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Pharmagroßhandel: Noweda auf unverändert gutem Kurs
In seiner Begrüßung bezeichnete der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Klaus G. Brauer die im Koalitionsvertrag angekündigten Maßnahmen wie Generikapreissenkung, Preismoratorium und Verbot von Naturalrabatten als "Populismus pur". Solche "Instrumente aus dem Gruselkabinett der Planwirtschaft" sollten in einer sozialen Marktwirtschaft tabu sein. Die angekündigte Streichung des Bundeszuschusses von vier Mrd. Euro, mit dem bisher versicherungsfremde Leistungen finanziert wurden, werde weiteren Druck auf die Beiträge ausüben und möglicherweise auch zu neuen Belastungen im Arzneimittelbereich führen. In solchen Zeiten sei es für die Apotheker wichtig, über einen eigenen Großhändler zu verfügen, bei dem sie allein Einfluss auf die Geschäftspolitik hätten. Diese Position aufzugeben oder auch nur zu verwässern wäre töricht, so Brauer.
Erneut gute Zahlen
Der Vorstandsvorsitzende Wilfried Hollmann, der am 1. Juli 2005 die Nachfolge von Meyer antrat, dem Unternehmen selbst aber auch schon 30 Jahre angehört, sieht die Apotheker in einer guten politischen Position. Sie müssten sich durch ihre Liefer- und Beratungsleistungen unentbehrlich machen, wobei sie die Noweda als Organisation im Hintergrund der Apotheke unterstütze. Für das Geschäftsjahr 2004/2005 berichtete er erneut über eine positive Entwicklung der Genossenschaft, die in einzelnen Bereichen eine beachtliche Dynamik gezeigt habe. Das Unternehmen ist wieder deutlich stärker als der Gesamtmarkt des Pharmagroßhandels gewachsen und hat im Berichtszeitraum 1952 Mio. Euro umgesetzt. Bundesweit habe die Noweda einen Marktanteil von zehn Prozent, in ihrem Belieferungsgebiet bis 30%. Die Nachhaltigkeit des Wachstums zeige sich auch in der Investitionssumme von fast 17 Mio. Euro, insbesondere für die neue Filiale in Oldenburg/Rastede, den Ausbau in Köln/Frechen und die neue Handelsplattform ApoExpress, im Vergleich zu Abschreibungen von etwa fünf Mio. Euro. Die grundlegenden Bilanzrelationen hätten sich durch das Wachstum nicht verändert, die Finanzierung sei unverändert solide. Die Zahl der Mitarbeiter stieg im Vergleich zum Vorjahr von 1849 auf 1912, der Umsatz pro Mitarbeiter nahm um acht Prozent zu.
Der Rohertrag wuchs als Folge der neuen Preisbildung unterproportional, doch auch die betrieblichen Aufwendungen und die Personalkosten stiegen um nur 7,5% bzw. knapp unter sieben Prozent. Die sonstigen Erträge, insbesondere aus den Dienstleistungsangeboten für die Mitglieder und aus Werbekostenzuschüssen, stiegen deutlich um drei Mio. Euro auf 9,6 Mio. Euro. Auch das Finanzergebnis verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahr. Damit konnte der Jahresüberschuss wiederum überproportional zum Umsatz um 14,2% auf 10,3 Mio. Euro gesteigert werden. Die Noweda zahlt daraufhin die seit 15 Jahren unveränderte Bruttodividende von elf Prozent auf die Grundanteile und 13,2% auf die freiwilligen Anteile. Nach Abzug der Körperschaftssteuer werden 8,25% bzw. 9,9% ausgeschüttet.
Alternative zur Kooperation
In seiner Analyse des Apothekenmarktes setzte sich Hollmann kritisch mit Dachmarkenkonzepten auseinander. Bei einigen Dachmarken klängen Erfolgsmeldungen wie das Pfeifen im Walde. Dachmarken mit dem Instrument des Franchise zu verbinden, sei gefährlich, weil dies eine politische Steilvorlage für die Freigabe des Fremd- und Mehrbesitzes werden könne. Als Alternative für alle Arten von Kooperationen warb er für die Noweda, die alle für die Apotheken hilfreichen Leistungen biete und mit fast 6000 Apothekern der größte Verbund sei. Beispiele für die Leistungen seien die Reiseberatung, die Novitätenbörse, das Hilfsmittelkonzept und die Zentralregulierung. Das Diabeteskonzept und die Aktionsgemeinschaft zum Praxisbedarf würden 2400 und die Faxbörse sogar über 3400 Apotheken nutzen.
