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DAZ aktuell
"Homöopathie nicht besser als Plazebo"
Im Auftrag des Schweizerischen Bundesamts für Gesundheit hatten die Forscher in einer groß angelegten Meta-Analyse Studien von homöopathischen und konventionellen Arzneimitteln verglichen. Gegenübergestellt wurden dabei 110 bisher publizierte placebokontrollierte Studien von homöopathischen Mitteln 110 Studien von konventionellen Arzneimitteln. Die Studien wiesen eine ähnliche Versuchsanordnung auf und wurden aus einer Vielzahl von Studien zufällig ausgesucht. Die untersuchten Studien behandelten unterschiedlichste medizinische Bereiche von Atembeschwerden bis zur Anästhesie.
Die Forscher analysierten die Resultate der Behandlung in Studien mit geringer Probandenzahl von minderer Qualität und in groß angelegten Studien von hoher Qualität. In beiden Gruppen wurde in den qualitativ schlechteren Studien den Arzneimitteln eine bessere Wirksamkeit attestiert als in den qualitativ hoch stehenden Studien. Sobald sich die Untersuchung aber auf qualitativ hoch stehende Studien beschränkte, ließen sich keine Belege mehr für eine spezifische Wirkung der Homöopathie finden. In diesen Studien gab es keinen Unterschied zwischen Placebo und homöopathischen Medikamenten, während die konventionellen Medikamente auch in diesen Studien eine Wirkung zeigten.
Der Sozialmediziner Egger stellte dazu fest: "Je sorgfältiger und qualitativ besser eine homöopathische Studie war, desto weniger konnte die Wirksamkeit der Homöopathie nachgewiesen werden". Seine Schlussfolgerung: Die klinischen Behandlungsresultate der Homöopathie sind am ehesten auf einen Placeboeffekt zurückzuführen. Als Erklärung denkbar sind laut Egger so genannte Kontexteffekte, etwa der gemeinsame starke Glaube von Therapeut und Patient an die Wirksamkeit der verschriebenen Mittel, der unterstützend und heilend wirken kann. So besteht mittlerweile Konsens darüber, dass Placebos im Gehirn die Ausschüttung von Endorphinen steigern können (s. a. Prisma, S. 6). Vom Magazin "Der Spiegel" befragt, ob die Homöopathie dennoch nützen kann und sei es als Placebo, antwortete Matthias Egger: "Die Frage ist: Darf ich als Arzt einem Patienten guten Gewissens zu einer Behandlung raten, von der ich jetzt endgültig weiß, dass sie objektiv keine Wirkung hat?".
Placebovorwurf ist absurd
In einer Pressemitteilung des Deutschen Zentralvereins Homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) wird der Placebovorwurf als "absurd" bezeichnet. Nach Aussage der homöopathischen Ärzte beruhten die therapeutischen Erfolge der Homöopathie nicht auf dem Placeboeffekt, sie seien vielmehr in vielen Studien belegt, etwa bei Versuchen an Darmzellen. Die tägliche Praxis belege darüber hinaus die medizinische Qualität der Homöopathie. Außerdem zeigten verschiedene Studien der Berliner Charité an großen Patientenzahlen, dass die Homöopathie in der Praxis einer konventionellen Behandlung "mindestens ebenbürtig, zum Teil überlegen" sei.
Der DZVhÄ vermutet andere Beweggründe für das Herausstellen der Schweizer Meta-Analyse: "Dass der Homöopathie überhaupt so viel Aufmerksamkeit im Lancet gewidmet wird, dürfte an dem Entwurf eines WHO-Reports liegen, der für die Homöopathie recht günstig ausfällt und im Heft dargestellt und auch negativ kommentiert wird. Im Report heißt es: ,Die Mehrzahl der wissenschaftlichen Studien in den letzten 40 Jahren hat gezeigt, dass die Homöopathie gegenüber Placebo überlegen ist und der konventionellen Medizin in der Behandlung von Menschen und Tieren gleich gestellt werden kann'."
Bedenklich finden die homöopathischen Ärzte die Entscheidung des Schweizer Bundesrates Couchepins, die Komplementärmedizin aus der Grundversorgung zu nehmen. Diese Entscheidung basiere auf dieser Studie, während eine für die Homöopathie positive Studie keine Beachtung fand. In der Schweiz sei diese Entscheidung ein Politikum erster Klasse. Ein Volksentscheid, der zurzeit vorbereitet wird, könnte allerdings das Ende von Couchepins politischer Karriere und nicht das Ende der Homöopathie in der Schweizer Grundversorgung sein, vermutet der DZVhÄ. Für einen Abgesang der Homöopathie sei es jedenfalls zu früh.
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