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Integrierte Versorgung mit Online-Gesundheitsakte

MÜNCHEN (hvj). Die AOK Bayern hat mit dem Patient-Partner-Verbund (PPV) erstmals einen hausarztbasierten Vertrag zur Integrierten Versorgung geschlossen, der eine elektronische Kommunikation zwischen den beteiligten Ärzten, Apothekern und Patienten fördert. Das Ärztenetzwerk mit über 300 angeschlossenen Medizinern setzt dabei auf die internetbasierte Gesundheitsakte "LifeSensor". Eine Teilnahme an diesem System für die Apotheken ist vorgesehen.

Im Zuge des GMG hat die AOK Bayern mit dem Patient-Partner-Verbund einen Versorgungsvertrag geschlossen. Die Online-Gesundheitsakte "LifeSensor", für die sich der Verbund entschieden hat, ist ein wesentlicher Bestandteil dieses neuen Systems. In ihr finden die behandelnden PPV-Ärzte Kopien der bei anderen Verbundärzten vorhandenen Gesundheitsdaten ihrer Patienten. Dazu gehören u. a. Diagnosen, Medikationen, Allergien sowie Check-Up- und Laborergebnisse. Der Patient entscheidet als Inhaber der Akte, wer auf seine Daten zugreifen, sie ändern oder löschen darf. Es besteht aber auch die Möglichkeit, diese Berechtigung an den Hausarzt oder sonstige Vertrauenspersonen mit der Vergabe der Zugriffsberechtigungen zu übertragen. Der Datenschutz dieser elektronischen Patientenakte sei, so die verantwortliche Firma InterComponentWare AG, gewährleistet.

Kommunikation ist die Basis

"Integrierte Versorgung bedeutet für mich Teamwork, und Teamwork funktioniert nur, wenn eine moderne und schnelle Kommunikation zwischen den Beteiligten möglich ist", so Dr. Elmar Schmid, Initiator des PPV. Mit der Gesundheitsakte "LifeSensor" stünden den angeschlossenen Haus- und Fachärzten erstmals umfangreiche Informationen zu ihren Patienten in einer gemeinsamen Online-Datenbasis zur Verfügung. Dadurch werde eine schnellere Diagnose und somit Therapie, aber auch Kosteneinsparungen – z. B. durch Vermeidung von Doppellaboruntersuchungen – ermöglicht.

Zugang zu Spezialpraxen

Der schnellere Informationsaustausch soll darüber hinaus die Einrichtung von "Spezialpraxen" erleichtern: Einige Hausärzte des PPV könnten sich auf die Behandlung relativ selten auftretender Erkrankungen wie chronische Wunden konzentrieren. Andere Verbundärzte sollen dann, so die Vorstellungen von Schmid, Patienten mit diesen seltenen Erkrankungen dorthin überweisen. Die Spezialisten sollen ihre Behandlungen in einem speziellen Protokoll dokumentieren, so dass sich der Hausarzt, der alle anderen Erkrankungen weiter behandelt, stets über den aktuellen Therapiestand informiert kann. Ziel sei es, durch die höhere Fallzahl bei einer Spezialisierung die Versorgungsqualität für seltene Erkrankungen zu verbessern und ggf. unnötige stationäre Einweisungen zu vermeiden.

Individuelles Versorgungsteam

Ärzte, die an dieser Integrierten Versorgung teilnehmen, können zudem für Patienten, die ambulante Pflege benötigen, ein individuelles Versorgungsteam zusammenstellen. Das Gespräch mit dem Versorgungsteam, das z. B. aus einer ambulanten Pflegekraft und einem Krankengymnasten oder Ergotherapeuten besteht, wird in einem Fallprotokoll in der Gesundheitsakte dokumentiert. Anschließend können die Pflegedienste – basierend auf ihren Patientenbesuchen – ein aktuelles Pflegeprotokoll in der Gesundheitsakte anlegen, auf das der behandelnde Arzt Zugriff hat. So soll eine qualitativ bessere Betreuung der Patienten erreicht werden.

Vorteile für AOK-Versicherte

AOK-Versicherte haben neben einer besseren und schnelleren Versorgung durch die optimierte Kommunikation zwischen den Leistungserbringern eine Reihe weiterer Vorteile. So können sie unter anderem die elektronische Gesundheitsakte selbst kostenlos nutzen und müssen die Praxisgebühr von zehn Euro nur einmal pro Jahr entrichten.

Außerdem haben sie einmal jährlich Anspruch auf einen kostenlosen Gesundheitscheck.

Anbindung von Apothekensoftware soll folgen

Apotheker können an dieser neuen Form der Integrierten Versorgung prinzipiell teilnehmen. Eine Integration der Gesundheitsakte "LifeSensor" in die Apothekensoftware existiere zwar noch nicht, doch arbeite man diesbezüglich bereits mit dem Apothekensoftwareunternehmen ADG zusammen, so die Aussage von InterComponentWare. Letztendlich soll bei "LifeSensor" eine frei zugängliche Schnittstelle entstehen, die es jedem Apothekensoftwareanbieter ermöglicht, diese elektronische Gesundheitsakte in sein System zu integrieren. Eine automatische Übernahme von Informationen aus der Apothekensoftware (z. B. Medikamentenprofile) befindet sich noch in der Planungsphase.

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