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DAZ aktuell
Diabetesfolgen belasten die Kassen
Für die KoDIM-Studie hat die PMV-Forschungsgruppe der Universität Köln Daten der AOK und der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen ausgewertet. Basis waren die Daten von rund 350.000 durchgängig Versicherten. Die Studienergebnisse geben erstmalig einen genaueren Aufschluss über die Kostenverteilung: Insgesamt beliefen sich die Diabetes-Exzess-Kosten im Jahr 2001 auf 22,3 Mrd. Euro. 12,8 Mrd. Euro musste die Krankenversicherung für die direkten Kosten ausgeben, 1,8 Mrd. Euro die Pflegeversicherung. 7,7 Mrd. Euro entfielen auf indirekte Kosten durch Frühberentungen (6,6 Mrd. Euro) und Arbeitsausfallzeiten (1,1 Mrd. Euro).
Kostentreiber Folgeerkrankungen
Wie die Studie zeigt, wurde für die Behandlung der Grunderkrankung Diabetes nur ein geringer Teil der Kosten aufgewandt. Für den einzelnen Zuckerkranken gab die AOK Hessen hierfür durchschnittlich 542 Euro aus. Davon entfielen 251 Euro auf Insulin oder andere Medikamente, 124 Euro auf ärztliche Leistungen. Weit teurer ist die Behandlung der Folgeerkrankungen des Diabetes. Diese kostete die AOK Hessen im Jahr 2001 insgesamt rund 9,6 Mrd. Euro bzw. ca. 2000 Euro pro Diabetiker. So wurden 3,7 Mrd. Euro für kardiale und zerebrale vaskuläre Erkrankungen und 2,5 Mrd. Euro für das diabetische Fußsyndrom ausgegeben. Mit weiteren 2,1 Mrd. Euro schlug die Behandlung von Nierenerkrankungen zu Buche, 600 Mio. Euro zahlte die Kasse für Augenerkrankungen und 500 Mio. Euro für Stoffwechselentgleisungen.
Kassen müssen mit Ausgabenexplosion rechnen
Professor Hans Hauner, der die Studie begleitet hat, betonte, dass der zu erwartende Anstieg der an Diabetes Erkrankten das Gesundheitssystem vor große Herausforderungen stellen wird. Schon jetzt sei Diabetes die teuerste chronische Erkrankung. Nach den in der Analyse vorgenommenen Hochrechnungen werden sich die Kosten für die direkten Diabetes-Exzess-Kosten bereits im Jahr 2010 auf 25 Mrd. Euro erhöhen. Hinzu kämen mindestens weitere 13 Mrd. Euro für indirekte Kosten. Diese Entwicklung, so Hauner, könne nicht ohne Auswirkungen auf die gesetzliche Krankenversicherung bleiben. Weiter steigende Lohnnebenkosten führten zudem zu negativen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und die internationale Wettbewerbsfähigkeit von Deutschland.
Strategien zur Prävention und Früherkennung nötig
Damit die Kosten nicht gänzlich aus dem Ruder laufen, müssen Strategien zur Vermeidung von Diabetes und seinen Folgeerkrankungen entwickelt werden. So bedarf es nach Auffassung der Studienautoren bereits im Schulalter einer intensiven Aufklärung über die Bedeutung einer ausgewogenen Ernährung und ausreichender Bewegung – denn Übergewicht ist ein wesentlicher Risikofaktor für die Entstehung von Typ-2-Diabetes. Zudem sollen regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen bei Risikogruppen ein frühzeitiges Eingreifen in die Krankheitsentwicklung ermöglichen.
Bei Patienten mit manifestem Diabetes geht es hingegen primär darum, die Entstehung von teuren Folgeerkrankungen zu vermeiden. Eine gute Einstellung des Stoffwechsels werde jedoch häufig durch die zum Teil geringe Bereitschaft der Patienten zur aktiven Mitarbeit erschwert. Die Non-Compliance-Rate bei Typ-2-Diabetikern liege zwischen 40 und 50 Prozent. Ziel sei es daher, die Therapietreue der Patienten zu stärken sowie die zielgerichtete Nutzung der verfügbaren medizinischen Interventionsmöglichkeiten zu verbessern.
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