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DAZ aktuell
Informationsbedarf zur eCard ist groß
Dorett Heisterber, angestellte Apothekerin in der Lorbeerbaumapotheke in Naumburg an der Saale: "Meine Haltung zur elektronischen Karte ist positiv. Wenn ich die Karte auf einer Skala von eins bis fünf bewerten soll – "fünf" für das schlechteste Ergebnis – würde ich eine "zwei" vergeben. Ich bin noch jung und freue mich auf das Neue. Ob es zu Vereinfachungen kommt, muss man abwarten. Es ist die Frage, ob die Entwicklung beim elektronischen Rezept zugunsten der Apotheke sein wird.
Wird es nicht doch den gläsernen Patienten geben? Denn es können, wenn auch nur in bestimmten Feldern, doch alle Apotheken viele Informationen über den Patienten lesen. Da auch Ärzte bestimmte Informationen erhalten, könnte es sein, dass sich die Patienten beobachtet fühlen. Das fände ich schlimm. Zum Datenschutz kann ich nichts sagen, ich warte noch Schulungen zum Thema Karte ab.
Bisher habe ich noch keine direkten offiziellen Informationen von der Kammer erhalten, ich lese selbst die Berichte in den Zeitungen und Zeitschriften. Ich würde mir aber weitere Informationen wünschen – auch unabhängig vom Apothekerverband, der mich als angestellte Apothekerin nicht persönlich informiert. Dass die Karte für GKV- und PKV-Versicherte kommt, finde ich ok. Ganz wichtig sind die technischen Voraussetzungen. Erst wenn die geschaffen sind, sollte man sagen, es geht los ab einem bestimmten Datum."
Apotheker Wilhelm Leffler, Leiter der Eulen-Apotheke in Coburg: "Für mich stellt die Karte ein notwendiges Übel dar. Sie erfordert zusätzliche Investitionen in meiner Apotheke, obwohl diese technisch schon sehr gut ausgerüstet ist. Ärgerlich wäre für mich, wenn wir in den Apotheken Investitionen für Neuerungen tragen müssen, die eigentlich den Krankenkassen zugute kommen.
Zurzeit gibt es noch sehr viele offene Fragen. Nach den bisherigen Erfahrungen, wie dem Hausapothekenmodell, wird es wohl zu Mehrarbeit, zu vermehrten Kontrollen und mehr Reklamationen durch Krankenkassen kommen. Außerdem meine ich, dass die Ausstattung aller Beteiligten auf demselben Stand sein muss, zum Beispiel bei den Ärzten. Ansonsten kann ein solcher Verbund nicht funktionieren. Die Idee der Karte an sich ist gut, wenn zum Beispiel Mehrfachverordnungen vermieden werden.
Wenn eine elektronische Karte kommt, muss sie aber für alle eingeführt werden. Es kann ja nicht sein, dass die Kontrolle der Medikation unterschiedlich verläuft, je nachdem, ob ein Patient privat oder gesetzlich versichert ist. Die Nebenwirkungen sind ja auch einheitlich bei Privat- und Kassenpatienten. Derzeit fühle ich mich weniger gut informiert. Die offizielle Informationspolitik und Diskussion läuft auf einer Ebene, die nur schwer nachzuvollziehen ist.
Doch bin ich gegen die Karte, wenn sie den ganz individuellen Datenschutz eines jeden Patienten verletzt. Sollte eine Art Toll Collect im Gesundheitsbereich kommen, hätten wir den gläsernen Patienten. Im schlimmsten Fall wird einem Bürger an der Supermarktkasse die Margarine verweigert, weil seine Cholesterinwerte zu schlecht sind. Ich habe große datenschutzrechtliche Bedenken. Richtig wäre es, wenn wirklich umgesetzt wird, dass Apotheker, Ärzte und Krankenkassen jeweils nur bestimmte Felder der Karte am Computer einsehen können. Außerdem muss die freie Apothekenwahl gesichert sein.
Den Zeitraum ab 2006 halte ich für unrealistisch. Es streiten sich doch heute schon sehr viele Beteiligte, sodass Verzögerungen vorprogrammiert sind. Zum 1. Januar wird die Karte sicher nicht kommen. Ich würde im Übrigen gern an einem Feldversuch teilnehmen und finde es sehr bedauerlich, dass mein Bundesland Bayern bei den Testregionen anscheinend völlig außen vor ist."
Birgit Eichhorn, Pharmazieingenieurin in der Amadeus-Apotheke in Leipzig: "Ja, ich freue mich darauf. An erster Stelle stehen für mich allerdings technische Aspekte, da habe ich gemischte Gefühle. So hatten wir vor kurzem kleine Probleme mit unseren Computern. Da merkt man erst, wie viel zusammenspielen muss für einen reibungslosen Verlauf. Die größten Bedenken hätte ich bei der elektronischen Gesundheitskarte, wenn wir von der Elektronik, dem Computer abhängig wären. Sehr wichtig ist für mich, dass es ein System für den Notfall wie Computerausfälle gibt.
Dass es die Karte für Kassen- und für Privatpatienten geben soll, finde ich gut. Wenn, dann sollte es hier keine Trennung zwischen den Versicherten geben. Die Information über Apothekerorganisationen finde ich nur befriedigend, das könnte mehr sein. Viel entscheidender als ein genauer Startpunkt ist für mich, das alles funktioniert. Erst wenn es heißt, alles ist ausgereift, sollte die Karte eingeführt werden. Das ist besser, als von vornherein einen bestimmten Zeitpunkt festzulegen."
