definiert. Bei weiteren 8,7 Prozent lag der Wert über dem für eine Diabetes-Erkrankung typischen Grenzwert. Insgesamt erfuhren im Rahmen der Aktionswoche über 1200 Menschen von ihren – bislang unbekannten – auffälligen Blutzuckerwerten. Koch unterstrich: "Wir tragen so dazu bei, dass Menschen mit Diabetes frühzeitig behandelt werden. Das nutzt nicht nur den Betroffenen, sondern senkt auch die Kosten der Krankenkassen".
Apotheke bietet niedrigschwellige Angebote
Linz machte deutlich, dass die Apotheke bei der Prävention und Früherkennung von Diabetes sowie der Versorgung von Diabetikern einen wichtigen Beitrag leisten können: Sie sei für ihre Kunden ein "niedrigschwelliges Gesundheitszentrum", das nicht unbedingt erst im Krankheitsfall besucht wird. Linz: "Damit ist sie der richtige Ort, um allgemeine Gesundheitsleistungen anzubieten".
Die BAK-Präsidentin wies darauf hin, dass neben den rund sechs Millionen Menschen mit der Diagnose Diabetes mellitus schätzungsweise zwei Millionen unentdeckte Diabetiker in Deutschland leben. Tendenz steigend. Erschreckend dabei: Die am so genannten "Altersdiabetes" Erkrankten werden immer jünger. Ein wesentliches Problem ist, dass die Erkrankung oft erst viele Jahre nach ihrem Beginn festgestellt wird – meist erst dann, wenn die bekannten Folgeerkrankungen auftreten. Augenerkrankungen bis hin zur Blindheit, Amputationen, Schlaganfälle usw. beinträchtigen die Lebensqualität der Betroffenen erheblich. Hinzu kommen die Kosten für die Krankenkassen: Während die Behandlung eines gut eingestellten Typ-2-Diabetikers ohne Komplikationen jährlich rund 1700 Euro kostet, müssen die Kassen für weiter fortgeschrittene Fälle im Schnitt das Dreifache ausgeben, erklärte Linz. Richtig teuer wird es, wenn der Patient auch noch dialysepflichtig wird. Wichtig ist es also, Risikopatienten möglichst frühzeitig zu entdecken und dem Arzt zuzuführen. Linz wies darauf hin, dass sich immer mehr Apothekerinnen und Apotheker diabetologisch schulen lassen: An der seit dem Jahr 2000 angebotenen zertifizierten Fortbildung haben bereits 5700 Apotheker teilgenommen.
Persönliche Ansprache bringt mehr
Auch der Deutsche Diabetiker Bund (DBB), der die Diabetes-Aktionswochen unterstützt hat, ist erfreut über die Aktivitäten der Apothekerschaft: DBB-Bundesgeschäftsführer Lutz Graf zu Dohna betonte, dass die Selbsthilfe die nötige Aufklärungsarbeit nicht alleine leisten könne. Angesichts der epidemieartigen Zunahme der Erkrankungen bedürfe es "eine gemeinschaftlichen Zusammenwirkens vieler Kooperationspartner".
Graf zu Dohna hob hervor, dass durch die persönliche Ansprache in der Apotheke die Informationen schneller und besser zu den Menschen gelangen. Direkt angesprochen lasse sich ein Patient eher zu einem Blutzucker-Test bewegen, als wenn er lediglich liest, dass solche Angebote bestehen. Koch kündigte an, dass nach den Erfolgen der letzten beiden Jahre auch im kommenden November eine Diabetes-Woche in den Apotheken durchgeführt werden soll.
Westfalen-Lippe: Zufrieden mit der Aktion
(im). Der Apothekerverband Westfalen-Lippe ist zufrieden mit dem Verlauf der Diabetes-Aktionswoche Ende vergangenen Jahres. Dabei seien bei 11,8 Prozent der geprüften 800 Personen erstmals erhöhte Blutzuckerwerte festgestellt worden, teilte Dr. Horst-Lothar Müller am 18. April in Münster mit. Der Vorsitzende des Verbands schätzt die Zahl derjenigen, die noch nichts von ihrer Krankheit wissen, auf 150.000 bis 200.000 Diabetiker allein in Westfalen-Lippe.
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