DAZ aktuell

Preise für Teststreifen problematisch

BONN (im). Nachdem der Deutsche Apothekerverband (DAV) den neuen Hausapothekenvertrag mit der Deutschen BKK geschlossen hat, gehen auch die kritisch eingestellten Landesapothekerverbände an die Umsetzung und informieren die Kollegen. Auf der DAV-Mitgliederversammlung am 29. April sei wegen der niedrigen Preise für Teststreifen die Bitte auf Nachverhandlungen geäußert worden, was als Minderheitsmeinung jedoch nicht durchkam, sagte Michael Klauß, Geschäftsführer des Apothekerverbands Brandenburg, auf Anfrage.

Jetzt wollen die Brandenburger die demokratisch abgestimmte Vertragslösung umsetzen. Brandenburg, Westfalen-Lippe, Nordrhein und Bremen hatten sich auf der DAV-Versammlung vor allem wegen der zu niedrigen Preise für Teststreifen ablehnend zum Vertragsinhalt geäußert. Der neue Hausapothekenvertrag mit der Deutschen BKK soll zum ersten Juli dieses Jahres in Kraft treten (s. a. DAZ Nr. 18/2005, S. 3). Grundsätzlich nennt Klauß es einen "richtigen Weg", mit neuen Verträgen Patienten zusätzliche Leistungen anzubieten und so deren Bindung an eine Apotheke zu verbessern.

Beim Barmer Hausapothekenvertrag gehe die Strategie auf, da sich mehr als 400 von den 520 Offizinen des Landes daran beteiligten. Wichtiger als mit der recht kleinen Deutschen BKK seien allerdings Vereinbarungen mit großen Kassen, wobei Verhandlungen mit der AOK Brandenburg laufen. Klauß sieht bei der anstehenden Information der Kollegen allerdings Arbeit auf den Verband zu kommen, da die Teststreifenpreise an der Schmerzgrenze lägen. Allerdings sei die Teilnahme für die Apotheken freiwillig, wer dies nicht mittragen könne, müsse nicht mitmachen.

"Deutsche BKK muss dafür werben"

Für den Apothekerverband Nordrhein begrüßte dessen Verbands-Vorsitzender Thomas Preis Hausapothekenverträge vom Grundsatz her, da sie die Existenz des Berufsstands sicherten. Allerdings sei die Abgabe der Teststreifen zu den vertraglich vereinbarten Preisen wirtschaftlich nicht darstellbar und für die Kollegen vor Ort kaum hinnehmbar. Gleichwohl will auch dieser Apothekerverband den auf Bundesebene abgestimmten Vertrag umsetzen. "Entscheidend für den Erfolg dieses Vertrags wird sein, wie aktiv die Deutsche BKK bei ihren Versicherten dafür wirbt", sagte Preis der Deutschen Apotheker Zeitung.

Die Pharmazeuten seien bereit für zusätzliche Angebote mit Mehrleistungen für Patienten und hätten ihr Können mit dem Barmer-Vertrag bereits unter Beweis gestellt. Jetzt seien die Kassen am Zug. Preis und Klauß wiesen übereinstimmend darauf hin, dass die vereinbarten Preise nur für die eingeschriebenen Apotheken und nur für eingeschriebene Versicherte der Deutschen BKK gelten, und dass eine gewisse Planungssicherheit für die teilnehmenden Offizinen durch die auf ein Jahr angelegte dauerhafte Versorgung eingeschriebener Diabetiker dieser BKK gegeben sei. Die Deutsche BKK hat beim neuen Vertrag mit dem DAV zugesichert, ihre Versicherten, die ihre Blutzuckerteststreifen zur Zeit nicht über Apotheken beziehen, auf die günstigen Bezugsmöglichkeiten der teilnehmenden Offizinen hinzuweisen.

Besser: Betreuungsaufwand honorieren

"Wir stehen dem Vertrag nicht nur bejahend gegenüber", sagte Gerd Welge, Vorsitzender des Bremer Apothekervereins, gegenüber der DAZ. Grundsätzlich hält er Hausapothekenverträge für positiv und richtungsweisend und verweist auf die Zertifizierungsanstrengungen im Bundesland Bremen, wo mehr als 90 Prozent der Kollegen die entsprechenden Fortbildungen absolviert haben. Allerdings hätte sich Welge noch mehr Qualitätsanforderungen und deren Honorierung beim Vertrag mit der Deutschen BKK gewünscht, der zu einseitig auf die Massenverwendung von Teststreifen ausgerichtet sei.

Viel sinnvoller als Preistabellen – und damit Konsumanreiz über Billigpreise – sei die Honorierung des Beratungsaufwands in den Apotheken mit Hilfe einer Betreuungspauschale für Diabetiker, da zum Beispiel nur die persönliche Erklärung des Messgeräts zu einem stabilen – und nicht steigenden – Verbrauch an Teststreifen führt. Konkret werden die niedrigen Preise für Teststreifen bei vielen Kollegen Unmut hervorrufen, schätzt Welge, weil sie nicht kostendeckend seien. Die Preistabellen seien zu einseitig auf Massenverwendung ausgerichtet, wobei die Pharmazeuten kein Interesse am Mehrverbrauch der Streifen hätten.

Wenn durch die persönliche Betreuung der Diabetiker in Apotheken inklusive Batteriewechsel oder Reinigung des Geräts die Zahl der verwendeten Teststreifen sinke, käme das den Krankenkassen zugute und sie sollten das honorieren. Insgesamt rät Welge angesichts der geringen Marktgröße dieser Betriebskrankenkasse zur Gelassenheit beim neuen Vertrag. Vor allem die großen, flächendeckenden Krankenkassen wie die AOK sollten ihre Zurückhaltung gegenüber Hausapothekenverträgen aufgeben, lautete sein Appell an die Kassen.

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