Die Seite 3

Vom Wahltraum zum Wahltrauma

Nein, so haben wir uns alle den Ausgang der Wahl 05 nicht vorgestellt. Egal, welcher Richtung man anhängt, aber so unklare Verhältnisse, bei denen letztlich alles von den Gesprächen nach der Wahl abhängt, von Zufälligkeiten, von Launen und Vorlieben - das kann's doch nicht gewesen sein. Und trotzdem müssen wir damit leben und uns überraschen lassen, für welches Farbenspiel sich die Damen und Herren der Politik denn erwärmen können: Ampel, Schwampel, Hampel. Angesichts der möglichen Konstellationen wird schon mal von der einen und anderen Seite verstohlen die Hoffnung geäußert, es möge doch Neuwahlen geben. Ob dies aber einen eindeutigeren Ausgang zur Folge hätte, ist zweifelhaft.

Eines steht immerhin fest: CDU/CSU ist derzeit wieder stärkste Kraft im Parlament, woraus Angela Merkel ihren Führungsanspruch ableitet. Noch-Kanzler Schröder allerdings will sich das Ergebnis schön rechnen, denkt nicht an Auszug aus dem Kanzleramt (die Bild-Zeitung titelte schon mal "Kanzler-Krieg!"), will weiterhin Kanzler bleiben. Nur wie das gehen soll, ließ er bis heute offen. Denn in der Wahlnacht und am Tag danach wurde aufgrund der unterschiedlichen Aussagen der Spitzenpolitiker deutlich, dass keiner bereit ist, nachzugeben und eine Koalition wie auch immer einzugehen. Die einen gehen lieber in die Opposition (Die Grünen), die anderen (SPD) können auf keinen Fall unter einer Kanzlerin Merkel und die wiederum lehnt zusammen mit Stoiber eine große Koalition unter Schröders Führung ab. Da auch die FDP ihren lieben Wählerinnen und Wählern vor der Wahl versprach, nicht mit der SPD in der Ampelkoalition zusammenzugehen, und sich an ihr Versprechen halten will, bleibt derzeit nur eine eventuell denkbare Konstellation: die Jamaika-Koalition aus Schwarz, Gelb und Grün, benannt nach den Nationalfarben der Karibikinsel, die von Zuckerrohr und Bananen, Rum und Reggae lebt. Doch ob der schwarze Edmund (Stoiber) mit der grünen Claudia (Roth) unter den Augen von Angie einen Reggae tanzt, wie es ein Journalist formulierte, bleibt abzuwarten. Immerhin schien eine Aussage - jedenfalls bis zum Redaktionsschluss dieser DAZ - noch unumstößlich: mit den Luxus-Linken Lafontaine und Gysi wollte keiner über eine Koalition reden. Ein Politikwissenschaftler allerdings wollte nichts mehr ausschließen: Man dürfe nicht vergessen, wie stark der Wille zur Macht ist, er könne Berge versetzen.

Geht man von der derzeit am nächsten liegenden, rechnerisch möglichen Jamaika-Koalition aus, so könnten dieser Formation aber massive inhaltliche Gegensätze zu schaffen machen: Die Frage ist, wie finden hier CDU/CSU Annäherung an die Grünen und umgekehrt? Oder wird's gar noch eine große Koalition? Was das Ergebnis letztlich für die Gesundheitspolitik bedeutet, ist noch vollkommen offen. Vielleicht wissen wir zu Beginn des Apothekertags an diesem Donnerstag bereits mehr, wenn die Grußworte der Politiker auf dem Programm stehen.

Wir haben für Sie in dieser DAZ ein Wahl-Special zusammengestellt mit dem offiziellen vorläufigen amtlichen Ergebnis, ersten Stellungnahmen von Verbänden und Meinungsbildnern aus der Pharmazie.

Köln ist in diesem Jahr Veranstaltungsort für den Deutschen Apothekertag und die Expopharm. Neben dem üblichen Bericht zur Lage und dem Geschäftsbericht stehen wieder - wie alle Jahre - drei Arbeitskreise auf dem Programm, diesmal zu den Themen Nutzenbewertung von Arzneimitteln, Pharmakovigilanz und Zukunftsaufgaben der Apotheker, außerdem ein Stapel von Anträgen. Die DAZ wird den Apothekertag aufmerksam verfolgen - die Ergebnisse erfahren Sie in der nächsten Ausgabe.

Peter Ditzel

 

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.