Apotheker Joachim Perl, Leiter der Kronen-Apotheke in Halle: "Ich befürworte die elektronische Karte nicht. Ob es zu nennenswerten Verbesserungen kommt, muss sich zeigen, denn zum Beispiel das Barmer Hausapothekenmodell sieht ja Überprüfungen von Medikationen vor. Es ist ein bewährtes Verfahren mit dem Rezeptblatt, das der Patient in die Apotheke bringt, das ist meiner Meinung nach ausreichend. Dass die Karte für alle kommt, liegt doch auf der Hand. Wie sollte es sonst gehen?
Die Informationspolitik über den Apothekerverband ist in Ordnung, die Entwicklung fängt ja jetzt erst an. Dass es pünktlich 2006 losgeht mit der Karte, glaube ich nicht. Von den Verzögerungen stand schon einiges in den Zeitungen. Beim Datenschutz bin ich noch skeptisch, denn es werden doch sehr viele Informationen zusammengeführt. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass es hier zu Missbrauch kommen kann."
Apotheker Hans-Jürgen Hulsch, Inhaber der Linden-Apotheke in Aschersleben: "Im Moment berührt mich das Thema nicht so sehr. Ich bezweifle, dass die elektronische Gesundheitskarte pünktlich kommt, die flächendeckende Einführung ist im Jahr 2006 sicher nicht zu schaffen, das braucht mehr Zeit. Dafür müssen noch viele Vorarbeiten geleistet werden, die Arztpraxen umgerüstet und die Karten an die Patienten ausgegeben werden.
Technische Probleme für meine Apotheke, das umzusetzen, sehe ich nicht, es hat auch schon Gespräche dazu im Verband gegeben, ich fühle mich gut informiert. Es ist allerdings wichtig für mich, zu wissen, wo in Zukunft der Server dafür stehen wird, ob sich die Krankenkassen durchsetzen und womöglich für die Patienten entscheiden, wo deren Rezept eingelöst werden soll. Der Patient muss weiterhin entscheiden können, wohin er seine Verordnung bringt. Beim Datenschutz sehe ich noch große Probleme, wird die Karte nicht womöglich zu knacken sein?
Für mich sind noch andere Fragen offen. Wie geht es mit Rezeptsammelstellen auf dem Land weiter? Es ist ja nicht vorstellbar, dass die Versicherten künftig ihre Karte dort in den Kasten werfen, wie bisher ein Rezept. Womöglich wird es Versorgungsprobleme in Orten mit Arztpraxen geben, in denen Apotheken fehlen. Unklar ist für mich zum Teil, wer die Kosten übernimmt, allein die für die neuen Karten sind sicher utopisch. Dass die elektronische Gesundheitskarte für Kassen- und für Privatpatienten kommen soll, finde ich akzeptabel."
Apothekerin Maria Elisabeth Ewert, Leiterin der Stern-Apotheke in Castrop-Rauxel: "Ich stehe der Karte neutral gegenüber. Ich freue mich nicht direkt auf sie, lehne sie aber auch nicht ab. Eine solche Neuerung bedeutet natürlich zunächst Mehrarbeit. Wichtig ist im ersten Schritt die Umsetzung der Karte im Apothekenalltag.
Es wird in Zukunft sicher zu Vereinfachungen durch die Karte kommen. Wenn zum Beispiel Doppelverordnungen von Arzneimitteln vermieden werden, wäre das sehr gut. Prinzipiell halte ich es für gut, dass die Karte für alle Versicherten kommt, auch für die Privatpatienten. Allerdings ist es sehr wichtig, sicher zu stellen, dass es beim jetzigen Distributionsweg bleibt und die Apotheke auch weiterhin der direkte Partner der Ärzte ist und die Verordnungen in der Apotheke eingelöst werden. Es geht nicht an, dass zum Beispiel Krankenkassen andere Vertriebswege suchen, unter Umständen über Internetapotheken wie Docmorris.
Im Moment verfolge ich lediglich, was in Zeitungen und Zeitschriften über die Gesundheitskarte zu lesen ist. Vom Apothekerverband fühle ich mich noch nicht ausreichend beraten, die Informationspolitik könnte verstärkt werden. Mehr Informationen erhalten meines Wissens die Apotheker über ihren Verband in Schleswig-Holstein, wie mir Kollegen von dort berichteten. Aus deren Schilderungen zu Probeläufen kann man ahnen, dass doch einiges auf uns zukommt, sodass ich mir schon mehr Informationen vom Verband wünsche.
Beim Datenschutz ist wichtig, ob die Daten gesichert werden können. Man muss abwarten, wie das im Alltag läuft. Wenn man das Beispiel der EC-Karten sieht, die nicht zu hundert Prozent sicher sind, dann habe ich schon Bedenken. Ich sehe heute noch nicht, dass die Karte zu Beginn des nächsten Jahres kommt. Wir müssen als Apotheken bis dahin gut informiert sein und alle Voraussetzungen dafür umgesetzt haben. Dazu gehört aber auch, dass die Ärzte zum Beispiel die Vorarbeiten schaffen.
Dass die Bundesgesundheitsministerin einen Zeitplan angekündigt hat, finde ich grundsätzlich in Ordnung. Allerdings ist es auch unerheblich, ob die Karte zum ersten Januar oder zum ersten April kommt."
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