Arzneimittel und Therapie

Adjuvanter Einsatz von Trastuzumab

Auf der Oberfläche der Tumorzellen werden bei circa 20 bis 30% aller Brustkrebspatientinnen HER2-Proteine überexprimiert, was zunächst eine schlechte Prognose für die Patientin bedeutet. Durch den Einsatz des monoklonalen Antikörpers Trastuzumab (Herceptin®), der die Funktion des Onkogens HER2 blockt, das zu aggressivem Wachstum der Brustkrebszellen führt, ergibt sich aber ein Überlebensvorteil für die Patientinnen.

Seit 1998 wird Trastuzumab bereits bei metastasiertem Brustkrebs mit Erfolg angewendet. Während der 41. Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology wurden drei große Studien vorgestellt, die erstmals auch deutliche Hinweise auf einen sinnvollen Einsatz von Trastuzumab bei der adjuvanten Anwendung zeigten.

Reduziertes Rückfallrisiko

Es wurden nach einem Jahr Nachbeobachtungszeit erste Ergebnisse der HERA Studie [1] präsentiert: Mehr als 5000 Patientinnen aus der ganzen Welt mit invasivem, HER2-positivem Brustkrebs in frühem Stadium wurden für die Studie rekrutiert und erhielten nach vorheriger standardmäßiger, adjuvanter Chemotherapie entweder außer der endokrinen Therapie gar keine, eine zwölf- oder 24-monatige Trastuzumab-Therapie. Erlaubt war eine breite Spanne vorheriger Chemotherapieregimes und sowohl N(+) als auch N(–) Patientinnen wurden aufgenommen. Diese erste Interimsanalyse zeigte eine 46%-ige Reduktion des Rückfallrisikos bei den Trastuzumab-Patientinnen. Eine Aussage über den Arm mit der 24-monatigen Trastuzumab-Therapie und zu signifikanten Unterschieden der Überlebenszeiten konnten zu diesem Zeitpunkt noch nicht gemacht werden. Die Therapie mit Herceptin® wurde gut vertragen, die Häufigkeit von Stauungsinsuffizienzen war im Vergleich zum Kontrollarm gering erhöht (0,5% vs. 0%).

Langzeitüberleben kann erhöht werden

Zwei große amerikanische Phase-III-Studien [2, 3] waren vom National Cancer Institute NCI gesponsert worden, und eine beide umfassende Interimsanalyse mit bis jetzt 3300 Patientinnen wurde zum gleichen Thema vorgestellt: Die NCCTG- und die NSABP-Studie verglichen beide eine Kombination aus Paclitaxel und Trastuzumab jeweils mit nur Paclitaxel nach einer adjuvanten Chemotherapie mit Doxorubicin und Cyclophosphamid. Auch hier zeigten sich deutliche Vorteile für die Trastuzumab-Arme: Die Kombination mit Trastuzumab führte zu einer statistisch signifikanten 52%-igen Reduktion des Rückfallrisikos nach drei Jahren und zu einer 33%-igen Reduktion der Todesfälle nach zwei Jahren.

Erhöhte Kardiotoxizität

Der Preis mit dem diese Verbesserung des Rückfallrisikos erkauft wird, ist eine erhöhte Kardiotoxizität. Bei Betrachtung der einzelnen Arme fällt aber auf, dass diese im Arm B der NCCTG Studie, in der mit Trastuzumab erst nach Paclitaxel und deutlich nach dem auch kardiotoxischen Doxorubin angefangen wurde, schon wesentlich geringer war, als im Arm C der gleichen Studie, in dem Trastuzumab gleichzeitig mit Paclitaxel und unmittelbar nach Doxorubicin gegeben wurde (0 – 0,5% vs. 3,3 – 4,3%).

Über die optimale Dauer der Therapie kann erst 2008 nach längerer Nachbeobachtungszeit der HERA-Studie eine Aussage getroffen werden.

Diese Resultate bei HER2-positivem Brustkrebs deuten darauf hin, dass Trastuzumab bei dieser aggressiven Form der Erkrankung die Chance für ein Langzeitüberleben erhöhen kann, indem der Übergang zur metastasierten Erkrankung verhindert wird.

Annette Junker

 

Quelle
[1] Piccart, M.; et al.: Herceptin® (H) gi- ven for one year following completion of adjuvant chemotherapy significantly im- proves disease-free survival (DFS) in early breast cancer (BC) with HER2 overexpression: results of the interim analysis of the Breast International Group (BIG) 01-01 trial/B016348
„HERA“ trial. ASCO (2005).
[2, 3] Perez, E.; et al.: Combined Analysis of NSABP-B31 & NCCTG-N9831:
„Doxorubicin and Cyclophosphamide Followed by Paclitaxel with or without Trastuzumab as Adjuvant Therapy for Patients with HER2 Positive Operable Breast Cancer. ASCO (2005).

Immunologie für Pharmazeuten, Biologen und Mediziner 

Lehrbuch und Kompendium für Studium und Praxis Angelika Vollmar und Theodor Dingermann

Über welchen Mechanismus wirkt der humanisierte monoklonale IgG-Antikörper Trastuzumab?

Ohne die substanzielle Kenntnis immunologischer Zusammenhänge lassen sich diese Fragen nicht beantworten. Das gilt in ähnlicher Weise für viele wichtige Arzneimittel und verwandte Fragen. Zwar gibt es einige exzellente Lehrbücher der Immunologie. Aber es fehlte bisher ein Lehrbuch, das die Immunologie und den Arzneischatz in einen Kontext stellt. Diese Lücke wird mit dem vorliegenden Buch gefüllt.

Die Immunologie wird hier in einer Komplexität dargestellt, die erforderlich, aber auch ausreichend ist, um Arzneimittel hinsichtlich Wirkungen und Nebenwirkungen verstehen zu können, die mit Komponenten unseres Immunsystem – gewollt oder ungewollt – in Wechselwirkung treten.

Im ersten Teil ("Grundlagen der Immunologie") werden die Besonderheiten der angeborenen und der erworbenen Immunität, die Reaktionen des Systems auf die wichtigsten Krankheitserreger sowie ein Basiswissen zur Immunpathologie vermittelt.

Im zweiten Teil ("Immuntherapeutika") werden Wirkstoffe besprochen, die die Homöostase unseres Immunsystems beeinflussen, darunter Immunsuppressiva, Immunstimulanzien, Impfstoffe, Seren und Immunglobuline, therapeutische Antikörper und Antikörpervarianten sowie Antiallergika.

Im dritten Teil geht es um einige wichtige immunologische Methoden, die sowohl diagnostische Bedeutung besitzen als auch in der immunologischen Forschung relevant sind.

2005. 456 S., 203 s/w Abb., 47 s/w Tab.. ISBN3-8047-2189-3 Subskriptionspreis bis 31. Oktober 2005: 44,00 Euro Dieses Buch können Sie einfach und schnell bestellen unter der Postadresse: Deutscher Apotheker Verlag Postfach 101061 70009 Stuttgart oder im Internet unter: www.dav-buchhandlung.de oder per Telefon unter: (0711) 25823-41 oder -42

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