Arzneimittel und Therapie

Aus der Forschung: Neue Hoffnung bei fortgeschrittenem Brustkrebs

Auf der diesjährigen Jahrestagung der Amerikanischen Krebsgesellschaft in Orlando wurde mit Lapatinib ein neuer Wirkstoff zur Behandlung von Patientinnen mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs vorgestellt. Lapatinib ist ein oraler reversibler Hemmstoff von ErbB1(EGFR)- und ErbB2(HER-2/neu)-Tyrosinkinasen.

Im Gegensatz zum Tyrosinkinaseinhibitor Trastuzumab (Herceptin®) ist Lapatinib kein monoklonaler Antikörper, sondern ein kleines Molekül und hat dadurch den Vorteil, dass es in Tablettenform zur Verfügung steht. Ein zweiter Vorteil könnte das Wirkprinzip sein. Anders als Trastuzumab blockiert Lapatinib gleich zwei Informationswege, die für das weitere Tumorwachstum wichtig sind. Neben dem so genannten ErbB2-Rezeptor, der auch von Trastuzumab blockiert wird, hemmt Lapatinib zusätzlich die Aktivität des so genannten ErbB1-Rezeptors, der ebenfalls eine maßgebliche Rolle bei der Tumorausbreitung und dem weiteren Tumorwachstum spielt. Nachdem frühere Untersuchungen bereits eine gute Wirksamkeit dieses Tyrosinkinaseinhibitors in der Zweit-Linien-Therapie des metastasierten Brustkrebs zeigen konnten, wurden nun erste Interimsergebnisse einer Studie vorgestellt, in der Her-2/neu positive Patientinnen in der Erst-Linien-Therapie mit Lapatinib behandelt wurden. Bei fünf von 13 Patientinnen der Stadien IIIb, III c bzw. IV kam es zu einem partiellen Ansprechen, bei sechs von 13 konnte für mindestens acht Wochen eine Stabilisierung der Erkrankung erreicht werden, und nur bei zwei Patientinnen kam es zu einer Progression.

Lapatinib wurde sehr gut vertragen, und George Sledge vom Tumorzentrum in Indianapolis, der wesentlich an der klinischen Prüfung von Lapatinib beteiligt ist, sieht in der Substanz eine wichtige neue Therapiemöglichkeit für Brustkrebspatientinnen mit den entsprechenden Rezeptoren.

Bevor Lapatinib allerdings zugelassen werden kann, müssen noch weitere Studien durchgeführt werden, die die Wirksamkeit und Sicherheit bestätigen. Gegenwärtig befindet sich Lapatinib in der frühen Phase III der Entwicklung. Der Zulassungsantrag für den Wirkstoff gegen solide Malignome wie nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom, Nierenzellkarzinom, Blasen-, Magen- und Mammakarzinom soll 2006 gestellt werden, so GlaxoSmithKline.

Annette Junker

Quelle
Gomez, H. L.; et al.: A phase II, randomi- zed trial usinf the small molecule tyrosine kinase inhibitor lapatinib as a first-line treatment in patients with FISH positive advanced or metastatic breast cancer. abstr. 3046 ASCO (2005).

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.