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TCM-Drogen in der Apothekenpraxis

ESCHBORN (ck). Die traditionelle chinesische Medizin (TCM) hat auch in Deutschland einen enormen Aufschwung erlebt. Immer mehr ausgebildete Mediziner praktizieren sie, es gibt die erste TCM-Klinik in Kötzing, die erfolgreich die TCM-Prinzipien anwendet. Und die Apotheker, die TCM-Drogen abgeben, haben ein Problem: Sie sind gesetzlich verpflichtet, die Qualität und Unbedenklichkeit der aus China importierten Arzneidrogen und Präparate nach den rechtlichen Vorgaben des Gesetzgebers zu garantieren. Wie das gewährleistet werden kann, war Thema des Expertenforums, das am 6. Juli am Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker stattfand.

Die traditionelle chinesische Medizin (TCM) ist keine Volksmedizin, die nur mündlich überliefert wird, betonte Prof. Dr. Rudolf Bauer, Graz. Sondern die TCM ist eine wissenschaftlich betriebene Form der Medizin, die ein schriftlich dokumentiertes Theoriegebäude besitzt, die an Universitäten gelehrt und weiterentwickelt wird. Sie kennt nachvollziehbare diagnostische Verfahren und wendet konkrete, kontrollierbare und rational korrigierbare therapeutische Verfahren an. Hinzu kommt, dass sie leicht zu erlernen ist und auch bei chronischen Krankheiten damit Erfolge erzielt werden. Das alles führt dazu, dass immer mehr Menschen auch in Deutschland großes Interesse an der traditionellen chinesischen Medizin zeigen und dass es hier immer mehr ausgebildete TCM-Mediziner gibt. Der steigenden Nachfrage steht das Angebot in nichts nach: zum einen steht in China ausreichend Material zur Verfügung und zum anderen liefern Importeure an jeden gewünschten Ort. Die Frage ist nur, ob dies auch in einer reproduzierbar hohen Qualität geschieht.

Verantwortung

liegt beim Apotheker

Dr. Michael Ihrig vom ZL wies darauf hin, dass die Drogen der traditionellen chinesischen Medizin und daraus hergestellte Zubereitungen in der Regel über die Apotheken abgegeben und erst dort zum Arzneimittel werden. Damit stehe allein die Apotheke in der Verantwortung für die pharmazeutische Qualität der TCM-Drogen! Der Apotheker muss sich auf die Richtigkeit mitgelieferter Prüfzertifikate verlassen, die oft zweifelhaft sind. Anderenfalls hat er eine Komplettprüfung nach anerkannten pharmazeutischen Regeln durchzuführen. Dabei sollten die klassischen mikroskopischen Methoden, die auch ihre Grenzen haben, durch dünnschichtchromatographische Verfahren ergänzt werden. Allerdings seien dafür notwendige Referenzsubstanzen, die oft nur über autorisierte chinesische Stellen vertrieben werden, sehr schwer zu bekommen und zudem sehr teuer. Eine Lösung seien hier Referenzdrogensammlungen, die sowohl einen organoleptischen Vergleich erlauben, als auch die Herstellung von Vergleichslösungen.

Baumwolle verdrängt die Kräuter

Bauer wie darauf hin, dass in Deutschland das Rad in Hinsicht auf die Qualitätskriterien für chinesische Arzneidrogen nicht neu erfunden werden muss, sie entsprechen den der westlichen Arzneidrogen. Wichtiger sei es, vor Ort in China auf eine Produktion in verlässlicher Qualität zu dringen, so Bauer. Dazu wurden 2003 von der WHO die GACP-Richtlinien für guten Anbau und gute Wildsammlung von Medizinalpflanzen eingeführt. Diese Guidelines on Good Agricultural and Collection Practices (GACP) for Medicinal Plants seien jedoch vor Ort nur schwer umzusetzen, da der Anbau der Heilkräuter überwiegend in kleinen Bauernhöfen erfolgt und zudem an Attraktivität verliert. Seit dem 1. Januar 2005 ist die Kontingentbeschränkung für den Export chinesischer Textilware aufgehoben. Der chinesische Anteil am Weltmarkt auf diesem Gebiet wird von jetzigen 40% auf 70% steigen, damit wird sich die Anbaufläche für Baumwolle, Hanf, Flachs und Jute mindestens verdoppeln. Dr. Wenjun Zhong, der die TCM aus der Sicht des Importeurs vertrat, bedauerte, dass damit von der ohnehin sehr begrenzten Ackerfläche in China nicht mehr viel für den Anbau der Heilkräuter bleibe. Qualitätsschwankungen, Verfälschungen, Verwechslungen oder das Vorliegen von Drogengemischen aus unterschiedlichen botanischen und geographischen Herkünften seien an der Tagesordnung. Wege aus der Misere sieht Zhong zum einen auf der Regierungsebene, hier müsse die Entwicklung der TCM auch im Ausland gefördert sowie die Modernisierung der TCM in China vorangetrieben werden. Aber auch die Unternehmer seien in der Verantwortung, hier muss der Maßstab seriöses, verantwortungsvolles Handeln und Kultur- und Fachkompetenz sein! Anbau, Bearbeitung und Handel sollten in einer Hand liegen, so dass die Produkte auch chargenbezogen rückrufbar sind.

Schönung von TCM-Drogen 

Eine rein ästhetische Maßnahme, die in China bei TCM-Drogen weit verbreitet ist, ist das Schönen. Hierbei wird – unabhängig von der pharmazeutischen Qualität – rein mechanisch durch Pressen die Optik der Drogen verändert. Es kommen aber auch chemische Verfahren wie Räuchern mit Schwefel oder eine Behandlung mit Alaun H2O2 oder Zuckerlösung zum Einsatz. Methoden wie das Schwefeln sind eigentlich aus dem Arzneibuch gestrichen worden, da die pharmazeutische Qualität leidet. Sie sind aber immer noch sehr beliebt und finden breite Anwendung zum Bleichen von Drogen und Lebensmitteln.

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