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Große Erwartungen zum Startschuss

FRANKFURT (aal). Am 1. März fiel offiziell der Startschuss für das bundesweite Barmer Hausarzt- und Hausapothekenmodell, an das bei allen Beteiligten viel Erwartung und Hoffnung geknüpft ist. Bei einem Pressegespräch erläuterten Vertreter der Krankenkassen, des Hessischen Hausärzteverbandes und des Hessischen Apothekerverbandes noch einmal das Konzept.

Gerhard Potuschek, Landesgeschäftsführer der Barmer bekräftigte einmal mehr, dass die Umgestaltung im Gesundheitswesen auch neue Wege in den Organisationsformen bedingen. So habe man erkannt, dass nur die Führung des Patienten durch einen Arzt seines Vertrauens wirklich im Sinne der optimalen medizinischen Versorgung auch wirtschaftlich Sinn mache. Immerhin nehmen von den 1,4 Millionen Barmer-Versicherten 220.000 regelmäßig in allen Quartalen Medikamente ein, sind also eigentlich als chronisch krank einzustufen. Natürlich ist der Anteil der über 50-Jährigen in dieser Gruppe besonders groß. Doch das Barmer-Modell möchte nicht nur diese Patienten erfassen, sondern besonders auch die Jüngeren, bei denen Präventionsmaßnahmen besonders viel Sinn machen.

Finanzieller Anreiz lockt

Die Motivation der Versicherten zum Mitmachen geht vor allem von finanziellen Anreizen aus: Sie brauchen nur einmal im Jahr die zehn Euro Praxisgebühr zu zahlen. In der gewählten Hausapotheke wiederum locken besondere Serviceleistungen und Rabatte auf frei verkäufliche und apothekenübliche Produkte. Die Patienten scheinen diese Vorteile deutlich registriert zu haben. Schon lange, bevor es wirklich mit der Durchführung und Registrierung zum Modell losgeht, haben einige Tausend auf Anfrage ihres Arztes eine Absichtserklärung niedergelegt.

Stärkung

der Hausarzt-Position Hausärzte haben unter der Gesundheitsreform schwer zu leiden. Bürokratische Auflagen, enge Budgets und fallende Punktwerte machen ihnen zu schaffen. So ist es erklärlich, dass das Barmer-Modell großen Anklang bei den Allgemeinmedizinern findet. Wie Dr. Dieter Conrad vom Hessischen Hausärzteverband betonte, wird sein Ärztestand durch diese Maßnahme deutlich aufgewertet. Der Hausarzt als Generalist sei auf keinen Fall der, der von allem ein bisschen, doch von nichts fundierte Kenntnisse habe. Er könne sehr wohl die ihm zugedachte Lotsenfunktion erfüllen: Als geübter Diagnostiker könne er beurteilen, ob die Behandlung durch ihn möglich oder die Überweisung zu einem Facharzt nötig sei. Viele unsinnige Facharztbesuche würden somit unterbunden.

Der finanzielle Anreiz für die Ärzte ist mehrstufig. Im Vordergrund steht die Rückführung von 1% Honorar, das gesetzlich vorgeschrieben für die Subvention des stationären Bereichs des Gesundheitswesens einbehalten wird. Desweiteren erhält der Arzt für jeden Teilnehmer des Programms eine Einschreibpauschale und eine Folgepauschale für einen einmal jährlichen Gesundheits-Check.

Falsche Hoffnungen?

Laut Jürgen Schneider, Geschäftsführer des Hessischen Apothekerverbandes, hat das Barmer-Modell unter den Apotheken große Resonanz gefunden. Über 1000 der hessischen Apotheken haben sich schon interessiert gezeigt. Allerdings räumte Schneider ein, dass dies weniger Ausdruck der Attraktivität des Konzepts sei als vielmehr die missliche Lage, in der sich viele Apotheken befinden, widerspiegele. Immerhin wirtschaften nach neuen Untersuchungen 45% unterhalb der Rentabilität und erzielen nicht einmal mehr das durchschnittliche Unternehmergehalt als Gewinn. Viele dieser Apotheken glauben, als Barmer-Hausapotheke bessere Überlebenschancen zu haben.

Niedergelassene warnen vor Barmer-Modell

(ks). Zu seinem Start am 1. März hat der Barmer Hausarzt- und Hausapothekenvertrag erneut Kritik aus der Ärzteschaft einstecken müssen. Der Verband der niedergelassenen Ärzte Deutschlands – NAV-Virchow-Bund – warnte die Patienten, sich in das Barmer-Modell einzuschreiben. "Für den "billigen Köder der erlassenen Praxisgebühr" gibt der Patient sein Recht auf freie Arztwahl auf", erklärte der Bundesvorsitzende des Verbands, Dr. Maximilian Zoller, am 1. März in Berlin.

Ohnehin sorge der Wildwuchs an unterschiedlichen Hausarztmodellen der Krankenkassen für eine tiefe Verunsicherung bei den Patienten. "Eine Verbesserung der Qualität in der medizinischen Versorgung wird zwar von allen Akteuren stets behauptet, es weist jedoch nichts in den Verträgen auf eine nennenswerte Verbesserung an Qualität über den Status quo hin", betonte Zoller. Belegt sei hingegen, dass die Vielfalt an Hausarztmodellen ein Vielfaches an Bürokratie in den Arztpraxen nach sich ziehen werde.

 

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