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Die Seite 3
Wettbewerb nach Art von DocMorris
Wettbewerb – Zauberwort für alle, die am liebsten alles dem Spiel der Marktkräfte überlassen wollen, auch im Gesundheitswesen. Wettbewerb mag bis zu einem gewissen Grad auch richtig sein, um Ansporn und Leistung zu generieren. Ob aber ein funktionierendes Gesundheitswesen, das auch von sozialen Elementen durchzogen sein sollte, allein mit den Kräften des Wettbewerbs zurechtkommt und ihm überlassen bleiben sollte, wage ich zu bezweifeln.
Ein immer aktuelles Beispiel ist der Versandhandel und seine Auswüchse. Kein Mensch in Deutschland braucht den Versandhandel mit Arzneimitteln, auch nicht aus Wettbewerbsgründen. Allein die derzeitige Bundesregierung, die sich gerade verabschiedet, und einige Krankenkassen und Profiteure (die glauben, mit Päckchen-Packen das große Geld verdienen zu können), haben versucht, der Bevölkerung einzureden, dass Versandhandel mit Arzneimitteln günstig und bequem ist. Das Argument zieht nicht, denn: Die freie OTC-Preisbildung erlaubt allen Apotheken günstige Preisangebote und der Home-Service der Apotheken ist unschlagbar schneller, sicherer und günstiger für die Patienten.
Was besonders nachdenklich stimmt, ist der "Wettbewerb", den zum Beispiel Versandapotheken betreiben wie die niederländische DocMorris. Da dieser Versender vom benachbarten EU-Ausland aus auf dem deutschen Markt mitmischen will, bedient er sich Methoden, die einer deutschen Apotheke verwehrt sind. So wirbt die Versandapotheke DocMorris um die Gunst deutscher Patienten damit, dass sie nur die halbe Zuzahlung erhebt. Neuester Coup dieser Versandapotheke, die am 8. Juni ihr Fünfjähriges feierte: ein Vertrag mit der Ärzteverbund Medi Dienstleistungs GmbH.
Wie aus einem uns vorliegenden Vertragsentwurf hervorgeht, wollen Medi und DocMorris enger zusammenarbeiten dergestalt, dass Medi seinen Ärzten die Vorteile und Möglichkeiten der Belieferung durch die Versandapotheke DocMorris erläutert. Die Medi-Ärzte wiederum sollen dann ihre Patienten auf die Versandapotheke DocMorris und deren Möglichkeiten hinweisen. DocMorris seinerseits wird diese Leistung von Medi und seinen Ärzten damit honorieren, dass die Versandapotheke "an Medi für den über Medi zugesteuerten Nettoumsatz eine Provision von 1% auf diesen Nettoumsatz gegen ordnungsgemäße Rechnung von Medi zahlt".
Was auch noch im Vertragsentwurf steht: "Im Rahmen der Aut-idem-Regelung des § 129 SGB V wird DocMorris die Hersteller Aliud Pharma GmbH & CO KG, Laichingen, und Docpharma Gmbh & Co KG a. A., Pfinztal, unter Berücksichtigung der gesetzlichen Bestimmungen vorrangig bedienen. Evtl. auch Teva generics und Takeda." Im Klartext bedeutet dies: Medi-Ärzte sollen ihre Patienten dazu bewegen, bei DocMorris zu bestellen. Sie erhalten dann bevorzugt Arzneimittel von Aliud, Docpharma, Teva und Takeda. Vom dadurch getätigten Umsatz erhalten die Medi-Ärzte eine Provision. Noch deutlicher: der Arzt profitiert an der Verordnung, am Arzneimittelumsatz. Ist das der neue Wettbewerb? Sollte ein solcher Vertrag zustande kommen, sollten Aufsichtsbehörden mal genauer hinschauen.
Glaubt man Unterlagen und Insiderinformationen, die der DAZ zugespielt wurden, dann lässt sich daraus ablesen, wie DocMorris arbeitet. Zwar tönte der Versender vollmundig aus Anlass des fünfjährigen Bestehens, dass man "seinen Kunden mehr bietet als die Apotheke um die Ecke". Doch in der Realität scheint nicht jeder Kunde willkommen zu sein, vor allem nicht der mit den kleinen Rezepten. So sollen tausende unrentable Rezepte aussortiert und an die Kunden zurückgeschickt worden sein. Als Begründung für die Kunden soll DocMorris angeben, dass das Bestellaufkommen so hoch sei und man den Kunden nicht warten lassen wolle. Lediglich die Versicherten bestimmter Kassen wie GEK, Journalisten und VIP-Kunden (z. B. Politiker) seien davon ausgenommen. Oft würden auch Kundenanfragen zu Tausenden nicht beantwortet, Lieferungen falsch ausgeliefert und wieder zurückgenommen.
Erstaunlich, wie Politiker und bestimmte Medien auf diese neue Scheinwelt der Versandapotheke hereingefallen sind. Wann beginnt das Fundament solcher Versandapotheken endlich zu wackeln?
Peter Ditzel
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