Intensiver Wettbewerb
Eine von Seiten der Sanacorp ins Gespräch gebrachte Fusion von Noweda und Sanacorp lehnte Hollmann erneut ab, weil keine eindeutigen Vorteile für die Noweda-Mitglieder erkennbar seien (s. Bericht in AZ Nr. 48/2005). In der Diskussion erklärte er, auch die Verdopplung der Mitgliederzahl in einem fusionierten Unternehmen könne die möglichen Nachteile und Risiken einer Fusion nicht aufwiegen. Zur Wettbewerbssituation im pharmazeutischen Großhandel sagte Hollmann, die Sanacorp habe verlauten lassen, eine Filiale in Gelsenkirchen eröffnen zu wollen. Außerdem sei gerade bekannt geworden, dass die Großhandlung Von der Linde ihre Hildener Filiale in das mittlere Ruhrgebiet verlegen wolle. Dies würde den Wettbewerb verstärken und wäre damit für die Apotheker vorteilhaft. Brauer bemerkte dazu, die Sanacorp als selbstständiges Unternehmen habe natürlich das Recht, im Kerngebiet der Noweda tätig zu werden. Die gleiche Freiheit habe natürlich auch die Noweda.
Auf eine Frage aus dem Mitgliederkreis berichtete Hollmann, der Großhandel kontingentiere Arzneimittel der Firma Pfizer, um möglichst alle Apotheken beliefern zu können. Doch werde der Großhandel nicht ausreichend beliefert und sei daher zum Teil nicht lieferfähig. Nach Einschätzung von Vorstandsmitglied Wolfgang P. Kuck ist die Distributionspolitik von Pfizer nicht im Interesse des Großhandels und der Apotheken. Sie sei als Teil eines weltweiten Restrukturierungsprogramms und als Kampf um die Marktmacht zu betrachten.
Die Generalversammlung entlastete den Vorstand und den Aufsichtsrat einstimmig. Bei den turnusmäßigen Wahlen zum Aufsichtsrat wurden Bernd Roder, Bösel, und Rudolf Strunk, Recklinghausen, mit großen Mehrheiten wiedergewählt. Als Ersatzmitglieder wurden Jürgen Blume, Bielefeld, erneut und Jens Dobbert, Forst (Brandenburg), erstmals gewählt.
Große Ehrung
Der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Klaus G. Brauer würdigte die außerordentlichen Erfolge, die der ehemalige Vorstandsvorsitzende Dr. Dietrich L. Meyer in über 30 Jahren für die Noweda erzielt habe. Mit dem Erreichen der satzungsgemäß vorgeschriebenen Altersgrenze war er zum Ende des vorigen Geschäftsjahres aus seinem Amt ausgeschieden und anschließend zum Ehrenvorsitzenden des Vorstandes ernannt worden. Bei der Generalversammlung wurde er mit der Günther Büsch-Ehrengabe, der höchsten Auszeichnung der Noweda, geehrt.
Von 1975 bis 2005 hatte Meyer die Noweda von 85 Mio. Euro Jahresumsatz, drei Prozent Marktanteil und unter 1000 Mitgliedern auf fast zwei Mrd. Euro Umsatz, zehn Prozent Marktanteil und eine Mitgliederzahl von nahezu 6000 geführt. Als Gründe für diese Erfolge nannte Brauer die konsequente und nachhaltige Umsetzung der Genossenschaftsidee, die Führungskultur im Unternehmen und Meyers politische Identifikation mit der Idee und der gesundheitspolitischen Rolle der inhabergeführten Apotheken, in denen die ökonomische Effektivität mit dem Apotheker als freiem Heilberufler verbunden bleibt. Meyer erklärte in seinen Dankesworten, dass ihm gerade diese Ehrengabe besonders viel bedeute, weil er den Namensgeber Günther Büsch persönlich gekannt und bewundert habe. Er appellierte an die Apotheker, in ihrem eigenen Interesse mit der Noweda zusammenzuarbeiten.
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