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DAZ aktuell
Integrationsvertrag auf dem Weg in die Praxis
Wie in Hannover berichtet wurde, haben in Niedersachsen bereits über 1000 der etwa 6000 Hausärzte und mehr als 600 der rund 2100 Apotheken ihre Teilnahme erklärt. Damit verpflichten sich die Hausärzte, ihre Patienten als "Lotsen" durch das Gesundheitssystem zu führen und eine bestimmte Anzahl spezieller Fortbildungen zu besuchen. Die Hausapotheken legen Medikationsprofile an und bieten weitere Serviceleistungen.
Befindlichkeiten der Ärzte
Die Konstruktion des Vertrages erweist sich je nach Position der Verbände in den verschiedenen Bundesländern als mehr oder weniger problemträchtig für die Ärzte: Der Vertrag wurde auf Ärzteseite vom Hausärzteverband verhandelt. Das ist naheliegend, denn es geht inhaltlich um die hausärztliche Tätigkeit. Die Vertragshoheit für die Ärzte lag aber bisher bei den Kassenärztlichen Vereinigungen (KV), der Vertretung aller Kassenärzte. Als weiterer Player auf der Ärzteseite kommt insbesondere in Schleswig-Holstein noch die eher wirtschaftlich ausgerichtete Ärztegenossenschaft hinzu.
Der Vorstand der KV Schleswig-Holstein kündigte bereits an, einen neuen Hausärztevertrag zu konzipieren, der möglichst mit allen Krankenkassen einheitlich abgeschlossen werden und allen Ärzten offen stehen soll. Dabei soll es aber nicht um Verträge zur Integrierten Versorgung gemäß § 140 ff SGB V, sondern um die reine Hausarzt-zentrierte Versorgung gemäß § 73 b SGB V gehen, die ohne Beteiligung der Apotheker auskommen dürfte. Doch heißt es auch, die KV werde andere Verträge akzeptieren, solange nichts "Besseres" auf dem Tisch liege.
Rege Beteiligung
der Apotheker Auf eine Tolerierung durch KV und Ärztegenossenschaft verwies auch Dr. Hans-Herbert Köhler, stellvertretender Vorsitzender des schleswig-holsteinischen Hausärzteverbandes, am 11. Februar in Kiel. Dabei merkte er an, dass auch der Vertrag mit der Barmer Ersatzkasse den Beitritt anderer Krankenkassen vorsieht. Köhler begrüßte den eingeschlagenen Weg als Einstieg in eine neue Vertragswelt. Für Schleswig-Holstein berichtete er, dass sich bereits etwa 500 und damit rund 25% der Hausärzte des Landes eingeschrieben haben. Dr. Peter Froese, Vorsitzender des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein, konnte sogar von über 70% der Apotheken berichten, die bereits durch entsprechende Schulungen zur Hausapotheke qualifiziert sind.
Zustimmung aus der Politik
Den Befindlichkeiten auf Ärzteseite stehen unmissverständliche Signale der Politik zu Gunsten des neuen Vertrages gegenüber. So warb die schleswig-holsteinische Gesundheitsministerin Dr. Gitta Trauernicht für das neue Vertragswerk. Durch die Fortbildung der Hausärzte und die Implementierung von Behandlungsleitlinien erhöhe es die medizinische Behandlungsqualität deutlich, die Patienten würden durch die um 30 Euro pro Jahr verminderte Praxisgebühr entlastet und die Versorgung durch die Hausapotheke erhöhe die Sicherheit. Sicherlich auch mit Blick auf die heiße Phase des Landtagswahlkampfes im nördlichsten Bundesland beschrieb die Ministerin die kommunikative Vernetzung der Gesundheitspartner und die gesundheitliche Versorgung aus einem Guss als Markenzeichen der Gesundheitspolitik in Schleswig-Holstein.
Letztlich werden die Patienten über den Erfolg entscheiden. Die Barmer Ersatzkasse rechnet damit, dass jeder vierte ihrer Versicherten an dem neuen Programm teilnehmen wird. Ab 1. März können sich die Patienten für die Integrierte Versorgung einschreiben.
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