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Arzneimittel und Therapie
Adalimumab bei rheumatoider und Psoriasis-Arthritis
Die Zulassung zur Initialtherapie bei schwerer aktiver und progressiver rheumatoider Arthritis eröffnet Patienten die Möglichkeit, Adalimumab direkt nach Diagnosestellung zu erhalten. Bisher war der TNF-α-Inhibitor zu Behandlung von erwachsenen Patienten mit mäßiger bis schwerer rheumatoider Arthritis indiziert, die auf herkömmliche DMARDs (disease modifying antirheumatic drugs, Basistherapeutika) inklusive Methotrexat (MTX) nur unzureichend angesprochen hatten.
Neue Indikation Psoriasis-Arthritis
Die Zulassung zur Behandlung der Psoriasis-Arthritis basiert auf den kürzlich veröffentlichten Daten der ADEPT (Adalimumab Effectiveness in Psoriatic Arthritis Trial)-Studie, in der die Wirksamkeit von Adalimumab bei Haut- und Gelenksymptomen belegt wurde: Fast 40% der Patienten unter Adalimumab-Monotherapie erreichten in der 24. Woche ein ACR50-Ansprechen und 23% erreichten ein ACR70-Ansprechen. Darüber hinaus wurden die Veränderungen des modifizierten Total-Sharp-Score (mTSS) aufgenommen, welcher Knochenerosionen und Gelenkspaltverengungen erfasst. Während sich in der Plazebo-Gruppe bei 28,9% der Patienten der mTSS nach 24 Wochen signifikant um mehr als 0,5 Punkte verschlechtert hatte, waren es in der Adalimumab-Gruppe lediglich 9%. Daten der offenen Fortsetzungsperiode zeigen, dass die Hemmung der radiologischen Progression unter Adalimumab bis zur 48. Woche anhielt.
Bei 69 Studienteilnehmern waren mehr als 3% der Körperoberfläche von Psoriasis betroffen. Im Hinblick auf Hautläsionen erreichten 42% der mit Adalimumab behandelten Patienten nach 24 Wochen ein PASI 90-Ansprechen, was einer mindestens 90-prozentigen Verbesserung der Psoriasis-Symptome nach dem Psoriasis Area and Severity Index (PASI) entspricht.
Adalimumab zur Initialtherapie bei rheumatoider Arthritis
Die Zulassung zur Initialtherapie etabliert das Biologikum für MTX-naive Patienten mit schwerer aktiver und progressiver rheumatoider Arthritis. Daten der zulassungsrelevanten Premier-Studie belegen, dass die Kombinationstherapie von Adalimumab und Methotrexat erfolgreich die radiologische Progression bei Patienten mit kürzlich diagnostizierter schwerer rheumatoider Arthritis inhibiert. Premier ist eine zweijährige doppelblinde, kontrollierte Studie, in der jeweils die Wirksamkeit von Humira®, MTX und der Kombination beider Substanzen bei früher rheumatoider Arthritis verglichen wurde. Dabei wurden 799 Patienten in drei Arme randomisiert und erhielten entweder 40 mg Adalimumab s.c. alle 14 Tage in Kombination mit MTX oder die jeweilige Monotherapie. Einer der primären Studienendpunkte war das Erreichen der ACR50-Kriterien: Nach 52 Wochen erfüllten 62% unter der Kombinationstherapie Adalimumab und Methotrexat, aber nur 46% unter MTX-Monotherapie diese Kriterien.
PREMIER ist damit die erste Studie, die ACR50 als primären Studienendpunkt erreicht hat. Ein weiterer primärer Studienendpunkt war die Hemmung der radiologischen Progression, gemessen an den Veränderungen des TSS. Die Kombination aus Adalimumab und MTX erzielte signifikant bessere Ergebnisse als die Methotrexat-Monotherapie. Nach zwei Jahren betrug die durchschnittliche Veränderung vom Ausgangswert 1,9 unter der Kombinationstherapie, während in der MTX-Gruppe die Veränderung des TSS 10,4 betrug. Zudem zeigten etwa doppelt so viel Patienten unter der Kombinationstherapie (61%) im Vergleich zur MTX-Monotherapie-Gruppe (34%) nach zwei Jahren keine radiologische Progression. ck
Quelle
Neue Indikation und Indikationserweite- rung für Humira®: Adalimumab bei Pso- riasis-Arthritis und zur Initialtherapie bei rheumatoider Arthritis von EMEA zuge- lassen. Pressemitteilung der Abbott GmbH & Co. KG vom 19. August 2005.
Fachinformation Humira® 40 mg Injekti- onslösung in Fertigspritze, Stand April 2005.
Welche Interaktionen sind möglich?
In klinischen Studien wurden bei gleichzeitiger Anwendung von Anakinra (Kineret®) und einem anderen TNF-Antagonisten, Etanercept (Enbrel®), schwere Infektionen beobachtet, ohne dass ein zusätzlicher Nutzen erkennbar wäre. Daher wird die Kombination von Adalimumab und Anakinra nicht empfohlen.
Adalimumab wurde bei Patienten mit rheumatoider Arthritis sowohl als Monotherapie, als auch in der Kombination mit Methotrexat untersucht. Die Bildung von Antikörpern war unter einer Kombinationstherapie niedriger als unter Monotherapie. Die Anwendung von Adalimumab ohne Methotrexat führte zu einer gesteigerten Bildung von Antikörpern und einer erhöhten Clearance von Adalimumab. Unter Therapie mit TNF-α-Inhibitoren besteht das Risiko der Reaktivierung einer latenten Tuberkulose. Aus diesem Grund müssen alle Patienten vor Beginn einer Behandlung sowohl auf aktive als auch auf latente Tuberkulose untersucht werden.
Wirkmechanismus
Adalimumab (Humira®) ist ein vollständig humaner monoklonaler Antikörper, der - anders als alle anderen derzeit verfügbaren rekombinanten Antikörper - keine Sequenzen der Maus oder anderer Tierspezies trägt.
Adalimumab bindet spezifisch an TNF-α und neutralisiert dessen biologische Funktion, indem er die Interaktion des Liganden mit den zellständigen p55- und p75-TNF-Rezeptoren blockiert. Durch diese Blockade der Liganden/Rezeptorbindung werden auch nachgeschaltete biologische Reaktionen beeinflusst, die durch TNF-α ausgelöst oder gesteuert werden, einschließlich der Veränderungen der Konzentrationen von für die Leukozytenmigration verantwortlichen Adhäsionsmolekülen. Durch die Hemmung von TNF-α können die klinischen Zeichen und Symptome der rheumatoiden Arthritis kontrolliert, die radiologische Progression der Erkrankung verlangsamt und die Lebensqualität der Patienten signifikant verbessert werden.
Die empfohlene Dosierung für Patienten mit rheumatoider Arthritis und Psoriasis-Arthritis beträgt 40 mg alle 14 Tage subkutan. Um eine maximale Wirksamkeit zu gewährleisten wird Adalimumab in der Regel in Kombination mit Methotrexat eingesetzt. Aufgrund speziell geformter Fertigspritzen kann Adalimumab auch von Patienten, deren Hände von der rheumatoiden Arthritis betroffen sind, selbst appliziert werden. Adalimumab wird zur Zeit im Rahmen klinischer Studien auch bei anderen Autoimmunerkrankungen untersucht.
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